derselben schrifftl. Abschied nehmen, und sich vor er- zeigte Güte bedancken, ihre plötzliche Abreise aber bestens excusiren mußte. Mein ältester Bruder war als ein Goldschmiedts-Geselle etwa ein halbes Jahr vor meines Vaters Falliment, nach Welsch- land gegangen, und hatte sich seit der Zeit noch nicht wieder gemeldet. Meinem Groß-Vater war es von Hertzen angenehm, daß ich ihm so unverhofft die Schwester ins Haus brachte, indem er lauter frem- de Leute zu seiner Bedienung und Wirthschafft hal- ten mußte. Sie hat sich iederzeit sehr wohl aufge- führet, die Lutherische Religion angenommen, und nachhero eine glückliche Heyrath getroffen. Jch aber trat meine ernsthaffte Reise aufs neue an, und zwar in die Residenz Stadt eines gewissen teut- schen Fürsten, bey dem sehr viele Leute von meiner Profession ihren Aufenthalt gefunden, und vor- treffliche Werckstätten angelegt hatten. Blos meines Nahmens und meines Groß-Vaters we- gen, der weit und breit berühmt war, fand ich sehr bald was ich suchte, der Fürste selbst aber, sahe und merckte so wohl als seine Directeurs, daß ich mein Geld und Brod nicht mit Sünden verdienete, son- dern, ohne Ruhm zu melden, mehr Kunst und Ge- schicklichkeit, als Jahre besaß, wannenhero ich bin- nen 3 Jahren Gelegenheit genug fand, mir ein an- sehnliches Stücke Geld zusammlen. Nach der Zeit da unser Fürst einen andern grossen Fürsten mit einer besonders künstlichen Machine beschenckte, mußte ich nebst zweyen unter mir stehenden Gesellen, selbige dahin überbringen und behörig aufrichten, wovor mir ein Recompens von 2000. Thl. zu Thei-
le
derſelben ſchrifftl. Abſchied nehmen, und ſich vor er- zeigte Guͤte bedancken, ihre ploͤtzliche Abreiſe aber beſtens excuſiren mußte. Mein aͤlteſter Bruder war als ein Goldſchmiedts-Geſelle etwa ein halbes Jahr vor meines Vaters Falliment, nach Welſch- land gegangen, und hatte ſich ſeit der Zeit noch nicht wieder gemeldet. Meinem Groß-Vater war es von Hertzen angenehm, daß ich ihm ſo unverhofft die Schweſter ins Haus brachte, indem er lauter frem- de Leute zu ſeiner Bedienung und Wirthſchafft hal- ten mußte. Sie hat ſich iederzeit ſehr wohl aufge- fuͤhret, die Lutheriſche Religion angenommen, und nachhero eine gluͤckliche Heyrath getroffen. Jch aber trat meine ernſthaffte Reiſe aufs neue an, und zwar in die Reſidenz Stadt eines gewiſſen teut- ſchen Fuͤrſten, bey dem ſehr viele Leute von meiner Profeſſion ihren Aufenthalt gefunden, und vor- treffliche Werckſtaͤtten angelegt hatten. Blos meines Nahmens und meines Groß-Vaters we- gen, der weit und breit beruͤhmt war, fand ich ſehr bald was ich ſuchte, der Fuͤrſte ſelbſt aber, ſahe und merckte ſo wohl als ſeine Directeurs, daß ich mein Geld und Brod nicht mit Suͤnden verdienete, ſon- dern, ohne Ruhm zu melden, mehr Kunſt und Ge- ſchicklichkeit, als Jahre beſaß, wannenhero ich bin- nen 3 Jahren Gelegenheit genug fand, mir ein an- ſehnliches Stuͤcke Geld zuſammlen. Nach der Zeit da unſer Fuͤrſt einen andern groſſen Fuͤrſten mit einer beſonders kuͤnſtlichen Machine beſchenckte, mußte ich nebſt zweyen unter mir ſtehenden Geſellen, ſelbige dahin uͤberbringen und behoͤrig aufrichten, wovor mir ein Recompens von 2000. Thl. zu Thei-
le
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><floatingText><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0262"n="248"/>
derſelben ſchrifftl. Abſchied nehmen, und ſich vor er-<lb/>
zeigte Guͤte bedancken, ihre ploͤtzliche Abreiſe aber<lb/>
beſtens <hirendition="#aq">excuſir</hi>en mußte. Mein aͤlteſter Bruder<lb/>
war als ein Goldſchmiedts-Geſelle etwa ein halbes<lb/>
