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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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wie mir die Probe von der Transmutation der Me-
tallen,
noch in dieser Stunde gezeigt werden solte,
daferne ich kein Bedencken nähme, eine Eydes-
Formul abzuschwören, welche ohngefähr folgen-
des Jnhalts war: 1) Solte ich mit andächtigen
und Gottesfürchtigen Hertzen meine Augen auf das
grosse Welt-Wunder richten. 2) Den Meister
Elias und seine Jünger so wenig, als das Wunder
selbst verrathen und ausplaudern. 3) Daferne
ich ja so glückselig werden solte, bey ihnen unter die
Zahl der Lernenden aufgenommen zu werden, mich
aus allen Kräfften der Seelen, dahin zu bestreben,
als ein wiedergebohrner heiliger Mensch zu leben,
auch wie es der Zustand rechtschaffener Christen
erforderte, alles das meinige, und hingegen auch
alles das ihrige gemeinschafftlich zu halten. 4) Dem
Artisten Elia alle Huld, Treue und Gehorsam zu
leisten, oder da mir solches nicht länger anstünde,
und ich etwa vor mich allein leben und arbeiten wol-
te, ihm vorhero danckbarliche Aufkündigung zu
thun.

Kan man wohl glauben, daß ich so thöricht ge-
wesen, dergleichen Eyd zu schwören, welchem gemäß
zu leben, doch eine weit andere als menschliche Krafft
erfordert wurde. Allein, man bedencke nur, daß
mein Verstand, in Wahrheit durch die hefftige
Begierde nach dem Steine der Weisen, nicht um
ein kleines verrückt worden, derowegen hätte ich
wohl noch weit unmöglichere Dinge angelobet, um
nur desto hurtiger meine Neugierigkeit zubefrie-
digen. Endlich wurde ich in ein kleines Laborato-
rium
geführet, allwo ein bereits angemachtes Kohl-

Feuer

wie mir die Probe von der Transmutation der Me-
tallen,
noch in dieſer Stunde gezeigt werden ſolte,
daferne ich kein Bedencken naͤhme, eine Eydes-
Formul abzuſchwoͤren, welche ohngefaͤhr folgen-
des Jnhalts war: 1) Solte ich mit andaͤchtigen
und Gottesfuͤrchtigen Hertzen meine Augen auf das
groſſe Welt-Wunder richten. 2) Den Meiſter
Elias und ſeine Juͤnger ſo wenig, als das Wunder
ſelbſt verrathen und ausplaudern. 3) Daferne
ich ja ſo gluͤckſelig werden ſolte, bey ihnen unter die
Zahl der Lernenden aufgenommen zu werden, mich
aus allen Kraͤfften der Seelen, dahin zu beſtreben,
als ein wiedergebohrner heiliger Menſch zu leben,
auch wie es der Zuſtand rechtſchaffener Chriſten
erforderte, alles das meinige, und hingegen auch
alles das ihrige gemeinſchafftlich zu halten. 4) Dem
Artiſten Elia alle Huld, Treue und Gehorſam zu
leiſten, oder da mir ſolches nicht laͤnger anſtuͤnde,
und ich etwa vor mich allein leben und arbeiten wol-
te, ihm vorhero danckbarliche Aufkuͤndigung zu
thun.

Kan man wohl glauben, daß ich ſo thoͤricht ge-
weſen, dergleichen Eyd zu ſchwoͤren, welchem gemaͤß
zu leben, doch eine weit andere als menſchliche Krafft
erfordert wurde. Allein, man bedencke nur, daß
mein Verſtand, in Wahrheit durch die hefftige
Begierde nach dem Steine der Weiſen, nicht um
ein kleines verruͤckt worden, derowegen haͤtte ich
wohl noch weit unmoͤglichere Dinge angelobet, um
nur deſto hurtiger meine Neugierigkeit zubefrie-
digen. Endlich wurde ich in ein kleines Laborato-
rium
gefuͤhret, allwo ein bereits angemachtes Kohl-

Feuer
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[264/0278] wie mir die Probe von der Transmutation der Me- tallen, noch in dieſer Stunde gezeigt werden ſolte, daferne ich kein Bedencken naͤhme, eine Eydes- Formul abzuſchwoͤren, welche ohngefaͤhr folgen- des Jnhalts war: 1) Solte ich mit andaͤchtigen und Gottesfuͤrchtigen Hertzen meine Augen auf das groſſe Welt-Wunder richten. 2) Den Meiſter Elias und ſeine Juͤnger ſo wenig, als das Wunder ſelbſt verrathen und ausplaudern. 3) Daferne ich ja ſo gluͤckſelig werden ſolte, bey ihnen unter die Zahl der Lernenden aufgenommen zu werden, mich aus allen Kraͤfften der Seelen, dahin zu beſtreben, als ein wiedergebohrner heiliger Menſch zu leben, auch wie es der Zuſtand rechtſchaffener Chriſten erforderte, alles das meinige, und hingegen auch alles das ihrige gemeinſchafftlich zu halten. 4) Dem Artiſten Elia alle Huld, Treue und Gehorſam zu leiſten, oder da mir ſolches nicht laͤnger anſtuͤnde, und ich etwa vor mich allein leben und arbeiten wol- te, ihm vorhero danckbarliche Aufkuͤndigung zu thun. Kan man wohl glauben, daß ich ſo thoͤricht ge- weſen, dergleichen Eyd zu ſchwoͤren, welchem gemaͤß zu leben, doch eine weit andere als menſchliche Krafft erfordert wurde. Allein, man bedencke nur, daß mein Verſtand, in Wahrheit durch die hefftige Begierde nach dem Steine der Weiſen, nicht um ein kleines verruͤckt worden, derowegen haͤtte ich wohl noch weit unmoͤglichere Dinge angelobet, um nur deſto hurtiger meine Neugierigkeit zubefrie- digen. Endlich wurde ich in ein kleines Laborato- rium gefuͤhret, allwo ein bereits angemachtes Kohl- Feuer

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/278>, abgerufen am 23.11.2024.