Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

nahm ich meine im Grase verdeckt liegende Flinte,
warff noch ein paar Lauff-Kugeln hinein, und eilete
durch eine gemachte Oeffnung der Pallisaden, womit
der Garten umsetzt war, des Weges nach meinem
Quartire zu.

Anfangs lieff ich ziemlich hurtig, hernachmahls
aber that meine ordentliche Schritte, wurde aber
gar bald inne, daß mich 2. Hottentotten, die so ge-
schwinde, als Windspiele lauffen konten, verfolg-
ten, der vorderste war kaum so nahe kommen, daß
er sich seiner angebohrnen Geschicklichkeit gegen
mich gebrauchen konte, als er mit seiner Zagaye,
welches ein mit Eisen beschlagener vorn sehr spitzi-
ger Wurff-Spieß ist, nach mir schoß, zu grossen
Glück aber, indem ich eine hurtige Wendung mach-
te, nur allein meine Rock-Falten durchwarff. Weil
der Spieß in meinen Kleidern hangen blieb, mochte
er glauben, mich getroffen zu haben, blieb derowe-
gen so wohl als ich stille stehen, und sahe sich nach
seinen Cameraden um, welcher mit eben derglei-
chen Gewehr herzu eilete. Doch da allbereit wuste,
wie accurat diese Unfläther treffen können, wolte
dessen Annäherung nicht erwarten, sondern gab
Feuer, und traff beyde in einer Linie so glücklich,
daß sie zu Boden fielen, und wunderliche Kollera-
turen auf dem Erdboden machten. Jch gab meiner
Flinte eine frische Ladung, und sahe gantz von weiten
noch zwey kommen. Ohne Noth Stand zu hal-
ten, wäre ein grosser Frevel gewesen, derowegen
verfolgte unter sehr öfftern Zurücksehen den Weg
nach meinem Quartiere, gelangete auch ohne fer-
nern unglücklichen Zufall, eine Stunde vor Abends

daselbst

nahm ich meine im Graſe verdeckt liegende Flinte,
warff noch ein paar Lauff-Kugeln hinein, und eilete
durch eine gemachte Oeffnung der Palliſaden, womit
der Garten umſetzt war, des Weges nach meinem
Quartire zu.

Anfangs lieff ich ziemlich hurtig, hernachmahls
aber that meine ordentliche Schritte, wurde aber
gar bald inne, daß mich 2. Hottentotten, die ſo ge-
ſchwinde, als Windſpiele lauffen konten, verfolg-
ten, der vorderſte war kaum ſo nahe kommen, daß
er ſich ſeiner angebohrnen Geſchicklichkeit gegen
mich gebrauchen konte, als er mit ſeiner Zagaye,
welches ein mit Eiſen beſchlagener vorn ſehr ſpitzi-
ger Wurff-Spieß iſt, nach mir ſchoß, zu groſſen
Gluͤck aber, indem ich eine hurtige Wendung mach-
te, nur allein meine Rock-Falten durchwarff. Weil
der Spieß in meinen Kleidern hangen blieb, mochte
er glauben, mich getroffen zu haben, blieb derowe-
gen ſo wohl als ich ſtille ſtehen, und ſahe ſich nach
ſeinen Cameraden um, welcher mit eben derglei-
chen Gewehr herzu eilete. Doch da allbereit wuſte,
wie accurat dieſe Unflaͤther treffen koͤnnen, wolte
deſſen Annaͤherung nicht erwarten, ſondern gab
Feuer, und traff beyde in einer Linie ſo gluͤcklich,
daß ſie zu Boden fielen, und wunderliche Kollera-
turen auf dem Erdboden machten. Jch gab meiner
Flinte eine friſche Ladung, und ſahe gantz von weiten
noch zwey kommen. Ohne Noth Stand zu hal-
ten, waͤre ein groſſer Frevel geweſen, derowegen
verfolgte unter ſehr oͤfftern Zuruͤckſehen den Weg
nach meinem Quartiere, gelangete auch ohne fer-
nern ungluͤcklichen Zufall, eine Stunde vor Abends

