Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

zulängliche Nahrungs-Mittel hatten, sondern auch
unsere Lands-Leute auf den benachbarten Jnsuln
mit eingesaltzenem Fleische und andern Sachen be-
sorgen konten. Anbey thaten wir manchen Stich
in die See, und bereicherten uns nicht allein mit
lauter Spanischen und Frantzösischen Gütern, son-
dern thaten beyden Nationen allen ersinnlichen
Schaden und gebranntes Hertzeleyd an.

Jch vor meine Person, hatte mir einen ziemlichen
Schatz an Gold, Silber, Perlen, und andern kost-
baren Sachen gesammlet, wovon ich das meiste auf
der Jnsul an unterschiedliche Oerter vergrub, wo
ich nicht leicht befürchten durffte, daß es ohne meine
Anweifung jemand finden würde. Ubrigens leb-
ten wir ingesamt so vergnügt auf der Jnsul, daß es,
nachdem wir 3. Jahr lang darauff zugebracht, das
Ansehen hatte, als sehnete sich kein eintziger wieder
nach seinem Vaterlande.

Nach so langer Zeit wurde Kundschafft einge-
bracht, daß die Spanier abermals mit einer reich
beladenen Silber-Flotte zurück nach Europa see-
geln wolten, also machten wir einen Anschlag, et-
was davon zu erhaschen, giengen mit zwey der be-
sten und wol ausgerüsteten Schiffe, auch der reso-
lutesten Mannschafft in See, und | laureten um die
Gegend derer Caribischen Jnsuln auf dieselbe, brauch-
ten anbey alle möglichste Vorsicht, um nicht ent-
deckt zu werden. Unsere Bemühung war deßfalls
so wenig als sonsten vergebens, indem wir eines
Morgens sehr frühe, nach vorhero ausgestandenen
ziemlichen Sturme, ein von der Flotte verschlage-
nes Spanisches Schiff mit List erhaschten, mit Ge-

walt
E 3

zulaͤngliche Nahrungs-Mittel hatten, ſondern auch
unſere Lands-Leute auf den benachbarten Jnſuln
mit eingeſaltzenem Fleiſche und andern Sachen be-
ſorgen konten. Anbey thaten wir manchen Stich
in die See, und bereicherten uns nicht allein mit
lauter Spaniſchen und Frantzoͤſiſchen Guͤtern, ſon-
dern thaten beyden Nationen allen erſinnlichen
Schaden und gebranntes Hertzeleyd an.

Jch vor meine Perſon, hatte mir einen ziemlichen
Schatz an Gold, Silber, Perlen, und andern koſt-
baren Sachen geſammlet, wovon ich das meiſte auf
der Jnſul an unterſchiedliche Oerter vergrub, wo
ich nicht leicht befuͤrchten durffte, daß es ohne meine
Anweifung jemand finden wuͤrde. Ubrigens leb-
ten wir ingeſamt ſo vergnuͤgt auf der Jnſul, daß es,
nachdem wir 3. Jahr lang darauff zugebracht, das
Anſehen hatte, als ſehnete ſich kein eintziger wieder
nach ſeinem Vaterlande.

Nach ſo langer Zeit wurde Kundſchafft einge-
bracht, daß die Spanier abermals mit einer reich
beladenen Silber-Flotte zuruͤck nach Europa ſee-
geln wolten, alſo machten wir einen Anſchlag, et-
was davon zu erhaſchen, giengen mit zwey der be-
ſten und wol ausgeruͤſteten Schiffe, auch der reſo-
luteſten Mannſchafft in See, und | laureten um die
Gegend derer Caribiſchen Jnſuln auf dieſelbe, brauch-
ten anbey alle moͤglichſte Vorſicht, um nicht ent-
deckt zu werden. Unſere Bemuͤhung war deßfalls
ſo wenig als ſonſten vergebens, indem wir eines
Morgens ſehr fruͤhe, nach vorhero ausgeſtandenen
ziemlichen Sturme, ein von der Flotte verſchlage-
nes Spaniſches Schiff mit Liſt erhaſchten, mit Ge-

