indifferenten Sachen, da sie sich aber nur noch auf ein sehr kurtzes entfernete, um eine gewisse Frucht von der andern Seite des Gartens herzuholen, gab mir die Dame mit untermengten feurigen Küssen, zu vernehmen: Jch solte mir Morgen, ohngefähr zwey Stunden früher als ich heute gekommen, ein Ge- werbe machen, wiederum an dieser Stelle bey ihr zu erscheinen, da sie mir denn eine gewisse Nacht be- stimmen wolte, in welcher wir ohne Furcht gantz alleine beysammen bleiben könten. Weiln mir nun die Alte zu geschwinde auf den Hals kam, muste die Antwort schuldig bleiben, doch da es mich Zeit zu seyn dünckte Abschied zu nehmen, sagte ich noch: Madame ihr werdet mir das Glück vergönnen, daß Morgen Nachmittags meine Aufwartung noch einmal bey euch machen, und vor das heut genosse- ne gütige Tractament einige geringe Raritäten aus Europa praesentiren darff. Mein Herr, gab sie zur Antwort, eure Visite soll mir lieb seyn, aber die Raritäten werde nicht anders annehmen, als vor baare Bezahlung. Reiset wohl, GOTT sey mit euch
Hiermit machte ich ein nochmaliges Compli- ment, und gieng meiner Wege, die Alte begleitete mich fast auf eine halbe Stunde lang, von welcher ich unterwegs erfuhr, daß diese Dame eine gebohr- ne Princeßin aus der Jnsul Java wäre. Der auf dem Cap unter dem Hollendischen Gouverneur in Diensten stehende Adjutant, Nahmens Signor Canengo, ein Jtaliäner von Geburth, hätte sich be- reits in ihrem 12ten Jahre in sie verliebt, da ihn ein Sturm gezwungen, in Java die Ausbesserung seines
Schiffs-
C 4
indifferenten Sachen, da ſie ſich aber nur noch auf ein ſehr kurtzes entfernete, um eine gewiſſe Frucht von der andern Seite des Gartens herzuholen, gab mir die Dame mit untermengten feurigen Kuͤſſen, zu vernehmen: Jch ſolte mir Morgen, ohngefaͤhr zwey Stunden fruͤher als ich heute gekommen, ein Ge- werbe machen, wiederum an dieſer Stelle bey ihr zu erſcheinen, da ſie mir denn eine gewiſſe Nacht be- ſtimmen wolte, in welcher wir ohne Furcht gantz alleine beyſammen bleiben koͤnten. Weiln mir nun die Alte zu geſchwinde auf den Hals kam, muſte die Antwort ſchuldig bleiben, doch da es mich Zeit zu ſeyn duͤnckte Abſchied zu nehmen, ſagte ich noch: Madame ihr werdet mir das Gluͤck vergoͤnnen, daß Morgen Nachmittags meine Aufwartung noch einmal bey euch machen, und vor das heut genoſſe- ne guͤtige Tractament einige geringe Raritaͤten aus Europa præſentiren darff. Mein Herr, gab ſie zur Antwort, eure Viſite ſoll mir lieb ſeyn, aber die Raritaͤten werde nicht anders annehmen, als vor baare Bezahlung. Reiſet wohl, GOTT ſey mit euch
Hiermit machte ich ein nochmaliges Compli- ment, und gieng meiner Wege, die Alte begleitete mich faſt auf eine halbe Stunde lang, von welcher ich unterwegs erfuhr, daß dieſe Dame eine gebohr- ne Princeßin aus der Jnſul Java waͤre. Der auf dem Cap unter dem Hollendiſchen Gouverneur in Dienſten ſtehende Adjutant, Nahmens Signor Canengo, ein Jtaliaͤner von Geburth, haͤtte ſich be- reits in ihrem 12ten Jahre in ſie verliebt, da ihn ein Sturm gezwungen, in Java die Ausbeſſerung ſeines
Schiffs-
C 4
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0051"n="39"/><hirendition="#aq">indifferent</hi>en Sachen, da ſie ſich aber nur noch auf<lb/>
ein ſehr kurtzes entfernete, um eine gewiſſe Frucht<lb/>
von der andern Seite des Gartens herzuholen, gab<lb/>
mir die <hirendition="#aq">Dame</hi> mit untermengten feurigen Kuͤſſen, zu<lb/>
vernehmen: Jch ſolte mir Morgen, ohngefaͤhr zwey<lb/>
Stunden fruͤher als ich heute gekommen, ein Ge-<lb/>
