sen, und von Schimmers Anhang Tags und Nachts hindurch wol bewahret wurden. Das schändliche Aas des Quartiermeisters wurde als ein Luder ins Meer geworffen, Alexander und Gal- lus lagen unter den Händen des Schiffs-Barbie- rers, Schimmer aber und sein Anhang spieleten dem Meister auf dem Schiffe, und setzten die andern al- le in ziemliche Furcht, ja da der alte so genannte Schiffs-Capitain nebst William und Henry, sich von neuen mausig machen wolten, fehlete es nicht viel, daß beyde Partheyen einander in die Haare gera- then wären, ohngeacht niemand sichere Rechnung machen konte, welches die stärckste wäre.
Solcher Verwirrung ohngeacht wurde die Rei- se nach Ost-Jndien bey favorablen Winde und Wetter dennoch immer eiffrig fortgesetzt, welches uns zwar höchst mißfällig war, doch da wir gezwun- gener Weise dem Verhängniß stille halten musten, richteten sich unsere in etwas ruhigere Sinnen ein- tzig und allein dahin/ dessen Ziel zu errathen.
Die um die Gegend des grünen Vor-Gebürges sehr scharff creutzen den See-Räuber, verursachten so viel, daß sich die streitigen Partheyen des Schif- fes auf gewisse Punckte ziemlich wieder vereinigten, um den gemeinschafftlichen Feinden desto bessern Widerstand zu thun, worunter aber der Haupt- Punct war, das man uns 3. Frauenzimmer nicht im geringsten kräncken, sondern mit geziemenden Respect alle selbst beliebige Freyheit lassen solte. Demnach lebten wir in einigen Stücken ziemlich vergnügt, kamen aber mit keinem Fusse an Land, ohngeacht schon 3. mal unterwegs frisch Wasser
und
ſen, und von Schimmers Anhang Tags und Nachts hindurch wol bewahret wurden. Das ſchaͤndliche Aas des Quartiermeiſters wurde als ein Luder ins Meer geworffen, Alexander und Gal- lus lagen unter den Haͤnden des Schiffs-Barbie- rers, Schimmer aber und ſein Anhang ſpieleten dem Meiſter auf dem Schiffe, und ſetzten die andern al- le in ziemliche Furcht, ja da der alte ſo genannte Schiffs-Capitain nebſt William uñ Henry, ſich von neuen mauſig machen wolten, fehlete es nicht viel, daß beyde Partheyen einander in die Haare gera- then waͤren, ohngeacht niemand ſichere Rechnung machen konte, welches die ſtaͤrckſte waͤre.
Solcher Verwirrung ohngeacht wurde die Rei- ſe nach Oſt-Jndien bey favorablen Winde und Wetter dennoch immer eiffrig fortgeſetzt, welches uns zwar hoͤchſt mißfaͤllig war, doch da wir gezwun- gener Weiſe dem Verhaͤngniß ſtille halten muſten, richteten ſich unſere in etwas ruhigere Sinnen ein- tzig und allein dahin/ deſſen Ziel zu errathen.