walt
E 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0081" n="69"/>
zula&#x0364;ngliche Nahrungs-Mittel hatten, &#x017F;ondern auch<lb/>
un&#x017F;ere Lands-Leute auf den benachbarten Jn&#x017F;uln<lb/>
mit einge&#x017F;altzenem Flei&#x017F;che und andern Sachen be-<lb/>
&#x017F;orgen konten. Anbey thaten wir manchen Stich<lb/>
in die See, und bereicherten uns nicht allein mit<lb/>
lauter Spani&#x017F;chen und Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Gu&#x0364;tern, &#x017F;on-<lb/>
dern thaten beyden <hi rendition="#aq">Nation</hi>en allen er&#x017F;innlichen<lb/>
Schaden und gebranntes Hertzeleyd an.</p><lb/>
        <p>Jch vor meine Per&#x017F;on, hatte mir einen ziemlichen<lb/>
Schatz an Gold, Silber, Perlen, und andern ko&#x017F;t-<lb/>
baren Sachen ge&#x017F;ammlet, wovon ich das mei&#x017F;te auf<lb/>
der Jn&#x017F;ul an unter&#x017F;chiedliche Oerter vergrub, wo<lb/>
ich nicht leicht befu&#x0364;rchten durffte, daß es ohne meine<lb/>
Anweifung jemand finden wu&#x0364;rde. Ubrigens leb-<lb/>
ten wir inge&#x017F;amt &#x017F;o vergnu&#x0364;gt auf der Jn&#x017F;ul, daß es,<lb/>
nachdem wir 3. Jahr lang darauff zugebracht, das<lb/>
An&#x017F;ehen hatte, als &#x017F;ehnete &#x017F;ich kein eintziger wieder<lb/>
nach &#x017F;einem Vaterlande.</p><lb/>
        <p>Nach &#x017F;o langer Zeit wurde Kund&#x017F;chafft einge-<lb/>
bracht, daß die Spanier abermals mit einer reich<lb/>
beladenen Silber-Flotte zuru&#x0364;ck nach Europa &#x017F;ee-<lb/>
geln wolten, al&#x017F;o machten wir einen An&#x017F;chlag, et-<lb/>
was davon zu erha&#x017F;chen, giengen mit zwey der be-<lb/>
&#x017F;ten und wol ausgeru&#x0364;&#x017F;teten Schiffe, auch der <hi rendition="#aq">re&#x017F;o-<lb/>
lute</hi>&#x017F;ten Mann&#x017F;chafft in See, und | laureten um die<lb/>
Gegend derer <hi rendition="#aq">Caribi</hi>&#x017F;chen Jn&#x017F;uln auf die&#x017F;elbe, brauch-<lb/>
ten anbey alle mo&#x0364;glich&#x017F;te Vor&#x017F;icht, um nicht ent-<lb/>
deckt zu werden. Un&#x017F;ere Bemu&#x0364;hung war deßfalls<lb/>
&#x017F;o wenig als &#x017F;on&#x017F;ten vergebens, indem wir eines<lb/>
Morgens &#x017F;ehr fru&#x0364;he, nach vorhero ausge&#x017F;tandenen<lb/>
ziemlichen Sturme, ein von der Flotte ver&#x017F;chlage-<lb/>
nes Spani&#x017F;ches Schiff mit Li&#x017F;t erha&#x017F;chten, mit Ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E 3</fw><fw place="bottom" type="catch">walt</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[69/0081] zulaͤngliche Nahrungs-Mittel hatten, ſondern auch unſere Lands-Leute auf den benachbarten Jnſuln mit eingeſaltzenem Fleiſche und andern Sachen be- ſorgen konten. Anbey thaten wir manchen Stich in die See, und bereicherten uns nicht allein mit lauter Spaniſchen und Frantzoͤſiſchen Guͤtern, ſon- dern thaten beyden Nationen allen erſinnlichen Schaden und gebranntes Hertzeleyd an. Jch vor meine Perſon, hatte mir einen ziemlichen Schatz an Gold, Silber, Perlen, und andern koſt- baren Sachen geſammlet, wovon ich das meiſte auf der Jnſul an unterſchiedliche Oerter vergrub, wo ich nicht leicht befuͤrchten durffte, daß es ohne meine Anweifung jemand finden wuͤrde. Ubrigens leb- ten wir ingeſamt ſo vergnuͤgt auf der Jnſul, daß es, nachdem wir 3. Jahr lang darauff zugebracht, das Anſehen hatte, als ſehnete ſich kein eintziger wieder nach ſeinem Vaterlande. Nach ſo langer Zeit wurde Kundſchafft einge- bracht, daß die Spanier abermals mit einer reich beladenen Silber-Flotte zuruͤck nach Europa ſee- geln wolten, alſo machten wir einen Anſchlag, et- was davon zu erhaſchen, giengen mit zwey der be- ſten und wol ausgeruͤſteten Schiffe, auch der reſo- luteſten Mannſchafft in See, und | laureten um die Gegend derer Caribiſchen Jnſuln auf dieſelbe, brauch- ten anbey alle moͤglichſte Vorſicht, um nicht ent- deckt zu werden. Unſere Bemuͤhung war deßfalls ſo wenig als ſonſten vergebens, indem wir eines Morgens ſehr fruͤhe, nach vorhero ausgeſtandenen ziemlichen Sturme, ein von der Flotte verſchlage- nes Spaniſches Schiff mit Liſt erhaſchten, mit Ge- walt E 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/81
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/81>, abgerufen am 06.05.2024.