Das Glücke aber, welches mir biß in mein dreis- sigstes Jahr noch so ziemlich günstig geschienen, moch- te nunmehro auf einmahl beschlossen haben, den Rü- cken gegen mich zu wenden. Denn mein König und mächtiger Versorger starb im folgenden 1506ten Jahre, die Königin Johanna, welche schon seit eini- gen Jahren an derjenigen Ehe-Stands-Kranckheit laborirte, die ich in meinen Adern fühlete, jedoch nicht eben dergleichen Artzeney, als ich gebrauchen wolte oder konte, wurde, weil man so gar ihren Ver- stand verrückt glaubte, vor untüchtig zum regieren erkannt, derowegen entstunden starcke Verwirrun- gen unter Grossen des Reichs, biß endlich Ferdinan- dus aus Arragonien kam, und sich mit Zurückse- tzung des 6. jährigen Cron-Printzens Caroli, die Re- gierung des Castilianischen Reichs auf Lebens-Zeit wiederum zueignete.
Jch weiß nicht ob mich mein Eigensinn oder ein allzuschlechtes Vertrauen abhielt/ bey diesem mei- nem alten, und nunmehro recht verneuerten Herrn, um die Bekräfftigung meiner Ehren-Stelle und da- mit verknüpfter Besoldung anzuhalten, wie doch vie- le meines gleiches thaten, zumahlen da er sich sehr gnädig gegen mich bezeigte, und selbiges nicht un- deutlich selbst zu verstehen gab; Jedoch ich stellete mich in diesen meinen besten Jahren älter, schwächer und kräncklicher an, als ich war, bath mir also keine andere Gnade aus, als daß mir die übrige Zeit mei- nes Lebens auf meinen väterlichen Land-Gütern in Ruhe hinzubringen erlaubt seyn möchte, welches mir denn auch ohne alle Weitläuftigkeiten zugelassen wurde.
Meine
Das Gluͤcke aber, welches mir biß in mein dreis- ſigſtes Jahr noch ſo ziemlich guͤnſtig geſchienen, moch- te nunmehro auf einmahl beſchloſſen haben, den Ruͤ- cken gegen mich zu wenden. Denn mein Koͤnig und maͤchtiger Verſorger ſtarb im folgenden 1506ten Jahre, die Koͤnigin Johanna, welche ſchon ſeit eini- gen Jahren an derjenigen Ehe-Stands-Kranckheit laborirte, die ich in meinen Adern fuͤhlete, jedoch nicht eben dergleichen Artzeney, als ich gebrauchen wolte oder konte, wurde, weil man ſo gar ihren Ver- ſtand verruͤckt glaubte, vor untuͤchtig zum regieren erkannt, derowegen entſtunden ſtarcke Verwirrun- gen unter Groſſen des Reichs, biß endlich Ferdinan- dus aus Arragonien kam, und ſich mit Zuruͤckſe- tzung des 6. jaͤhrigen Cron-Printzens Caroli, die Re- gierung des Caſtilianiſchen Reichs auf Lebens-Zeit wiederum zueignete.
Jch weiß nicht ob mich mein Eigenſinn oder ein allzuſchlechtes Vertrauen abhielt/ bey dieſem mei- nem alten, und nunmehro recht verneuerten Herrn, um die Bekraͤfftigung meiner Ehren-Stelle und da- mit verknuͤpfter Beſoldung anzuhalten, wie doch vie- le meines gleiches thaten, zumahlen da er ſich ſehr gnaͤdig gegen mich bezeigte, und ſelbiges nicht un- deutlich ſelbſt zu verſtehen gab; Jedoch ich ſtellete mich in dieſen meinen beſten Jahren aͤlter, ſchwaͤcher und kraͤncklicher an, als ich war, bath mir alſo keine andere Gnade aus, als daß mir die uͤbrige Zeit mei- nes Lebens auf meinen vaͤterlichen Land-Guͤtern in Ruhe hinzubringen erlaubt ſeyn moͤchte, welches mir denn auch ohne alle Weitlaͤuftigkeiten zugelaſſen wurde.
Meine
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Das Gluͤcke aber, welches mir biß in mein dreis-
ſigſtes Jahr noch ſo ziemlich guͤnſtig geſchienen, moch-
te nunmehro auf einmahl beſchloſſen haben, den Ruͤ-
cken gegen mich zu wenden. Denn mein Koͤnig und
maͤchtiger Verſorger ſtarb im folgenden 1506ten
Jahre, die Koͤnigin Johanna, welche ſchon ſeit eini-
gen Jahren an derjenigen Ehe-Stands-Kranckheit
laborirte, die ich in meinen Adern fuͤhlete, jedoch
nicht eben dergleichen Artzeney, als ich gebrauchen
wolte oder konte, wurde, weil man ſo gar ihren Ver-
ſtand verruͤckt glaubte, vor untuͤchtig zum regieren
erkannt, derowegen entſtunden ſtarcke Verwirrun-
gen unter Groſſen des Reichs, biß endlich Ferdinan-
dus aus Arragonien kam, und ſich mit Zuruͤckſe-
tzung des 6. jaͤhrigen Cron-Printzens Caroli, die Re-
gierung des Caſtilianiſchen Reichs auf Lebens-Zeit
wiederum zueignete.
Jch weiß nicht ob mich mein Eigenſinn oder ein
allzuſchlechtes Vertrauen abhielt/ bey dieſem mei-
nem alten, und nunmehro recht verneuerten Herrn,
um die Bekraͤfftigung meiner Ehren-Stelle und da-
mit verknuͤpfter Beſoldung anzuhalten, wie doch vie-
le meines gleiches thaten, zumahlen da er ſich ſehr
gnaͤdig gegen mich bezeigte, und ſelbiges nicht un-
deutlich ſelbſt zu verſtehen gab; Jedoch ich ſtellete
mich in dieſen meinen beſten Jahren aͤlter, ſchwaͤcher
und kraͤncklicher an, als ich war, bath mir alſo keine
andere Gnade aus, als daß mir die uͤbrige Zeit mei-
nes Lebens auf meinen vaͤterlichen Land-Guͤtern in
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denn auch ohne alle Weitlaͤuftigkeiten zugelaſſen
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 523. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/537>, abgerufen am 22.11.2024.
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