Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

nes Büchsen-Schusses weit von einander, als
es mit einem entsetzlichen Krachen plötzlich zer-
schmetterte, und theils in die Lufft gesprengt, theils
Stück-weise auf dem Wasser aus einander getrie-
ben wurde, so, daß hiervon auch unser Schiff sich
grausamer Weise erschütterte, und mit Pfeil-mäßi-
ger Geschwindigkeit eines Canon-Schusses weit
zurück geschleudert wurde. Dennoch richteten wir
unsern Weg wieder nach der unglückseeligen Stelle,
um vielleicht noch einige im Meere zapplende Men-
schen zu erretten, allein, es war hieselbst keine leben-
dige Seele, auch sonsten nichts als noch einige zer-
stückte Balcken und Bretter anzutreffen.

Was dieser unverhoffte Streich in unsern und
der übrigen Gesellschafft Gemüthern vor verschie-
dene Bewegungen mag verursachet haben, ist
leichtlich zu erachten. Wir Schwestern beweine-
ten nichts, als unsers in seinen Sünden hingeraff-
ten Bruders arme Seele, erkühneten uns aber
nicht, über die Straff-Gerichte des Allerhöchsten
Beschwerde zu führen. Wie Alexandern und
Gallus zu Muthe war, ließ sich leichtlich schliessen,
indem sie von selbigem Tage an keine fröliche Mine
mehr machen, auch sich um nichts bekümmern kon-
ten, sondern das Commando an Mons. Schim-
mern gutwillig überlicssen, der, gegen den noch-
mahls entstehenden Sturm, die besten und klügsten
Verfassungen machte. Selbiger hielt abermahls
biß auf den 6ten Tag an, und hatte alle unsere Leute
dermassen abgemattet, daß sie wie die Fliegen da-
hin fielen, und nach gehaltener Ruhe im Essen
und Trincken die verlohrnen Kräffte wieder suchten,

ob

nes Buͤchſen-Schuſſes weit von einander, als
es mit einem entſetzlichen Krachen ploͤtzlich zer-
ſchmetterte, und theils in die Lufft geſprengt, theils
Stuͤck-weiſe auf dem Waſſer aus einander getrie-
ben wurde, ſo, daß hiervon auch unſer Schiff ſich
grauſamer Weiſe erſchuͤtterte, und mit Pfeil-maͤßi-
ger Geſchwindigkeit eines Canon-Schuſſes weit
zuruͤck geſchleudert wurde. Dennoch richteten wir
unſern Weg wieder nach der ungluͤckſeeligen Stelle,
um vielleicht noch einige im Meere zapplende Men-
ſchen zu erretten, allein, es war hieſelbſt keine leben-
dige Seele, auch ſonſten nichts als noch einige zer-
ſtuͤckte Balcken und Bretter anzutreffen.

Was dieſer unverhoffte Streich in unſern und
der uͤbrigen Geſellſchafft Gemuͤthern vor verſchie-
dene Bewegungen mag verurſachet haben, iſt
leichtlich zu erachten. Wir Schweſtern beweine-
ten nichts, als unſers in ſeinen Suͤnden hingeraff-
ten Bruders arme Seele, erkuͤhneten uns aber
nicht, uͤber die Straff-Gerichte des Allerhoͤchſten
Beſchwerde zu fuͤhren. Wie Alexandern und
Gallus zu Muthe war, ließ ſich leichtlich ſchlieſſen,
indem ſie von ſelbigem Tage an keine froͤliche Mine
mehr machen, auch ſich um nichts bekuͤmmern kon-
ten, ſondern das Commando an Monſ. Schim-
mern gutwillig uͤberlicſſen, der, gegen den noch-
mahls entſtehenden Sturm, die beſten und kluͤgſten
Verfaſſungen machte. Selbiger hielt abermahls
biß auf den 6ten Tag an, und hatte alle unſere Leute
dermaſſen abgemattet, daß ſie wie die Fliegen da-
hin fielen, und nach gehaltener Ruhe im Eſſen
und Trincken die verlohrnen Kraͤffte wieder ſuchten,

