Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

hernach zu einem öffentlichen Auffruhr ausschlug,
da sich die besten Leute an den Don Valboa henckten,
und ihn zu ihren Ober-Haupt und Beschützer auf-
warffen. Des Don Anciso Anhang gab zwar
dem Valboa Schuld: daß er von Natur ein auff-
rührischer und unnützer Mensch sey, dessen Regier-
sucht nur allerley Unglück anzustifften trachte;
Allein so viel ich die gantze Zeit meines Umgangs
bey ihm gemerckt, war er ein Mann von besonderer
Hertzhafftigkeit, der sich vor niemanden scheute, und
derowegen das Unrecht, so ihm und den Seinigen
geschahe, unmöglich verschmertzen konte, hergegen
selbiges auf alle erlaubte Art zu rächen suchte, wie-
wohl er hierbey niemals den Respect und Vortheil
des Königs in Castilien aus den Augen setzte.

Jn diesem Lermen kam Don Roderiguez Col-
menarez
mit zweyen Schiffen aus Hispaniola zu
uns, welche nicht allein mit frischen Kriegs-Volck,
sondern auch vielen Proviant beladen waren. Die-
ser vermeynete den Hojez allhier anzutreffen, von
dem er erfahren, daß er nebst seinem Volck in gros-
ser Angst und Nöthen steckte, fand aber alles sehr
verwirrt, indem sich Anciso und Valboa um die
Ober-Herrschafft stritten, und jeder seinen beson-
dern Anhang hatte. Um nun einen fernern Streit
und endliches Blutvergiessen zu verhüten, schiffte
Colmenarez zurück, seinen Vettern Don Didaco
de Niquesa
herbey zu bringen, welcher die streiten-
den Partheyen aus einander setzen, und das
Ober-Commando über die andern alle annehmen
solte.

Colmenarez war so glücklich den Niquesa eben

zu

hernach zu einem oͤffentlichen Auffruhr ausſchlug,
da ſich die beſten Leute an den Don Valboa henckten,
und ihn zu ihren Ober-Haupt und Beſchuͤtzer auf-
warffen. Des Don Anciſo Anhang gab zwar
dem Valboa Schuld: daß er von Natur ein auff-
ruͤhriſcher und unnuͤtzer Menſch ſey, deſſen Regier-
ſucht nur allerley Ungluͤck anzuſtifften trachte;
Allein ſo viel ich die gantze Zeit meines Umgangs
bey ihm gemerckt, war er ein Mann von beſonderer
Hertzhafftigkeit, der ſich vor niemanden ſcheute, und
derowegen das Unrecht, ſo ihm und den Seinigen
geſchahe, unmoͤglich verſchmertzen konte, hergegen
ſelbiges auf alle erlaubte Art zu raͤchen ſuchte, wie-
wohl er hierbey niemals den Reſpect und Vortheil
des Koͤnigs in Caſtilien aus den Augen ſetzte.

Jn dieſem Lermen kam Don Roderiguez Col-
menarez
mit zweyen Schiffen aus Hiſpaniola zu
uns, welche nicht allein mit friſchen Kriegs-Volck,
ſondern auch vielen Proviant beladen waren. Die-
ſer vermeynete den Hojez allhier anzutreffen, von
dem er erfahren, daß er nebſt ſeinem Volck in groſ-
ſer Angſt und Noͤthen ſteckte, fand aber alles ſehr
verwirrt, indem ſich Anciſo und Valboa um die
Ober-Herrſchafft ſtritten, und jeder ſeinen beſon-
dern Anhang hatte. Um nun einen fernern Streit
und endliches Blutvergieſſen zu verhuͤten, ſchiffte
Colmenarez zuruͤck, ſeinen Vettern Don Didaco
de Niqueſa
herbey zu bringen, welcher die ſtreiten-
den Partheyen aus einander ſetzen, und das
Ober-Commando uͤber die andern alle annehmen
ſolte.

