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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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zu reisen, allwo ich meine Pension zu ziehen hatte,
als Tags vor Abgang der Post, ein unbekandter
schlecht gekleideter Mann in meine Cammer trat,
und mich ohngefehr also anredete: Monsieur neh-
met mir nicht ungütig, daß ich euch unangemeldet
Beschwerlichkeit verursache, ich trage hertzliches
Mitleid über den kläglichen Todes-Fall eures
Vettern, und bedaure sonderlich, daß ich heute mit
der Post zu späte gekommen bin, denselben vor sei-
nem seligen Ende noch einmahl mündlich zu spre-
chen, denn wir sind in Wahrheit iederzeit sehr gute
Freunde gewesen, ich bin gewißlich fast um keiner
andern Ursache willen verreiset, als einen Gottes-
Mann her zu führen, der euren Vater von dem Jrr-
wege auf die rechte Strasse führen, und ihn zu einem
wiedergebohrnen Menschen und rechtschaffenen
Christen machen solte, da ich aber von einem meiner
Mitbrüder, nur vor wenig Stunden vernommen,
daß er als ein bußfertiger und bekehrter Christ
von der Welt geschieden, gönne ich ihm die selige
Ruhe von Grunde meiner Seelen gern, euch aber,
mein Herr, will ich freundlich ersucht haben, mir um
eine billige Bezahlung, dieses euren sel. Vetters
hinterlassene chymische Schrifften zu überliefern,
weil sie doch vermuthlich euch schlechten Nutzen
schaffen werden. Jch gab hierauf zur Antwort,
daß mir an etlichen Thalern Geldes wenig gelegen
sey, iedoch weil ich dergleichen betrüglichen Plun-
der gantz und gar nichts achtete, wäre ich bereit ihm
die Schrifften meines Vetters sehr gern zu über-
lassen, wenn erwehnter mein Vetter mir nicht vor
seinem Ende befohlen, diese Schrifften viel lieber

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zu reiſen, allwo ich meine Penſion zu ziehen hatte,
als Tags vor Abgang der Poſt, ein unbekandter
ſchlecht gekleideter Mann in meine Cammer trat,
und mich ohngefehr alſo anredete: Monſieur neh-
met mir nicht unguͤtig, daß ich euch unangemeldet
Beſchwerlichkeit verurſache, ich trage hertzliches
Mitleid uͤber den klaͤglichen Todes-Fall eures
Vettern, und bedaure ſonderlich, daß ich heute mit
der Poſt zu ſpaͤte gekommen bin, denſelben vor ſei-
nem ſeligen Ende noch einmahl muͤndlich zu ſpre-
chen, denn wir ſind in Wahrheit iederzeit ſehr gute
Freunde geweſen, ich bin gewißlich faſt um keiner
andern Urſache willen verreiſet, als einen Gottes-
Mann her zu fuͤhren, der euren Vater von dem Jrr-
wege auf die rechte Straſſe fuͤhren, und ihn zu einem
wiedergebohrnen Menſchen und rechtſchaffenen
Chriſten machen ſolte, da ich aber von einem meiner
Mitbruͤder, nur vor wenig Stunden vernommen,
daß er als ein bußfertiger und bekehrter Chriſt
von der Welt geſchieden, goͤnne ich ihm die ſelige
Ruhe von Grunde meiner Seelen gern, euch aber,
mein Herr, will ich freundlich erſucht haben, mir um
eine billige Bezahlung, dieſes euren ſel. Vetters
hinterlaſſene chymiſche Schrifften zu uͤberliefern,
weil ſie doch vermuthlich euch ſchlechten Nutzen
ſchaffen werden. Jch gab hierauf zur Antwort,
daß mir an etlichen Thalern Geldes wenig gelegen
ſey, iedoch weil ich dergleichen betruͤglichen Plun-
der gantz und gar nichts achtete, waͤre ich bereit ihm
die Schrifften meines Vetters ſehr gern zu uͤber-
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ſeinem Ende befohlen, dieſe Schrifften viel lieber

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[259/0273] zu reiſen, allwo ich meine Penſion zu ziehen hatte, als Tags vor Abgang der Poſt, ein unbekandter ſchlecht gekleideter Mann in meine Cammer trat, und mich ohngefehr alſo anredete: Monſieur neh- met mir nicht unguͤtig, daß ich euch unangemeldet Beſchwerlichkeit verurſache, ich trage hertzliches Mitleid uͤber den klaͤglichen Todes-Fall eures Vettern, und bedaure ſonderlich, daß ich heute mit der Poſt zu ſpaͤte gekommen bin, denſelben vor ſei- nem ſeligen Ende noch einmahl muͤndlich zu ſpre- chen, denn wir ſind in Wahrheit iederzeit ſehr gute Freunde geweſen, ich bin gewißlich faſt um keiner andern Urſache willen verreiſet, als einen Gottes- Mann her zu fuͤhren, der euren Vater von dem Jrr- wege auf die rechte Straſſe fuͤhren, und ihn zu einem wiedergebohrnen Menſchen und rechtſchaffenen Chriſten machen ſolte, da ich aber von einem meiner Mitbruͤder, nur vor wenig Stunden vernommen, daß er als ein bußfertiger und bekehrter Chriſt von der Welt geſchieden, goͤnne ich ihm die ſelige Ruhe von Grunde meiner Seelen gern, euch aber, mein Herr, will ich freundlich erſucht haben, mir um eine billige Bezahlung, dieſes euren ſel. Vetters hinterlaſſene chymiſche Schrifften zu uͤberliefern, weil ſie doch vermuthlich euch ſchlechten Nutzen ſchaffen werden. Jch gab hierauf zur Antwort, daß mir an etlichen Thalern Geldes wenig gelegen ſey, iedoch weil ich dergleichen betruͤglichen Plun- der gantz und gar nichts achtete, waͤre ich bereit ihm die Schrifften meines Vetters ſehr gern zu uͤber- laſſen, wenn erwehnter mein Vetter mir nicht vor ſeinem Ende befohlen, dieſe Schrifften viel lieber zu r 2

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/273>, abgerufen am 25.11.2024.