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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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le wurde, mit welchem schönen Capitale ich eben
meine Rück-Reise anzutreten im Begriff war, da
mich eines abends ein Knabe auf der Strasse anre-
dete und bat, ihm in ein gewisses, in der Vorstadt ge-
legenes Häuslein, zu folgen, allwo mich ein kranck-
liegender Lands-Mann zu sprechen verlangte. Die-
sem Rufe folgte ich ohne Bedencken, weilen viel-
leicht Gelegenheit zu finden vermeinete, einem ar-
men bedürfftigen Lands-Manne, meine freygebige
Hand zu zeigen, traff auch würcklich einen Men-
schen daselbst an, der in einer besondern Stube, bey
dunckel brennenden Lichte, auf seinem Siech-Bette
sehr schwach und elend darnieder lag. Jedoch da
er mich im propern rothen Kleide, mit einer ge-
knüpften Peruque zu seiner Thür hinein treten sa-
he, richtete sich ein wenig auf, betrachtete mich eine
lange Zeit, und sagte endlich, nachdem ich ihn ge-
grüsset: Monsieur! Sie vergeben mir, daß ich ihnen
die Mühe gemacht, mich Elenden an diesem schlechten
Orte zu besuchen. Jsts wahr, daß sie ein Enckel
des berühmten Augspurgischen Mechanici N. N.
sind? Jch weiß nicht anders, war meine Antwort.
Und von welchem Sohne? redete er weiter, vielleicht
von dem Schweitzer? Da nun ich solches bejahete,
fragte er nach meinem und meines Vaters, auch
meiner Mutter und Geschwister Nahmen, welche
ich ihm in größter Verdrießlichkeit meldete, iedoch
solches nicht wohl abschlagen konte, weiln vermuthe-
te, daß dieser Mann, allem Ansehen nach, vielleicht
die gantze Historie von meinen Eltern, besser als ich
wissen möchte. Er lag hierauf eine ziemliche Wei-
le sehr stille, weßwegen ich endlich zu fragen anfing,

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le wurde, mit welchem ſchoͤnen Capitale ich eben
meine Ruͤck-Reiſe anzutreten im Begriff war, da
mich eines abends ein Knabe auf der Straſſe anre-
dete und bat, ihm in ein gewiſſes, in der Vorſtadt ge-
legenes Haͤuslein, zu folgen, allwo mich ein kranck-
liegender Lands-Mann zu ſprechen verlangte. Die-
ſem Rufe folgte ich ohne Bedencken, weilen viel-
leicht Gelegenheit zu finden vermeinete, einem ar-
men beduͤrfftigen Lands-Manne, meine freygebige
Hand zu zeigen, traff auch wuͤrcklich einen Men-
ſchen daſelbſt an, der in einer beſondern Stube, bey
dunckel brennenden Lichte, auf ſeinem Siech-Bette
ſehr ſchwach und elend darnieder lag. Jedoch da
er mich im propern rothen Kleide, mit einer ge-
knuͤpften Peruque zu ſeiner Thuͤr hinein treten ſa-
he, richtete ſich ein wenig auf, betrachtete mich eine
lange Zeit, und ſagte endlich, nachdem ich ihn ge-
gruͤſſet: Monſieur! Sie vergeben mir, daß ich ihnen
die Muͤhe gemacht, mich Elenden an dieſem ſchlechten
Orte zu beſuchen. Jſts wahr, daß ſie ein Enckel
des beruͤhmten Augſpurgiſchen Mechanici N. N.
ſind? Jch weiß nicht anders, war meine Antwort.
Und von welchem Sohne? redete er weiter, vielleicht
von dem Schweitzer? Da nun ich ſolches bejahete,
fragte er nach meinem und meines Vaters, auch
meiner Mutter und Geſchwiſter Nahmen, welche
ich ihm in groͤßter Verdrießlichkeit meldete, iedoch
ſolches nicht wohl abſchlagen konte, weiln vermuthe-
te, daß dieſer Mann, allem Anſehen nach, vielleicht
die gantze Hiſtorie von meinen Eltern, beſſer als ich
wiſſen moͤchte. Er lag hierauf eine ziemliche Wei-
le ſehr ſtille, weßwegen ich endlich zu fragen anfing,

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[249/0263] le wurde, mit welchem ſchoͤnen Capitale ich eben meine Ruͤck-Reiſe anzutreten im Begriff war, da mich eines abends ein Knabe auf der Straſſe anre- dete und bat, ihm in ein gewiſſes, in der Vorſtadt ge- legenes Haͤuslein, zu folgen, allwo mich ein kranck- liegender Lands-Mann zu ſprechen verlangte. Die- ſem Rufe folgte ich ohne Bedencken, weilen viel- leicht Gelegenheit zu finden vermeinete, einem ar- men beduͤrfftigen Lands-Manne, meine freygebige Hand zu zeigen, traff auch wuͤrcklich einen Men- ſchen daſelbſt an, der in einer beſondern Stube, bey dunckel brennenden Lichte, auf ſeinem Siech-Bette ſehr ſchwach und elend darnieder lag. Jedoch da er mich im propern rothen Kleide, mit einer ge- knuͤpften Peruque zu ſeiner Thuͤr hinein treten ſa- he, richtete ſich ein wenig auf, betrachtete mich eine lange Zeit, und ſagte endlich, nachdem ich ihn ge- gruͤſſet: Monſieur! Sie vergeben mir, daß ich ihnen die Muͤhe gemacht, mich Elenden an dieſem ſchlechten Orte zu beſuchen. Jſts wahr, daß ſie ein Enckel des beruͤhmten Augſpurgiſchen Mechanici N. N. ſind? Jch weiß nicht anders, war meine Antwort. Und von welchem Sohne? redete er weiter, vielleicht von dem Schweitzer? Da nun ich ſolches bejahete, fragte er nach meinem und meines Vaters, auch meiner Mutter und Geſchwiſter Nahmen, welche ich ihm in groͤßter Verdrießlichkeit meldete, iedoch ſolches nicht wohl abſchlagen konte, weiln vermuthe- te, daß dieſer Mann, allem Anſehen nach, vielleicht die gantze Hiſtorie von meinen Eltern, beſſer als ich wiſſen moͤchte. Er lag hierauf eine ziemliche Wei- le ſehr ſtille, weßwegen ich endlich zu fragen anfing, ob q 5

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/263>, abgerufen am 25.11.2024.