Colmenarez war ſo gluͤcklich den Niqueſa eben

zu
<TEI>
  <text>
    <back>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0573" n="559"/>
hernach zu einem o&#x0364;ffentlichen Auffruhr aus&#x017F;chlug,<lb/>
da &#x017F;ich die be&#x017F;ten Leute an den <hi rendition="#aq">Don Valboa</hi> henckten,<lb/>
und ihn zu ihren Ober-Haupt und Be&#x017F;chu&#x0364;tzer auf-<lb/>
warffen. Des <hi rendition="#aq">Don Anci&#x017F;o</hi> Anhang gab zwar<lb/>
dem <hi rendition="#aq">Valboa</hi> Schuld: daß er von Natur ein auff-<lb/>
ru&#x0364;hri&#x017F;cher und unnu&#x0364;tzer Men&#x017F;ch &#x017F;ey, de&#x017F;&#x017F;en Regier-<lb/>
&#x017F;ucht nur allerley Unglu&#x0364;ck anzu&#x017F;tifften trachte;<lb/>
Allein &#x017F;o viel ich die gantze Zeit meines Umgangs<lb/>
bey ihm gemerckt, war er ein Mann von be&#x017F;onderer<lb/>
Hertzhafftigkeit, der &#x017F;ich vor niemanden &#x017F;cheute, und<lb/>
derowegen das Unrecht, &#x017F;o ihm und den Seinigen<lb/>
ge&#x017F;chahe, unmo&#x0364;glich ver&#x017F;chmertzen konte, hergegen<lb/>
&#x017F;elbiges auf alle erlaubte Art zu ra&#x0364;chen &#x017F;uchte, wie-<lb/>
wohl er hierbey niemals den <hi rendition="#aq">Re&#x017F;pect</hi> und Vortheil<lb/>
des Ko&#x0364;nigs in Ca&#x017F;tilien aus den Augen &#x017F;etzte.</p><lb/>
          <p>Jn die&#x017F;em Lermen kam <hi rendition="#aq">Don Roderiguez Col-<lb/>
menarez</hi> mit zweyen Schiffen aus <hi rendition="#aq">Hi&#x017F;paniola</hi> zu<lb/>
uns, welche nicht allein mit fri&#x017F;chen Kriegs-Volck,<lb/>
&#x017F;ondern auch vielen <hi rendition="#aq">Proviant</hi> beladen waren. Die-<lb/>
&#x017F;er vermeynete den <hi rendition="#aq">Hojez</hi> allhier anzutreffen, von<lb/>
dem er erfahren, daß er neb&#x017F;t &#x017F;einem Volck in gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er Ang&#x017F;t und No&#x0364;then &#x017F;teckte, fand aber alles &#x017F;ehr<lb/>
verwirrt, indem &#x017F;ich <hi rendition="#aq">Anci&#x017F;o</hi> und <hi rendition="#aq">Valboa</hi> um die<lb/>
Ober-Herr&#x017F;chafft &#x017F;tritten, und jeder &#x017F;einen be&#x017F;on-<lb/>
dern Anhang hatte. Um nun einen fernern Streit<lb/>
und endliches Blutvergie&#x017F;&#x017F;en zu verhu&#x0364;ten, &#x017F;chiffte<lb/><hi rendition="#aq">Colmenarez</hi> zuru&#x0364;ck, &#x017F;einen Vettern <hi rendition="#aq">Don Didaco<lb/>
de Nique&#x017F;a</hi> herbey zu bringen, welcher die &#x017F;treiten-<lb/>
den Partheyen aus einander &#x017F;etzen, und das<lb/>
Ober-<hi rendition="#aq">Commando</hi> u&#x0364;ber die andern alle annehmen<lb/>
&#x017F;olte.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Colmenarez</hi> war &#x017F;o glu&#x0364;cklich den <hi rendition="#aq">Nique&#x017F;a</hi> eben<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zu</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </back>
  </text>
</TEI>
[559/0573] hernach zu einem oͤffentlichen Auffruhr ausſchlug, da ſich die beſten Leute an den Don Valboa henckten, und ihn zu ihren Ober-Haupt und Beſchuͤtzer auf- warffen. Des Don Anciſo Anhang gab zwar dem Valboa Schuld: daß er von Natur ein auff- ruͤhriſcher und unnuͤtzer Menſch ſey, deſſen Regier- ſucht nur allerley Ungluͤck anzuſtifften trachte; Allein ſo viel ich die gantze Zeit meines Umgangs bey ihm gemerckt, war er ein Mann von beſonderer Hertzhafftigkeit, der ſich vor niemanden ſcheute, und derowegen das Unrecht, ſo ihm und den Seinigen geſchahe, unmoͤglich verſchmertzen konte, hergegen ſelbiges auf alle erlaubte Art zu raͤchen ſuchte, wie- wohl er hierbey niemals den Reſpect und Vortheil des Koͤnigs in Caſtilien aus den Augen ſetzte. Jn dieſem Lermen kam Don Roderiguez Col- menarez mit zweyen Schiffen aus Hiſpaniola zu uns, welche nicht allein mit friſchen Kriegs-Volck, ſondern auch vielen Proviant beladen waren. Die- ſer vermeynete den Hojez allhier anzutreffen, von dem er erfahren, daß er nebſt ſeinem Volck in groſ- ſer Angſt und Noͤthen ſteckte, fand aber alles ſehr verwirrt, indem ſich Anciſo und Valboa um die Ober-Herrſchafft ſtritten, und jeder ſeinen beſon- dern Anhang hatte. Um nun einen fernern Streit und endliches Blutvergieſſen zu verhuͤten, ſchiffte Colmenarez zuruͤck, ſeinen Vettern Don Didaco de Niqueſa herbey zu bringen, welcher die ſtreiten- den Partheyen aus einander ſetzen, und das Ober-Commando uͤber die andern alle annehmen ſolte. Colmenarez war ſo gluͤcklich den Niqueſa eben zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/573
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 559. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/573>, abgerufen am 25.11.2024.