daſelbſt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0060" n="48"/>
nahm ich meine im Gra&#x017F;e verdeckt liegende Flinte,<lb/>
warff noch ein paar Lauff-Kugeln hinein, und eilete<lb/>
durch eine gemachte Oeffnung der <hi rendition="#aq">Palli&#x017F;ad</hi>en, womit<lb/>
der Garten um&#x017F;etzt war, des Weges nach meinem<lb/>
Quartire zu.</p><lb/>
        <p>Anfangs lieff ich ziemlich hurtig, hernachmahls<lb/>
aber that meine ordentliche Schritte, wurde aber<lb/>
gar bald inne, daß mich 2. <hi rendition="#aq">Hottentott</hi>en, die &#x017F;o ge-<lb/>
&#x017F;chwinde, als Wind&#x017F;piele lauffen konten, verfolg-<lb/>
ten, der vorder&#x017F;te war kaum &#x017F;o nahe kommen, daß<lb/>
er &#x017F;ich &#x017F;einer angebohrnen Ge&#x017F;chicklichkeit gegen<lb/>
mich gebrauchen konte, als er mit &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Zagaye,</hi><lb/>
welches ein mit Ei&#x017F;en be&#x017F;chlagener vorn &#x017F;ehr &#x017F;pitzi-<lb/>
ger Wurff-Spieß i&#x017F;t, nach mir &#x017F;choß, zu gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Glu&#x0364;ck aber, indem ich eine hurtige Wendung mach-<lb/>
te, nur allein meine Rock-Falten durchwarff. Weil<lb/>
der Spieß in meinen Kleidern hangen blieb, mochte<lb/>
er glauben, mich getroffen zu haben, blieb derowe-<lb/>
gen &#x017F;o wohl als ich &#x017F;tille &#x017F;tehen, und &#x017F;ahe &#x017F;ich nach<lb/>
&#x017F;einen <hi rendition="#aq">Camerad</hi>en um, welcher mit eben derglei-<lb/>
chen Gewehr herzu eilete. Doch da allbereit wu&#x017F;te,<lb/>
wie <hi rendition="#aq">accurat</hi> die&#x017F;e Unfla&#x0364;ther treffen ko&#x0364;nnen, wolte<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Anna&#x0364;herung nicht erwarten, &#x017F;ondern gab<lb/>
Feuer, und traff beyde in einer Linie &#x017F;o glu&#x0364;cklich,<lb/>
daß &#x017F;ie zu Boden fielen, und wunderliche Kollera-<lb/>
turen auf dem Erdboden machten. Jch gab meiner<lb/>
Flinte eine fri&#x017F;che Ladung, und &#x017F;ahe gantz von weiten<lb/>
noch zwey kommen. Ohne Noth Stand zu hal-<lb/>
ten, wa&#x0364;re ein gro&#x017F;&#x017F;er Frevel gewe&#x017F;en, derowegen<lb/>
verfolgte unter &#x017F;ehr o&#x0364;fftern Zuru&#x0364;ck&#x017F;ehen den Weg<lb/>
nach meinem Quartiere, gelangete auch ohne fer-<lb/>
nern unglu&#x0364;cklichen Zufall, eine Stunde vor Abends<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">da&#x017F;elb&#x017F;t</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[48/0060] nahm ich meine im Graſe verdeckt liegende Flinte, warff noch ein paar Lauff-Kugeln hinein, und eilete durch eine gemachte Oeffnung der Palliſaden, womit der Garten umſetzt war, des Weges nach meinem Quartire zu. Anfangs lieff ich ziemlich hurtig, hernachmahls aber that meine ordentliche Schritte, wurde aber gar bald inne, daß mich 2. Hottentotten, die ſo ge- ſchwinde, als Windſpiele lauffen konten, verfolg- ten, der vorderſte war kaum ſo nahe kommen, daß er ſich ſeiner angebohrnen Geſchicklichkeit gegen mich gebrauchen konte, als er mit ſeiner Zagaye, welches ein mit Eiſen beſchlagener vorn ſehr ſpitzi- ger Wurff-Spieß iſt, nach mir ſchoß, zu groſſen Gluͤck aber, indem ich eine hurtige Wendung mach- te, nur allein meine Rock-Falten durchwarff. Weil der Spieß in meinen Kleidern hangen blieb, mochte er glauben, mich getroffen zu haben, blieb derowe- gen ſo wohl als ich ſtille ſtehen, und ſahe ſich nach ſeinen Cameraden um, welcher mit eben derglei- chen Gewehr herzu eilete. Doch da allbereit wuſte, wie accurat dieſe Unflaͤther treffen koͤnnen, wolte deſſen Annaͤherung nicht erwarten, ſondern gab Feuer, und traff beyde in einer Linie ſo gluͤcklich, daß ſie zu Boden fielen, und wunderliche Kollera- turen auf dem Erdboden machten. Jch gab meiner Flinte eine friſche Ladung, und ſahe gantz von weiten noch zwey kommen. Ohne Noth Stand zu hal- ten, waͤre ein groſſer Frevel geweſen, derowegen verfolgte unter ſehr oͤfftern Zuruͤckſehen den Weg nach meinem Quartiere, gelangete auch ohne fer- nern ungluͤcklichen Zufall, eine Stunde vor Abends daſelbſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/60
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/60>, abgerufen am 06.05.2024.