Steine, worauf ei[n] Creutz nebst der Jahr-Zahl sei- nes Ablebens gehauen bemerckt. Meine Augen sind nachhero in etlichen Wochen niemahls trocken von Thränen worden, jedoch, da ich mir nachhero den Allerhöchsien zum eintzigen Freunde erwehlte, so wurde auf gantz besondere Art getröstet un[d] in den Stand gesetzt, mein Verhängniß mit gröster Gedult zu ertragen.
Drey Jahr nach meines liebsten Christians To- de, nehmlich im Jahr 1560. habe ich angefangen in den Hügel einzuarbeiten, und mir auf die Winters- Zeit eine bequeme Wohnung zuz[u]richten. Du! der du dieses liesest, und mei[e]n Bau betrachtest, wirst gnungsame Ursache haben, dich über die Unverdros- senheit eines eintzelen Menschen zu verwundern, al- lein, bedencke auch die lange Weile, so ich gehabt habe. Was solte ich sonst nutzbares vornehmen? Zu meinem Acker-Bau brauchte ich wenige Tage Mühe, und bekam jederzeit hundertsachen Segen. Jch habe zwar gehofft, von hier hinweg geführet zu werden, und hoffe es noch, allein es ist mir wenig daran gelegen, wenn meine Hoffnung, wie bißhero, vergeblich ist und bleibt.
Den allergrösten Possen haben mir die Affen auf dieser Jnsul bewiesen, indem sie mir mein Tage- Buch, in welches ich alles, was mir seit dem Jahr 1509. biß auf das Jahr 1580. merckwürdiges be- gegnet, richtig aufgezeichnet hatte, schändlicher
Weise
Steine, worauf ei[n] Creutz nebſt der Jahr-Zahl ſei- nes Ablebens gehauen bemerckt. Meine Augen ſind nachhero in etlichen Wochen niemahls trocken von Thraͤnen worden, jedoch, da ich mir nachhero den Allerhoͤchſien zum eintzigen Freunde erwehlte, ſo wurde auf gantz beſondere Art getroͤſtet un[d] in den Stand geſetzt, mein Verhaͤngniß mit groͤſter Gedult zu ertragen.
Drey Jahr nach meines liebſten Chriſtians To- de, nehmlich im Jahr 1560. habe ich angefangen in den Huͤgel einzuarbeiten, und mir auf die Winters- Zeit eine bequeme Wohnung zuz[u]richten. Du! der du dieſes lieſeſt, und mei[e]n Bau betrachteſt, wirſt gnungſame Urſache haben, dich uͤber die Unverdroſ- ſenheit eines eintzelen Menſchen zu verwundern, al- lein, bedencke auch die lange Weile, ſo ich gehabt habe. Was ſolte ich ſonſt nutzbares vornehmen? Zu meinem Acker-Bau brauchte ich wenige Tage Muͤhe, und bekam jederzeit hundertſachen Segen. Jch habe zwar gehofft, von hier hinweg gefuͤhret zu werden, und hoffe es noch, allein es iſt mir wenig daran gelegen, wenn meine Hoffnung, wie bißhero, vergeblich iſt und bleibt.
Den allergroͤſten Poſſen haben mir die Affen auf dieſer Jnſul bewieſen, indem ſie mir mein Tage- Buch, in welches ich alles, was mir ſeit dem Jahr 1509. biß auf das Jahr 1580. merckwuͤrdiges be- gegnet, richtig aufgezeichnet hatte, ſchaͤndlicher
Weiſe
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Steine, worauf ein Creutz nebſt der Jahr-Zahl ſei-
nes Ablebens gehauen bemerckt. Meine Augen
ſind nachhero in etlichen Wochen niemahls trocken
von Thraͤnen worden, jedoch, da ich mir nachhero
den Allerhoͤchſien zum eintzigen Freunde erwehlte, ſo
wurde auf gantz beſondere Art getroͤſtet und in den
Stand geſetzt, mein Verhaͤngniß mit groͤſter Gedult
zu ertragen.
Drey Jahr nach meines liebſten Chriſtians To-
de, nehmlich im Jahr 1560. habe ich angefangen in
den Huͤgel einzuarbeiten, und mir auf die Winters-
Zeit eine bequeme Wohnung zuzurichten. Du! der
du dieſes lieſeſt, und meien Bau betrachteſt, wirſt
gnungſame Urſache haben, dich uͤber die Unverdroſ-
ſenheit eines eintzelen Menſchen zu verwundern, al-
lein, bedencke auch die lange Weile, ſo ich gehabt
habe. Was ſolte ich ſonſt nutzbares vornehmen?
Zu meinem Acker-Bau brauchte ich wenige Tage
Muͤhe, und bekam jederzeit hundertſachen Segen.
Jch habe zwar gehofft, von hier hinweg gefuͤhret zu
werden, und hoffe es noch, allein es iſt mir wenig
daran gelegen, wenn meine Hoffnung, wie bißhero,
vergeblich iſt und bleibt.
Den allergroͤſten Poſſen haben mir die Affen
auf dieſer Jnſul bewieſen, indem ſie mir mein Tage-
Buch, in welches ich alles, was mir ſeit dem Jahr
1509. biß auf das Jahr 1580. merckwuͤrdiges be-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 605. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/619>, abgerufen am 24.11.2024.
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