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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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mir, weil sie noch kein eintziges von ihren Kindes-
Kindern, als mich eintzig und allein zu sehen, das
Glück gehabt, denn ihre andern zwey Söhne waren
ebenfalls in der Ferne verheyrathet, die eintzige Aug-
spurgische Tochter aber unfruchtbar. Allein da,
wie bereits gemeldet habe, in meinem 17ten Jahre
die erschreckliche Zeitung von dem Unglücke meines
Vaters einlieff, zog sich die Groß Mutter selbiges der-
massen zu Gemüthe, daß sie darüber ihren Geist
aufgab, ja es fehlete wenig, meinem lieben Groß-
Vater wäre ein gleiches wiederfahren, iedoch der
Himmel ließ ihn vielleicht zu meinem Troste noch ei-
ne Zeitlang leben. Wir hoffeten nach der Zeit im-
mer auf Briefe von meinem Vater, allein gantz ver-
gebens, endlich aber, da im Jahre 1713. mein Groß-
Vater vor genehm hielt, daß ich mich in fremde Län-
der begeben, und die Inventiones anderer geschick-
ten Leute in Augenschein nehmen solte, trieb mich
dennoch die Liebe zum Vaterlande in meine Ge-
burts-Stadt, wiewohl ich mich daselbst unter ei-
nem andern Nahmen, gantz incognito aufhielt,
und meine Mutter zu sprechen trachtete, allein selbi-
ges war nicht möglich, dahingegen kundschaffte ich
meine Schwester aus, die bey einer vornehmen Da-
me
als Aufwarte-Mägdgen, in Diensten stund, und
gewann dieselbe mit leichter Mühe, sich mit mir auf
die Post zu setzen, und dem Groß-Vater zu zueilen.
Sie hatte ihre Mutter ebenfalls seit 5. Jahren nicht
gesehen, sondern war, nachdem sie 3. Jahr im
Waysen-Hause zugebracht, von besagter Dame her-
aus, und in ihre Dienste genommen, auch noch so
mittelmäßig tractiret worden, weßwegen sie von

der
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mir, weil ſie noch kein eintziges von ihren Kindes-
Kindern, als mich eintzig und allein zu ſehen, das
Gluͤck gehabt, denn ihre andern zwey Soͤhne waren
ebenfalls in der Ferne verheyrathet, die eintzige Aug-
ſpurgiſche Tochter aber unfruchtbar. Allein da,
wie bereits gemeldet habe, in meinem 17ten Jahre
die erſchreckliche Zeitung von dem Ungluͤcke meines
Vaters einlieff, zog ſich die Groß Mutter ſelbiges der-
maſſen zu Gemuͤthe, daß ſie daruͤber ihren Geiſt
aufgab, ja es fehlete wenig, meinem lieben Groß-
Vater waͤre ein gleiches wiederfahren, iedoch der
Himmel ließ ihn vielleicht zu meinem Troſte noch ei-
ne Zeitlang leben. Wir hoffeten nach der Zeit im-
mer auf Briefe von meinem Vater, allein gantz ver-
gebens, endlich aber, da im Jahre 1713. mein Groß-
Vater vor genehm hielt, daß ich mich in fremde Laͤn-
der begeben, und die Inventiones anderer geſchick-
ten Leute in Augenſchein nehmen ſolte, trieb mich
dennoch die Liebe zum Vaterlande in meine Ge-
burts-Stadt, wiewohl ich mich daſelbſt unter ei-
nem andern Nahmen, gantz incognito aufhielt,
und meine Mutter zu ſprechen trachtete, allein ſelbi-
ges war nicht moͤglich, dahingegen kundſchaffte ich
meine Schweſter aus, die bey einer vornehmen Da-
me
als Aufwarte-Maͤgdgen, in Dienſten ſtund, und
gewann dieſelbe mit leichter Muͤhe, ſich mit mir auf
die Poſt zu ſetzen, und dem Groß-Vater zu zueilen.
Sie hatte ihre Mutter ebenfalls ſeit 5. Jahren nicht
geſehen, ſondern war, nachdem ſie 3. Jahr im
Wayſen-Hauſe zugebracht, von beſagter Dame her-
aus, und in ihre Dienſte genommen, auch noch ſo
mittelmaͤßig tractiret worden, weßwegen ſie von

der
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[247/0261] mir, weil ſie noch kein eintziges von ihren Kindes- Kindern, als mich eintzig und allein zu ſehen, das Gluͤck gehabt, denn ihre andern zwey Soͤhne waren ebenfalls in der Ferne verheyrathet, die eintzige Aug- ſpurgiſche Tochter aber unfruchtbar. Allein da, wie bereits gemeldet habe, in meinem 17ten Jahre die erſchreckliche Zeitung von dem Ungluͤcke meines Vaters einlieff, zog ſich die Groß Mutter ſelbiges der- maſſen zu Gemuͤthe, daß ſie daruͤber ihren Geiſt aufgab, ja es fehlete wenig, meinem lieben Groß- Vater waͤre ein gleiches wiederfahren, iedoch der Himmel ließ ihn vielleicht zu meinem Troſte noch ei- ne Zeitlang leben. Wir hoffeten nach der Zeit im- mer auf Briefe von meinem Vater, allein gantz ver- gebens, endlich aber, da im Jahre 1713. mein Groß- Vater vor genehm hielt, daß ich mich in fremde Laͤn- der begeben, und die Inventiones anderer geſchick- ten Leute in Augenſchein nehmen ſolte, trieb mich dennoch die Liebe zum Vaterlande in meine Ge- burts-Stadt, wiewohl ich mich daſelbſt unter ei- nem andern Nahmen, gantz incognito aufhielt, und meine Mutter zu ſprechen trachtete, allein ſelbi- ges war nicht moͤglich, dahingegen kundſchaffte ich meine Schweſter aus, die bey einer vornehmen Da- me als Aufwarte-Maͤgdgen, in Dienſten ſtund, und gewann dieſelbe mit leichter Muͤhe, ſich mit mir auf die Poſt zu ſetzen, und dem Groß-Vater zu zueilen. Sie hatte ihre Mutter ebenfalls ſeit 5. Jahren nicht geſehen, ſondern war, nachdem ſie 3. Jahr im Wayſen-Hauſe zugebracht, von beſagter Dame her- aus, und in ihre Dienſte genommen, auch noch ſo mittelmaͤßig tractiret worden, weßwegen ſie von der q 4

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/261>, abgerufen am 25.11.2024.