Der gute Horn wuste mir anfänglich ohne Zwei- fel wegen verschiedener deßfalls bey ihm entstande- ner Gemüths-Bewegungen, kein Wort zu antwor- ten, jedoch nachdem ich mich noch deutlicher erkläret, und ihm eine Specification derer Dinge eingehän- diget, welche er bey seiner Rück-Reise aus Ost-Jn- dien an mich mit bringen solte; schwur er nochmals, nicht allein alles, was ich von ihm begehrte, redlich zu erfüllen, sondern danckte mir auch dermassen zärt- lich und verbindlich, daß ich keine Ursach habe an seiner Treue und Erkänntlichkeit zu zweiffeln. Jch habe auch die Hoffnung, daß ihn GOTT werde glücklicher seyn lassen, als den Bösewicht Jean le Grand, denn solchergestalt werden wir durch seine Hülffe alles, was wir etwa noch in künfftigen Zeiten aus Europa von Nöthea haben möchten, gar be- quem erlangen können, und uns darbey keiner Hin- terlist und Boßheit sonderlich zu befürchten haben.
Wie es mit uns[erer] fernern Reise und glücklichen Ankunfft auf dieser angenehmen Jnsul beschaffen gewesen, ist allbereit bekandt, derowegen will nur von mir noch melden, daß ich nunmehro den Haafen meiner zeitlichen Ruhe und Glückseligkeit erreicht zu haben verhoffe, indem ich den lieben Altvater ge- sund, alle Einwohner in unveränderten Wohlstan- de, und meine liebe Sophia getreu und beständig wieder gefunden. Nunmehro aber, weil mir der liebe Altvater, und mein gutes Gewissen, alle glück- lich ausgelauffene Anstalten auch selbsten Zeugniß geben, daß ich alles redlich und wohl ausgerichtet habe, werde ein Gelübde thun; ausser der äusersten
Noth
Der gute Horn wuſte mir anfaͤnglich ohne Zwei- fel wegen verſchiedener deßfalls bey ihm entſtande- ner Gemuͤths-Bewegungen, kein Wort zu antwor- ten, jedoch nachdem ich mich noch deutlicher erklaͤret, und ihm eine Specification derer Dinge eingehaͤn- diget, welche er bey ſeiner Ruͤck-Reiſe aus Oſt-Jn- dien an mich mit bringen ſolte; ſchwur er nochmals, nicht allein alles, was ich von ihm begehrte, redlich zu erfuͤllen, ſondern danckte mir auch dermaſſen zaͤrt- lich und verbindlich, daß ich keine Urſach habe an ſeiner Treue und Erkaͤnntlichkeit zu zweiffeln. Jch habe auch die Hoffnung, daß ihn GOTT werde gluͤcklicher ſeyn laſſen, als den Boͤſewicht Jean le Grand, denn ſolchergeſtalt werden wir durch ſeine Huͤlffe alles, was wir etwa noch in kuͤnfftigen Zeiten aus Europa von Noͤthea haben moͤchten, gar be- quem erlangen koͤnnen, und uns darbey keiner Hin- terliſt und Boßheit ſonderlich zu befuͤrchten haben.
Wie es mit unſ[erer] fernern Reiſe und gluͤcklichen Ankunfft auf dieſer angenehmen Jnſul beſchaffen geweſen, iſt allbereit bekandt, derowegen will nur von mir noch melden, daß ich nunmehro den Haafen meiner zeitlichen Ruhe und Gluͤckſeligkeit erreicht zu haben verhoffe, indem ich den lieben Altvater ge- ſund, alle Einwohner in unveraͤnderten Wohlſtan- de, und meine liebe Sophia getreu und beſtaͤndig wieder gefunden. Nunmehro aber, weil mir der liebe Altvater, und mein gutes Gewiſſen, alle gluͤck- lich ausgelauffene Anſtalten auch ſelbſten Zeugniß geben, daß ich alles redlich und wohl ausgerichtet habe, werde ein Geluͤbde thun; auſſer der aͤuſerſten
Noth
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Der gute Horn wuſte mir anfaͤnglich ohne Zwei-
fel wegen verſchiedener deßfalls bey ihm entſtande-
ner Gemuͤths-Bewegungen, kein Wort zu antwor-
ten, jedoch nachdem ich mich noch deutlicher erklaͤret,
und ihm eine Specification derer Dinge eingehaͤn-
diget, welche er bey ſeiner Ruͤck-Reiſe aus Oſt-Jn-
dien an mich mit bringen ſolte; ſchwur er nochmals,
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zu erfuͤllen, ſondern danckte mir auch dermaſſen zaͤrt-
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ſeiner Treue und Erkaͤnntlichkeit zu zweiffeln. Jch
habe auch die Hoffnung, daß ihn GOTT werde
gluͤcklicher ſeyn laſſen, als den Boͤſewicht Jean le
Grand, denn ſolchergeſtalt werden wir durch ſeine
Huͤlffe alles, was wir etwa noch in kuͤnfftigen Zeiten
aus Europa von Noͤthea haben moͤchten, gar be-
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terliſt und Boßheit ſonderlich zu befuͤrchten haben.
Wie es mit unſerer fernern Reiſe und gluͤcklichen
Ankunfft auf dieſer angenehmen Jnſul beſchaffen
geweſen, iſt allbereit bekandt, derowegen will nur
von mir noch melden, daß ich nunmehro den Haafen
meiner zeitlichen Ruhe und Gluͤckſeligkeit erreicht
zu haben verhoffe, indem ich den lieben Altvater ge-
ſund, alle Einwohner in unveraͤnderten Wohlſtan-
de, und meine liebe Sophia getreu und beſtaͤndig
wieder gefunden. Nunmehro aber, weil mir der
liebe Altvater, und mein gutes Gewiſſen, alle gluͤck-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/476>, abgerufen am 22.11.2024.
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