ob
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0347" n="333"/>
nes Bu&#x0364;ch&#x017F;en-Schu&#x017F;&#x017F;es weit von einander, als<lb/>
es mit einem ent&#x017F;etzlichen Krachen plo&#x0364;tzlich zer-<lb/>
&#x017F;chmetterte, und theils in die Lufft ge&#x017F;prengt, theils<lb/>
Stu&#x0364;ck-wei&#x017F;e auf dem Wa&#x017F;&#x017F;er aus einander getrie-<lb/>
ben wurde, &#x017F;o, daß hiervon auch un&#x017F;er Schiff &#x017F;ich<lb/>
grau&#x017F;amer Wei&#x017F;e er&#x017F;chu&#x0364;tterte, und mit Pfeil-ma&#x0364;ßi-<lb/>
ger Ge&#x017F;chwindigkeit eines Canon-Schu&#x017F;&#x017F;es weit<lb/>
zuru&#x0364;ck ge&#x017F;chleudert wurde. Dennoch richteten wir<lb/>
un&#x017F;ern Weg wieder nach der unglu&#x0364;ck&#x017F;eeligen Stelle,<lb/>
um vielleicht noch einige im Meere zapplende Men-<lb/>
&#x017F;chen zu erretten, allein, es war hie&#x017F;elb&#x017F;t keine leben-<lb/>
dige Seele, auch &#x017F;on&#x017F;ten nichts als noch einige zer-<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;ckte Balcken und Bretter anzutreffen.</p><lb/>
        <p>Was die&#x017F;er unverhoffte Streich in un&#x017F;ern und<lb/>
der u&#x0364;brigen Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft Gemu&#x0364;thern vor ver&#x017F;chie-<lb/>
dene Bewegungen mag verur&#x017F;achet haben, i&#x017F;t<lb/>
leichtlich zu erachten. Wir Schwe&#x017F;tern beweine-<lb/>
ten nichts, als un&#x017F;ers in &#x017F;einen Su&#x0364;nden hingeraff-<lb/>
ten Bruders arme Seele, erku&#x0364;hneten uns aber<lb/>
nicht, u&#x0364;ber die Straff-Gerichte des Allerho&#x0364;ch&#x017F;ten<lb/>
Be&#x017F;chwerde zu fu&#x0364;hren. Wie <hi rendition="#aq">Alexandern</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">Gallus</hi> zu Muthe war, ließ &#x017F;ich leichtlich &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
indem &#x017F;ie von &#x017F;elbigem Tage an keine fro&#x0364;liche Mine<lb/>
mehr machen, auch &#x017F;ich um nichts beku&#x0364;mmern kon-<lb/>
ten, &#x017F;ondern das <hi rendition="#aq">Commando</hi> an <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;.</hi> Schim-<lb/>
mern gutwillig u&#x0364;berlic&#x017F;&#x017F;en, der, gegen den noch-<lb/>
mahls ent&#x017F;tehenden Sturm, die be&#x017F;ten und klu&#x0364;g&#x017F;ten<lb/>
Verfa&#x017F;&#x017F;ungen machte. Selbiger hielt abermahls<lb/>
biß auf den 6ten Tag an, und hatte alle un&#x017F;ere Leute<lb/>
derma&#x017F;&#x017F;en abgemattet, daß &#x017F;ie wie die Fliegen da-<lb/>
hin fielen, und nach gehaltener Ruhe im E&#x017F;&#x017F;en<lb/>
und Trincken die verlohrnen Kra&#x0364;ffte wieder &#x017F;uchten,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ob</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[333/0347] nes Buͤchſen-Schuſſes weit von einander, als es mit einem entſetzlichen Krachen ploͤtzlich zer- ſchmetterte, und theils in die Lufft geſprengt, theils Stuͤck-weiſe auf dem Waſſer aus einander getrie- ben wurde, ſo, daß hiervon auch unſer Schiff ſich grauſamer Weiſe erſchuͤtterte, und mit Pfeil-maͤßi- ger Geſchwindigkeit eines Canon-Schuſſes weit zuruͤck geſchleudert wurde. Dennoch richteten wir unſern Weg wieder nach der ungluͤckſeeligen Stelle, um vielleicht noch einige im Meere zapplende Men- ſchen zu erretten, allein, es war hieſelbſt keine leben- dige Seele, auch ſonſten nichts als noch einige zer- ſtuͤckte Balcken und Bretter anzutreffen. Was dieſer unverhoffte Streich in unſern und der uͤbrigen Geſellſchafft Gemuͤthern vor verſchie- dene Bewegungen mag verurſachet haben, iſt leichtlich zu erachten. Wir Schweſtern beweine- ten nichts, als unſers in ſeinen Suͤnden hingeraff- ten Bruders arme Seele, erkuͤhneten uns aber nicht, uͤber die Straff-Gerichte des Allerhoͤchſten Beſchwerde zu fuͤhren. Wie Alexandern und Gallus zu Muthe war, ließ ſich leichtlich ſchlieſſen, indem ſie von ſelbigem Tage an keine froͤliche Mine mehr machen, auch ſich um nichts bekuͤmmern kon- ten, ſondern das Commando an Monſ. Schim- mern gutwillig uͤberlicſſen, der, gegen den noch- mahls entſtehenden Sturm, die beſten und kluͤgſten Verfaſſungen machte. Selbiger hielt abermahls biß auf den 6ten Tag an, und hatte alle unſere Leute dermaſſen abgemattet, daß ſie wie die Fliegen da- hin fielen, und nach gehaltener Ruhe im Eſſen und Trincken die verlohrnen Kraͤffte wieder ſuchten, ob

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/347
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/347>, abgerufen am 23.11.2024.