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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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Leib und Leben ausfodern wird: Der Ver-
ehrer der schönen Schäferin.

Auf diese trotzige Schrifft gab ich dem Schild-
Knaben mündlich zur Antwort: Sage demjenigen,
der dich zu mir geschickt: Woferne er seine Ansode-
rung etwas höflicher an mich gethan, hätte ich ihm
mit Vergnügen willfahren wollen. Allein seiner
unbesonnenen Drohungen wegen, wolte ich vor
heute durch aus meinen eigenen Willen haben.

Der Schild-Knabe gieng also fort, und ich hatte
die Lust denjenigen Ritter zu bemercken, welchem
er die Antwort überbrachte. Selbiger, so bald er
mich kaum ein wenig müßig erblickt, kam gantz
hochmüthig heran getrabet, und gab mir mit gantz
hönischen Stellungen zu verstehen: Das er Belie-
ben habe mit mir ein oder etliche Lantzen zu brechen.
Er trug einen Feuerfarbenen silber gestreifften Har-
nisch, und führete einen blaß blauen Feder-Stutz
auf seinem Helme, welcher mit schwartz und | gel-
ben Bande umwunden war. Jn seinem Schilde
aber zeigte sich das Gemählde des Apollinis, der
sich einer jungen Nymphe, Isse genannt, zu gefal-
len, in einen Schäfer verstellet, mit den Bey-Wor-
ten: Similis simili gaudet, als wolte er deutlich
dieses zu verstehen geben:

Isse meine Schäferin
Machts, daß ich ein Schäfer bin.

Jch vermerckte so gleich bey Erblickung dieser
Devise, daß der arme Ritter nicht allzuwohl unter
dem Helme verwahret seyn müsse. Denn wie
schlecht reimete sich doch der Feuerfarbene Harnisch
nebst dem blaulichen Feder-Stutze, auch gelb und

schwar-

Leib und Leben ausfodern wird: Der Ver-
ehrer der ſchoͤnen Schaͤferin.

Auf dieſe trotzige Schrifft gab ich dem Schild-
Knaben muͤndlich zur Antwort: Sage demjenigen,
der dich zu mir geſchickt: Woferne er ſeine Anſode-
rung etwas hoͤflicher an mich gethan, haͤtte ich ihm
mit Vergnuͤgen willfahren wollen. Allein ſeiner
unbeſonnenen Drohungen wegen, wolte ich vor
heute durch aus meinen eigenen Willen haben.

Der Schild-Knabe gieng alſo fort, und ich hatte
die Luſt denjenigen Ritter zu bemercken, welchem
er die Antwort uͤberbrachte. Selbiger, ſo bald er
mich kaum ein wenig muͤßig erblickt, kam gantz
hochmuͤthig heran getrabet, und gab mir mit gantz
hoͤniſchen Stellungen zu verſtehen: Das er Belie-
ben habe mit mir ein oder etliche Lantzen zu brechen.
Er trug einen Feuerfarbenen ſilber geſtreifften Har-
niſch, und fuͤhrete einen blaß blauen Feder-Stutz
auf ſeinem Helme, welcher mit ſchwartz und | gel-
ben Bande umwunden war. Jn ſeinem Schilde
aber zeigte ſich das Gemaͤhlde des Apollinis, der
ſich einer jungen Nymphe, Iſſe genannt, zu gefal-
len, in einen Schaͤfer verſtellet, mit den Bey-Wor-
ten: Similis ſimili gaudet, als wolte er deutlich
dieſes zu verſtehen geben:

Iſſe meine Schaͤferin
Machts, daß ich ein Schaͤfer bin.

Jch vermerckte ſo gleich bey Erblickung dieſer
Deviſe, daß der arme Ritter nicht allzuwohl unter
dem Helme verwahret ſeyn muͤſſe. Denn wie
ſchlecht reimete ſich doch der Feuerfarbene Harniſch
nebſt dem blaulichen Feder-Stutze, auch gelb und

ſchwar-
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[498/0512] Leib und Leben ausfodern wird: Der Ver- ehrer der ſchoͤnen Schaͤferin. Auf dieſe trotzige Schrifft gab ich dem Schild- Knaben muͤndlich zur Antwort: Sage demjenigen, der dich zu mir geſchickt: Woferne er ſeine Anſode- rung etwas hoͤflicher an mich gethan, haͤtte ich ihm mit Vergnuͤgen willfahren wollen. Allein ſeiner unbeſonnenen Drohungen wegen, wolte ich vor heute durch aus meinen eigenen Willen haben. Der Schild-Knabe gieng alſo fort, und ich hatte die Luſt denjenigen Ritter zu bemercken, welchem er die Antwort uͤberbrachte. Selbiger, ſo bald er mich kaum ein wenig muͤßig erblickt, kam gantz hochmuͤthig heran getrabet, und gab mir mit gantz hoͤniſchen Stellungen zu verſtehen: Das er Belie- ben habe mit mir ein oder etliche Lantzen zu brechen. Er trug einen Feuerfarbenen ſilber geſtreifften Har- niſch, und fuͤhrete einen blaß blauen Feder-Stutz auf ſeinem Helme, welcher mit ſchwartz und | gel- ben Bande umwunden war. Jn ſeinem Schilde aber zeigte ſich das Gemaͤhlde des Apollinis, der ſich einer jungen Nymphe, Iſſe genannt, zu gefal- len, in einen Schaͤfer verſtellet, mit den Bey-Wor- ten: Similis ſimili gaudet, als wolte er deutlich dieſes zu verſtehen geben: Iſſe meine Schaͤferin Machts, daß ich ein Schaͤfer bin. Jch vermerckte ſo gleich bey Erblickung dieſer Deviſe, daß der arme Ritter nicht allzuwohl unter dem Helme verwahret ſeyn muͤſſe. Denn wie ſchlecht reimete ſich doch der Feuerfarbene Harniſch nebſt dem blaulichen Feder-Stutze, auch gelb und ſchwar-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 498. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/512>, abgerufen am 23.11.2024.