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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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ten wurde von verschiedenen kleinen Bächlein durch-
streifft, die aus der kleinen Oestlichen See gerau-
schet kamen, und sich in den äussersten Felsen-Lö-
chern verlohren. Wir nahmen ermelde kleine
See, welche etwa tausend Schritte im Umfange
hatte, wohl in Augenschein, passirten über den Ost-
Fluß vermittelst einer verzäunten Brücke, und be-
merckten, daß sich selbiger Fluß mit entsetzlichen Ge-
töse in die holen Felsen-Klüffte hinein stürtzte, wor-
bey uns gesagt wurde, was massen er ausserhalb
nicht als ein Fluß, sondern in unzehlige Strudels
zertheilt, in gestalt der allerschönsten Eontaine wie-
derum zum Vorschein [k]äme, und sich solchergestalt
in die See verlöhre. Die andere Seite der See,
nach Ost-Süden zu, war wegen der vielen starcken
Bäche, die ihren Ursprung im Walde aus vielen
sumpffigten Oertern nahmen/ und durch ihren Zu-
sammenfluß die kleine See machten, nicht wohl zu
umgehen, derowegen kehreten wir über die Brücke
des Ost-Flusses durch den Thier-Garten zurück
nach Simons-Raum, wurden von dasigen Einwoh-
nern herrlich gespeiset und getränckt, reichten ihnen
die gewöhnlichen Geschencke, und kehreten nachhe-
ro zurücke. Herr Mag. Schmeltzer nahm seinen
Weg in die Davids-Raumer Allee, um selbst
seine Catechismus-Lehren fortzusetzen, wir aber keh-
reten zurück und halffen biß zu dessen Zurückkunfft
am Kirchen-Bau arbeiten, nahmen nachhero auf
der Alberts-Burg die Abend-Mahlzeit ein, wor-
auf der Altvater uns Versammleten den Rest sei-
ner vorgenommenen Lebens-Geschicht mitzutheilen
folgender massen anhub.

Nun-

ten wurde von verſchiedenen kleinen Baͤchlein durch-
ſtreifft, die aus der kleinen Oeſtlichen See gerau-
ſchet kamen, und ſich in den aͤuſſerſten Felſen-Loͤ-
chern verlohren. Wir nahmen ermelde kleine
See, welche etwa tauſend Schritte im Umfange
hatte, wohl in Augenſchein, paſſirten uͤber den Oſt-
Fluß vermittelſt einer verzaͤunten Bruͤcke, und be-
merckten, daß ſich ſelbiger Fluß mit entſetzlichen Ge-
toͤſe in die holen Felſen-Kluͤffte hinein ſtuͤrtzte, wor-
bey uns geſagt wurde, was maſſen er auſſerhalb
nicht als ein Fluß, ſondern in unzehlige Strudels
zertheilt, in geſtalt der allerſchoͤnſten Eontaine wie-
derum zum Vorſchein [k]aͤme, und ſich ſolchergeſtalt
in die See verloͤhre. Die andere Seite der See,
nach Oſt-Suͤden zu, war wegen der vielen ſtarcken
Baͤche, die ihren Urſprung im Walde aus vielen
ſumpffigten Oertern nahmen/ und durch ihren Zu-
ſammenfluß die kleine See machten, nicht wohl zu
umgehen, derowegen kehreten wir uͤber die Bruͤcke
des Oſt-Fluſſes durch den Thier-Garten zuruͤck
nach Simons-Raum, wurden von daſigen Einwoh-
nern herrlich geſpeiſet und getraͤnckt, reichten ihnen
die gewoͤhnlichen Geſchencke, und kehreten nachhe-
ro zuruͤcke. Herr Mag. Schmeltzer nahm ſeinen
Weg in die Davids-Raumer Alleé, um ſelbſt
ſeine Catechismus-Lehren fortzuſetzen, wir aber keh-
reten zuruͤck und halffen biß zu deſſen Zuruͤckkunfft
am Kirchen-Bau arbeiten, nahmen nachhero auf
der Alberts-Burg die Abend-Mahlzeit ein, wor-
auf der Altvater uns Verſammleten den Reſt ſei-
ner vorgenommenen Lebens-Geſchicht mitzutheilen
folgender maſſen anhub.

Nun-
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[370/0384] ten wurde von verſchiedenen kleinen Baͤchlein durch- ſtreifft, die aus der kleinen Oeſtlichen See gerau- ſchet kamen, und ſich in den aͤuſſerſten Felſen-Loͤ- chern verlohren. Wir nahmen ermelde kleine See, welche etwa tauſend Schritte im Umfange hatte, wohl in Augenſchein, paſſirten uͤber den Oſt- Fluß vermittelſt einer verzaͤunten Bruͤcke, und be- merckten, daß ſich ſelbiger Fluß mit entſetzlichen Ge- toͤſe in die holen Felſen-Kluͤffte hinein ſtuͤrtzte, wor- bey uns geſagt wurde, was maſſen er auſſerhalb nicht als ein Fluß, ſondern in unzehlige Strudels zertheilt, in geſtalt der allerſchoͤnſten Eontaine wie- derum zum Vorſchein kaͤme, und ſich ſolchergeſtalt in die See verloͤhre. Die andere Seite der See, nach Oſt-Suͤden zu, war wegen der vielen ſtarcken Baͤche, die ihren Urſprung im Walde aus vielen ſumpffigten Oertern nahmen/ und durch ihren Zu- ſammenfluß die kleine See machten, nicht wohl zu umgehen, derowegen kehreten wir uͤber die Bruͤcke des Oſt-Fluſſes durch den Thier-Garten zuruͤck nach Simons-Raum, wurden von daſigen Einwoh- nern herrlich geſpeiſet und getraͤnckt, reichten ihnen die gewoͤhnlichen Geſchencke, und kehreten nachhe- ro zuruͤcke. Herr Mag. Schmeltzer nahm ſeinen Weg in die Davids-Raumer Alleé, um ſelbſt ſeine Catechismus-Lehren fortzuſetzen, wir aber keh- reten zuruͤck und halffen biß zu deſſen Zuruͤckkunfft am Kirchen-Bau arbeiten, nahmen nachhero auf der Alberts-Burg die Abend-Mahlzeit ein, wor- auf der Altvater uns Verſammleten den Reſt ſei- ner vorgenommenen Lebens-Geſchicht mitzutheilen folgender maſſen anhub. Nun-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/384>, abgerufen am 22.11.2024.