Jahr vor meines Vaters <hirendition="#aq">Falliment,</hi> nach Welſch-<lb/>
land gegangen, und hatte ſich ſeit der Zeit noch nicht<lb/>
wieder gemeldet. Meinem Groß-Vater war es<lb/>
von Hertzen angenehm, daß ich ihm ſo unverhofft die<lb/>
Schweſter ins Haus brachte, indem er lauter frem-<lb/>
de Leute zu ſeiner Bedienung und Wirthſchafft hal-<lb/>
ten mußte. Sie hat ſich iederzeit ſehr wohl aufge-<lb/>
fuͤhret, die Lutheriſche <hirendition="#aq">Religion</hi> angenommen, und<lb/>
nachhero eine gluͤckliche Heyrath getroffen. Jch<lb/>
aber trat meine ernſthaffte Reiſe aufs neue an, und<lb/>
zwar in die <hirendition="#aq">Reſidenz</hi> Stadt eines gewiſſen teut-<lb/>ſchen Fuͤrſten, bey dem ſehr viele Leute von meiner<lb/><hirendition="#aq">Profeſſion</hi> ihren Aufenthalt gefunden, und vor-<lb/>
treffliche Werckſtaͤtten angelegt hatten. Blos<lb/>
meines Nahmens und meines Groß-Vaters we-<lb/>
gen, der weit und breit beruͤhmt war, fand ich ſehr<lb/>
bald was ich ſuchte, der Fuͤrſte ſelbſt aber, ſahe und<lb/>
merckte ſo wohl als ſeine <hirendition="#aq">Directeurs,</hi> daß ich mein<lb/>
Geld und Brod nicht mit Suͤnden verdienete, ſon-<lb/>
dern, ohne Ruhm zu melden, mehr Kunſt und Ge-<lb/>ſchicklichkeit, als Jahre beſaß, wannenhero ich bin-<lb/>
nen 3 Jahren Gelegenheit genug fand, mir ein an-<lb/>ſehnliches Stuͤcke Geld zuſammlen. Nach der<lb/>
Zeit da unſer Fuͤrſt einen andern groſſen Fuͤrſten mit<lb/>
einer beſonders kuͤnſtlichen <hirendition="#aq">Machine</hi> beſchenckte,<lb/>
mußte ich nebſt zweyen unter mir ſtehenden Geſellen,<lb/>ſelbige dahin uͤberbringen und behoͤrig aufrichten,<lb/>
wovor mir ein <hirendition="#aq">Recompens</hi> von 2000. Thl. zu Thei-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">le</fw><lb/></p></div></body></floatingText></div></div></body></text></TEI>
[248/0262]
derſelben ſchrifftl. Abſchied nehmen, und ſich vor er-
zeigte Guͤte bedancken, ihre ploͤtzliche Abreiſe aber
beſtens excuſiren mußte. Mein aͤlteſter Bruder
war als ein Goldſchmiedts-Geſelle etwa ein halbes
Jahr vor meines Vaters Falliment, nach Welſch-
land gegangen, und hatte ſich ſeit der Zeit noch nicht
wieder gemeldet. Meinem Groß-Vater war es
von Hertzen angenehm, daß ich ihm ſo unverhofft die
Schweſter ins Haus brachte, indem er lauter frem-
de Leute zu ſeiner Bedienung und Wirthſchafft hal-
ten mußte. Sie hat ſich iederzeit ſehr wohl aufge-
fuͤhret, die Lutheriſche Religion angenommen, und
nachhero eine gluͤckliche Heyrath getroffen. Jch
aber trat meine ernſthaffte Reiſe aufs neue an, und
zwar in die Reſidenz Stadt eines gewiſſen teut-
ſchen Fuͤrſten, bey dem ſehr viele Leute von meiner
Profeſſion ihren Aufenthalt gefunden, und vor-
treffliche Werckſtaͤtten angelegt hatten. Blos
meines Nahmens und meines Groß-Vaters we-
gen, der weit und breit beruͤhmt war, fand ich ſehr
bald was ich ſuchte, der Fuͤrſte ſelbſt aber, ſahe und
merckte ſo wohl als ſeine Directeurs, daß ich mein
Geld und Brod nicht mit Suͤnden verdienete, ſon-
dern, ohne Ruhm zu melden, mehr Kunſt und Ge-
ſchicklichkeit, als Jahre beſaß, wannenhero ich bin-
nen 3 Jahren Gelegenheit genug fand, mir ein an-
ſehnliches Stuͤcke Geld zuſammlen. Nach der
Zeit da unſer Fuͤrſt einen andern groſſen Fuͤrſten mit
einer beſonders kuͤnſtlichen Machine beſchenckte,
mußte ich nebſt zweyen unter mir ſtehenden Geſellen,
ſelbige dahin uͤberbringen und behoͤrig aufrichten,
wovor mir ein Recompens von 2000. Thl. zu Thei-
le
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/262>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.