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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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oder haselirendes, sondern er wußte im Umgange
seine Gemüths-Bewegungen mit einer besondern
Klugheit zu temperiren, seinen Gesprächen und Er-
zehlungen aber zu zuhören, konte man nicht
leicht müde werden, denn er hatte die Gabe bey al-
len Passagen den Affect vollkommen auszudrücken,
und mit eingemischten Schertz-Worten und artigen
Geberden nicht selten ein Gelächter zu erregen, wel-
ches durch sein eigenes sauer sehen gemeiniglich ver-
mehret wurde.

Wir hätten ihm vor diesesmahl, da es ohnedem
noch hoch Tag war, wenigstens noch ein paar Stun-
den mit dem allergrößten Plaisir zugehöret, allein er
wolte durchaus nichts mehr erzehlen, sondern bemü-
hete sich mit andern ergötzlichen Veränderungen
und Delicatessen, die seine Liebste indessen bereitet
hatte, uns aufs herrlichste zu bewirthen, worbey ie-
dennoch manch lustiges Gespräch geführet wurde.
Endlich nachdem wir auch seine gantze Oeconomie
in Augenschein genommen, und darinnen gantz be-
sonders inventieuse Sachen angemerckt hatten,
bestimmten wir ihn auf Morgen, in Jacobs-Raum
zu erscheinen, um zu versuchen, ob wir den, sonst sehr
eigensinnig scheinenden Mons. Plager dahin bewe-
gen könten, uns gleichergestalt seine Lebens-Ge-
schicht zu erzehlen. Nachdem nun Mons. Kramer
sich daselbst einzustellen versprochen, nahmen wir
Abschied und reiseten mit einbrechenden Abend ein
ieder an seinen Ort.

Herr Mag. Schmeltzer, der diese Spatzier-
Fahrt, wegen anderer wichtigern Verrichtungen
nicht mit antreten wollen, empfing uns nebst seiner

Liebste,

oder haſelirendes, ſondern er wußte im Umgange
ſeine Gemuͤths-Bewegungen mit einer beſondern
Klugheit zu temperiren, ſeinen Geſpraͤchen und Er-
zehlungen aber zu zuhoͤren, konte man nicht
leicht muͤde werden, denn er hatte die Gabe bey al-
len Paſſagen den Affect vollkommen auszudruͤcken,
und mit eingemiſchten Schertz-Worten und artigen
Geberden nicht ſelten ein Gelaͤchter zu erregen, wel-
ches durch ſein eigenes ſauer ſehen gemeiniglich ver-
mehret wurde.

Wir haͤtten ihm vor dieſesmahl, da es ohnedem
noch hoch Tag war, wenigſtens noch ein paar Stun-
den mit dem allergroͤßten Plaiſir zugehoͤret, allein er
wolte durchaus nichts mehr erzehlen, ſondern bemuͤ-
hete ſich mit andern ergoͤtzlichen Veraͤnderungen
und Delicateſſen, die ſeine Liebſte indeſſen bereitet
hatte, uns aufs herrlichſte zu bewirthen, worbey ie-
dennoch manch luſtiges Geſpraͤch gefuͤhret wurde.
Endlich nachdem wir auch ſeine gantze Oeconomie
in Augenſchein genommen, und darinnen gantz be-
ſonders inventieuſe Sachen angemerckt hatten,
beſtimmten wir ihn auf Morgen, in Jacobs-Raum
zu erſcheinen, um zu verſuchen, ob wir den, ſonſt ſehr
eigenſinnig ſcheinenden Monſ. Plager dahin bewe-
gen koͤnten, uns gleichergeſtalt ſeine Lebens-Ge-
ſchicht zu erzehlen. Nachdem nun Monſ. Kramer
ſich daſelbſt einzuſtellen verſprochen, nahmen wir
Abſchied und reiſeten mit einbrechenden Abend ein
ieder an ſeinen Ort.

Herr Mag. Schmeltzer, der dieſe Spatzier-
Fahrt, wegen anderer wichtigern Verrichtungen
nicht mit antreten wollen, empfing uns nebſt ſeiner

Liebſte,
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[236/0250] oder haſelirendes, ſondern er wußte im Umgange ſeine Gemuͤths-Bewegungen mit einer beſondern Klugheit zu temperiren, ſeinen Geſpraͤchen und Er- zehlungen aber zu zuhoͤren, konte man nicht leicht muͤde werden, denn er hatte die Gabe bey al- len Paſſagen den Affect vollkommen auszudruͤcken, und mit eingemiſchten Schertz-Worten und artigen Geberden nicht ſelten ein Gelaͤchter zu erregen, wel- ches durch ſein eigenes ſauer ſehen gemeiniglich ver- mehret wurde. Wir haͤtten ihm vor dieſesmahl, da es ohnedem noch hoch Tag war, wenigſtens noch ein paar Stun- den mit dem allergroͤßten Plaiſir zugehoͤret, allein er wolte durchaus nichts mehr erzehlen, ſondern bemuͤ- hete ſich mit andern ergoͤtzlichen Veraͤnderungen und Delicateſſen, die ſeine Liebſte indeſſen bereitet hatte, uns aufs herrlichſte zu bewirthen, worbey ie- dennoch manch luſtiges Geſpraͤch gefuͤhret wurde. Endlich nachdem wir auch ſeine gantze Oeconomie in Augenſchein genommen, und darinnen gantz be- ſonders inventieuſe Sachen angemerckt hatten, beſtimmten wir ihn auf Morgen, in Jacobs-Raum zu erſcheinen, um zu verſuchen, ob wir den, ſonſt ſehr eigenſinnig ſcheinenden Monſ. Plager dahin bewe- gen koͤnten, uns gleichergeſtalt ſeine Lebens-Ge- ſchicht zu erzehlen. Nachdem nun Monſ. Kramer ſich daſelbſt einzuſtellen verſprochen, nahmen wir Abſchied und reiſeten mit einbrechenden Abend ein ieder an ſeinen Ort. Herr Mag. Schmeltzer, der dieſe Spatzier- Fahrt, wegen anderer wichtigern Verrichtungen nicht mit antreten wollen, empfing uns nebſt ſeiner Liebſte,

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/250>, abgerufen am 21.11.2024.