reden wolten, sie hätten auf der Jnsul St. Helenae ein besonderes Gewerbe auszurichten. Virgilia van Cattmers, so nennet sich diese Dame, verspricht nicht allein vollkommene Verschwiegenheit, sondern bittet auch um GOttes willen, sie nebst ihrer Stieff- Tochter, welches ein Kind guter Art sey, mit in dergleichen irrdisches Himmelreich (also hatte sie meine Felsen-Jnsul genennet) zu nehmen, und der- selben einen tugendhafften Mann heyrathen zu helf- fen. Jch vor meine Person, setzt sie hinzu, kan mit Wahrheit sagen, daß ich mein übriges Leben eben so gern im tugendhafften ledigen Stande, als in der besten Ehe zubringen wolte, weil ich von Jugend an biß auf diese Stunde Trübsal und Angst genung ausgestanden habe, mi[ch] also nach einen ruhigern Leben sehne. Meine Stieff-Tochter aber, deren Stieff-Mutter ich nur seit 5. Jahren bin, und die ich ihres sonderbaren Gehorsams wegen als mein eigen Kind liebe, möchte ich gern wohl versorgt wissen, weil dieselbe, im Fall wir das Cap der guten Hoff- nung nicht erreichen solten, von ihrem väterlichen Erbtheile nichts zu hoffen hat, als diejenigen Kost- barkeiten, welche ich bey mir führe, und sich allein an Golde, Silber, Kleinodien und Gelde ohngefähr auf 16000. Ducaten belauffen, die uns aber noch gar leicht durch Sturm oder See-Räuber geraubt werden können.
A[m]ias antwortet hierauf, daß dergleichen zeit- liche Güter bey uns in grosser Menge anzutreffen wären, doch aber nichts geachtet würden, weil sie auf unserer Jnsul wenigen oder gar keinen Nutzen
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reden wolten, ſie haͤtten auf der Jnſul St. Helenæ ein beſonderes Gewerbe auszurichten. Virgilia van Cattmers, ſo nennet ſich dieſe Dame, verſpricht nicht allein vollkommene Verſchwiegenheit, ſondern bittet auch um GOttes willen, ſie nebſt ihrer Stieff- Tochter, welches ein Kind guter Art ſey, mit in dergleichen irrdiſches Himmelreich (alſo hatte ſie meine Felſen-Jnſul genennet) zu nehmen, und der- ſelben einen tugendhafften Mann heyrathen zu helf- fen. Jch vor meine Perſon, ſetzt ſie hinzu, kan mit Wahrheit ſagen, daß ich mein uͤbriges Leben eben ſo gern im tugendhafften ledigen Stande, als in der beſten Ehe zubringen wolte, weil ich von Jugend an biß auf dieſe Stunde Truͤbſal und Angſt genung ausgeſtanden habe, mi[ch] alſo nach einen ruhigern Leben ſehne. Meine Stieff-Tochter aber, deren Stieff-Mutter ich nur ſeit 5. Jahren bin, und die ich ihres ſonderbaren Gehorſams wegen als mein eigen Kind liebe, moͤchte ich gern wohl verſorgt wiſſen, weil dieſelbe, im Fall wir das Cap der guten Hoff- nung nicht erreichen ſolten, von ihrem vaͤterlichen Erbtheile nichts zu hoffen hat, als diejenigen Koſt- barkeiten, welche ich bey mir fuͤhre, und ſich allein an Golde, Silber, Kleinodien und Gelde ohngefaͤhr auf 16000. Ducaten belauffen, die uns aber noch gar leicht durch Sturm oder See-Raͤuber geraubt werden koͤnnen.
A[m]ias antwortet hierauf, daß dergleichen zeit- liche Guͤter bey uns in groſſer Menge anzutreffen waͤren, doch aber nichts geachtet wuͤrden, weil ſie auf unſerer Jnſul wenigen oder gar keinen Nutzen
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reden wolten, ſie haͤtten auf der Jnſul St. Helenæ
ein beſonderes Gewerbe auszurichten. Virgilia
van Cattmers, ſo nennet ſich dieſe Dame, verſpricht
nicht allein vollkommene Verſchwiegenheit, ſondern
bittet auch um GOttes willen, ſie nebſt ihrer Stieff-
Tochter, welches ein Kind guter Art ſey, mit
in dergleichen irrdiſches Himmelreich (alſo hatte ſie
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ſelben einen tugendhafften Mann heyrathen zu helf-
fen. Jch vor meine Perſon, ſetzt ſie hinzu, kan mit
Wahrheit ſagen, daß ich mein uͤbriges Leben eben
ſo gern im tugendhafften ledigen Stande, als in der
beſten Ehe zubringen wolte, weil ich von Jugend an
biß auf dieſe Stunde Truͤbſal und Angſt genung
ausgeſtanden habe, mich alſo nach einen ruhigern
Leben ſehne. Meine Stieff-Tochter aber, deren
Stieff-Mutter ich nur ſeit 5. Jahren bin, und die ich
ihres ſonderbaren Gehorſams wegen als mein eigen
Kind liebe, moͤchte ich gern wohl verſorgt wiſſen,
weil dieſelbe, im Fall wir das Cap der guten Hoff-
nung nicht erreichen ſolten, von ihrem vaͤterlichen
Erbtheile nichts zu hoffen hat, als diejenigen Koſt-
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an Golde, Silber, Kleinodien und Gelde ohngefaͤhr
auf 16000. Ducaten belauffen, die uns aber noch
gar leicht durch Sturm oder See-Raͤuber geraubt
werden koͤnnen.
Amias antwortet hierauf, daß dergleichen zeit-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/398>, abgerufen am 22.11.2024.
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