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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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Liebste, die, dem ohngeacht die Alberts-Burgische
Oeconomie noch beständig fortführete, unten am
Berge bey der Kirche, oben aber fanden wir einen
zubereiteten Caffee-Tranck, worzu wir eine Pfeiffe
Toback ansteckten, ich aber mußte Herrn Mag-
Schmeltzern
einen concisen Bericht von dem
Kramerischen Lebens-Lauffe abstatten, worüber wir
zum Ruhme dieses werthen Freundes unsere Pen-
se
en ausschütteten, und uns hernach zur Ruhe leg-
ten. Selbige Nacht aber passirte mir ein poßier-
licher Streich; Denn früh Morgens, da kaum der
Himmel zu grauen begunnte, erweckte mich eine
Stimme mit diesen Worten aus dem Schlafe:
Eberhard mein Sohn! weil nun selbige mit des
Altvaters Stimme eine genaue Gleichheit hatte,
sprung ich augenblicklich aus dem Bette, warff mei-
nen Nacht Rock über, ging durch die offen stehende
Thür in des Altvaters Cammer, trat vor sein Bet-
te und fragte: Liebster Papa, was ist zu euern Dien-
sten? Allein der Altvater lag in seinem natürlichen
süssen Schlafe, weßwegen ich mir die gäntzliche Ein-
bildung machte, daß ich geträumet hätte, und mich
wiederum zu Bette legte, auch gar bald wiederum
einschlief. Jedoch bald hernach rief es abermahls:
Eberhard mein Sohn! Derowegen lieff ich zum
andern mahle vor des Alt-Vaters Bette, und that
vorige Frage, da derselbe aber sehr stille lag und nicht
das geringste Schnauben von sich hören ließ, ergriff
ich ihn bey der Hand und drückte selbige so lange,
bis er sich aus seinem süssen Schlafe ermunterte, und
mich fragte, was mein Begehren sey? lieber Pa-
pa!
gab ich zur Antwort, ich zitterte vor Bangigkeit,

weil

Liebſte, die, dem ohngeacht die Alberts-Burgiſche
Oeconomie noch beſtaͤndig fortfuͤhrete, unten am
Berge bey der Kirche, oben aber fanden wir einen
zubereiteten Caffée-Tranck, worzu wir eine Pfeiffe
Toback anſteckten, ich aber mußte Herrn Mag-
Schmeltzern
einen conciſen Bericht von dem
Krameriſchen Lebens-Lauffe abſtatten, woruͤber wir
zum Ruhme dieſes werthen Freundes unſere Pen-
ſe
en ausſchuͤtteten, und uns hernach zur Ruhe leg-
ten. Selbige Nacht aber paſſirte mir ein poßier-
licher Streich; Denn fruͤh Morgens, da kaum der
Himmel zu grauen begunnte, erweckte mich eine
Stimme mit dieſen Worten aus dem Schlafe:
Eberhard mein Sohn! weil nun ſelbige mit des
Altvaters Stimme eine genaue Gleichheit hatte,
ſprung ich augenblicklich aus dem Bette, warff mei-
nen Nacht Rock uͤber, ging durch die offen ſtehende
Thuͤr in des Altvaters Cammer, trat vor ſein Bet-
te und fragte: Liebſter Papa, was iſt zu euern Dien-
ſten? Allein der Altvater lag in ſeinem natuͤrlichen
ſuͤſſen Schlafe, weßwegen ich mir die gaͤntzliche Ein-
bildung machte, daß ich getraͤumet haͤtte, und mich
wiederum zu Bette legte, auch gar bald wiederum
einſchlief. Jedoch bald hernach rief es abermahls:
Eberhard mein Sohn! Derowegen lieff ich zum
andern mahle vor des Alt-Vaters Bette, und that
vorige Frage, da derſelbe aber ſehr ſtille lag und nicht
das geringſte Schnauben von ſich hoͤren ließ, ergriff
ich ihn bey der Hand und druͤckte ſelbige ſo lange,
bis er ſich aus ſeinem ſuͤſſen Schlafe ermunterte, und
mich fragte, was mein Begehren ſey? lieber Pa-
pa!
gab ich zur Antwort, ich zitterte vor Bangigkeit,

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[237/0251] Liebſte, die, dem ohngeacht die Alberts-Burgiſche Oeconomie noch beſtaͤndig fortfuͤhrete, unten am Berge bey der Kirche, oben aber fanden wir einen zubereiteten Caffée-Tranck, worzu wir eine Pfeiffe Toback anſteckten, ich aber mußte Herrn Mag- Schmeltzern einen conciſen Bericht von dem Krameriſchen Lebens-Lauffe abſtatten, woruͤber wir zum Ruhme dieſes werthen Freundes unſere Pen- ſeen ausſchuͤtteten, und uns hernach zur Ruhe leg- ten. Selbige Nacht aber paſſirte mir ein poßier- licher Streich; Denn fruͤh Morgens, da kaum der Himmel zu grauen begunnte, erweckte mich eine Stimme mit dieſen Worten aus dem Schlafe: Eberhard mein Sohn! weil nun ſelbige mit des Altvaters Stimme eine genaue Gleichheit hatte, ſprung ich augenblicklich aus dem Bette, warff mei- nen Nacht Rock uͤber, ging durch die offen ſtehende Thuͤr in des Altvaters Cammer, trat vor ſein Bet- te und fragte: Liebſter Papa, was iſt zu euern Dien- ſten? Allein der Altvater lag in ſeinem natuͤrlichen ſuͤſſen Schlafe, weßwegen ich mir die gaͤntzliche Ein- bildung machte, daß ich getraͤumet haͤtte, und mich wiederum zu Bette legte, auch gar bald wiederum einſchlief. Jedoch bald hernach rief es abermahls: Eberhard mein Sohn! Derowegen lieff ich zum andern mahle vor des Alt-Vaters Bette, und that vorige Frage, da derſelbe aber ſehr ſtille lag und nicht das geringſte Schnauben von ſich hoͤren ließ, ergriff ich ihn bey der Hand und druͤckte ſelbige ſo lange, bis er ſich aus ſeinem ſuͤſſen Schlafe ermunterte, und mich fragte, was mein Begehren ſey? lieber Pa- pa! gab ich zur Antwort, ich zitterte vor Bangigkeit, weil

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/251>, abgerufen am 25.11.2024.