werbe machen, wiederum an dieſer Stelle bey ihr<lb/>
zu erſcheinen, da ſie mir denn eine gewiſſe Nacht be-<lb/>ſtimmen wolte, in welcher wir ohne Furcht gantz<lb/>
alleine beyſammen bleiben koͤnten. Weiln mir<lb/>
nun die Alte zu geſchwinde auf den Hals kam, muſte<lb/>
die Antwort ſchuldig bleiben, doch da es mich Zeit<lb/>
zu ſeyn duͤnckte Abſchied zu nehmen, ſagte ich noch:<lb/><hirendition="#aq">Madame</hi> ihr werdet mir das Gluͤck vergoͤnnen, daß<lb/>
Morgen Nachmittags meine Aufwartung noch<lb/>
einmal bey euch machen, und vor das heut genoſſe-<lb/>
ne guͤtige <hirendition="#aq">Tractament</hi> einige geringe <hirendition="#aq">Rarit</hi>aͤten aus<lb/>
Europa <hirendition="#aq">præſentir</hi>en darff. Mein Herr, gab ſie<lb/>
zur Antwort, eure <hirendition="#aq">Viſite</hi>ſoll mir lieb ſeyn, aber die<lb/><hirendition="#aq">Rarit</hi>aͤten werde nicht anders annehmen, als vor<lb/>
baare Bezahlung. Reiſet wohl, GOTT ſey mit<lb/>
euch</p><lb/><p>Hiermit machte ich ein nochmaliges <hirendition="#aq">Compli-<lb/>
ment,</hi> und gieng meiner Wege, die Alte begleitete<lb/>
mich faſt auf eine halbe Stunde lang, von welcher<lb/>
ich unterwegs erfuhr, daß dieſe <hirendition="#aq">Dame</hi> eine gebohr-<lb/>
ne Princeßin aus der Jnſul <hirendition="#aq">Java</hi> waͤre. Der auf<lb/>
dem <hirendition="#aq">Cap</hi> unter dem Hollendiſchen <hirendition="#aq">Gouverneur</hi><lb/>
in Dienſten ſtehende <hirendition="#aq">Adjutant,</hi> Nahmens <hirendition="#aq">Signor<lb/>
Canengo,</hi> ein Jtaliaͤner von Geburth, haͤtte ſich be-<lb/>
reits in ihrem 12ten Jahre in ſie verliebt, da ihn ein<lb/>
Sturm gezwungen, in <hirendition="#aq">Java</hi> die Ausbeſſerung ſeines<lb/><fwplace="bottom"type="sig">C 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">Schiffs-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[39/0051]
indifferenten Sachen, da ſie ſich aber nur noch auf
ein ſehr kurtzes entfernete, um eine gewiſſe Frucht
von der andern Seite des Gartens herzuholen, gab
mir die Dame mit untermengten feurigen Kuͤſſen, zu
vernehmen: Jch ſolte mir Morgen, ohngefaͤhr zwey
Stunden fruͤher als ich heute gekommen, ein Ge-
werbe machen, wiederum an dieſer Stelle bey ihr
zu erſcheinen, da ſie mir denn eine gewiſſe Nacht be-
ſtimmen wolte, in welcher wir ohne Furcht gantz
alleine beyſammen bleiben koͤnten. Weiln mir
nun die Alte zu geſchwinde auf den Hals kam, muſte
die Antwort ſchuldig bleiben, doch da es mich Zeit
zu ſeyn duͤnckte Abſchied zu nehmen, ſagte ich noch:
Madame ihr werdet mir das Gluͤck vergoͤnnen, daß
Morgen Nachmittags meine Aufwartung noch
einmal bey euch machen, und vor das heut genoſſe-
ne guͤtige Tractament einige geringe Raritaͤten aus
Europa præſentiren darff. Mein Herr, gab ſie
zur Antwort, eure Viſite ſoll mir lieb ſeyn, aber die
Raritaͤten werde nicht anders annehmen, als vor
baare Bezahlung. Reiſet wohl, GOTT ſey mit
euch
Hiermit machte ich ein nochmaliges Compli-
ment, und gieng meiner Wege, die Alte begleitete
mich faſt auf eine halbe Stunde lang, von welcher
ich unterwegs erfuhr, daß dieſe Dame eine gebohr-
ne Princeßin aus der Jnſul Java waͤre. Der auf
dem Cap unter dem Hollendiſchen Gouverneur
in Dienſten ſtehende Adjutant, Nahmens Signor
Canengo, ein Jtaliaͤner von Geburth, haͤtte ſich be-
reits in ihrem 12ten Jahre in ſie verliebt, da ihn ein
Sturm gezwungen, in Java die Ausbeſſerung ſeines
Schiffs-
C 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/51>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.