Die um die Gegend des gruͤnen Vor-Gebuͤrges ſehr ſcharff creutzen den See-Raͤuber, verurſachten ſo viel, daß ſich die ſtreitigen Partheyen des Schif- fes auf gewiſſe Punckte ziemlich wieder vereinigten, um den gemeinſchafftlichen Feinden deſto beſſern Widerſtand zu thun, worunter aber der Haupt- Punct war, das man uns 3. Frauenzimmer nicht im geringſten kraͤncken, ſondern mit geziemenden Reſpect alle ſelbſt beliebige Freyheit laſſen ſolte. Demnach lebten wir in einigen Stuͤcken ziemlich vergnuͤgt, kamen aber mit keinem Fuſſe an Land, ohngeacht ſchon 3. mal unterwegs friſch Waſſer
und
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0344"n="330"/>ſen, und von <hirendition="#aq">Schimmers</hi> Anhang Tags und<lb/>
Nachts hindurch wol bewahret wurden. Das<lb/>ſchaͤndliche Aas des Quartiermeiſters wurde als<lb/>
ein Luder ins Meer geworffen, <hirendition="#aq">Alexander</hi> und <hirendition="#aq">Gal-<lb/>
lus</hi> lagen unter den Haͤnden des Schiffs-Barbie-<lb/>
rers, <hirendition="#aq">Schimmer</hi> aber und ſein Anhang ſpieleten dem<lb/>
Meiſter auf dem Schiffe, und ſetzten die andern al-<lb/>
le in ziemliche Furcht, ja da der alte ſo genannte<lb/>
Schiffs-<hirendition="#aq">Capitain</hi> nebſt <hirendition="#aq">William</hi> uñ<hirendition="#aq">Henry,</hi>ſich von<lb/>
neuen mauſig machen wolten, fehlete es nicht viel,<lb/>
daß beyde Partheyen einander in die Haare gera-<lb/>
then waͤren, ohngeacht niemand ſichere Rechnung<lb/>
machen konte, welches die ſtaͤrckſte waͤre.</p><lb/><p>Solcher Verwirrung ohngeacht wurde die Rei-<lb/>ſe nach Oſt-Jndien bey <hirendition="#aq">favorabl</hi>en Winde und<lb/>
Wetter dennoch immer eiffrig fortgeſetzt, welches<lb/>
uns zwar hoͤchſt mißfaͤllig war, doch da wir gezwun-<lb/>
gener Weiſe dem Verhaͤngniß ſtille halten muſten,<lb/>
richteten ſich unſere in etwas ruhigere Sinnen ein-<lb/>
tzig und allein dahin/ deſſen Ziel zu errathen.</p><lb/><p>Die um die Gegend des gruͤnen Vor-Gebuͤrges<lb/>ſehr ſcharff creutzen den See-Raͤuber, verurſachten<lb/>ſo viel, daß ſich die ſtreitigen Partheyen des Schif-<lb/>
fes auf gewiſſe Punckte ziemlich wieder vereinigten,<lb/>
um den gemeinſchafftlichen Feinden deſto beſſern<lb/>
Widerſtand zu thun, worunter aber der Haupt-<lb/>
Punct war, das man uns 3. Frauenzimmer nicht<lb/>
im geringſten kraͤncken, ſondern mit geziemenden<lb/><hirendition="#aq">Reſpect</hi> alle ſelbſt beliebige Freyheit laſſen ſolte.<lb/>
Demnach lebten wir in einigen Stuͤcken ziemlich<lb/>
vergnuͤgt, kamen aber mit keinem Fuſſe an Land,<lb/>
ohngeacht ſchon 3. mal unterwegs friſch Waſſer<lb/><fwplace="bottom"type="catch">und</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[330/0344]
ſen, und von Schimmers Anhang Tags und
Nachts hindurch wol bewahret wurden. Das
ſchaͤndliche Aas des Quartiermeiſters wurde als
ein Luder ins Meer geworffen, Alexander und Gal-
lus lagen unter den Haͤnden des Schiffs-Barbie-
rers, Schimmer aber und ſein Anhang ſpieleten dem
Meiſter auf dem Schiffe, und ſetzten die andern al-
le in ziemliche Furcht, ja da der alte ſo genannte
Schiffs-Capitain nebſt William uñ Henry, ſich von
neuen mauſig machen wolten, fehlete es nicht viel,
daß beyde Partheyen einander in die Haare gera-
then waͤren, ohngeacht niemand ſichere Rechnung
machen konte, welches die ſtaͤrckſte waͤre.
Solcher Verwirrung ohngeacht wurde die Rei-
ſe nach Oſt-Jndien bey favorablen Winde und
Wetter dennoch immer eiffrig fortgeſetzt, welches
uns zwar hoͤchſt mißfaͤllig war, doch da wir gezwun-
gener Weiſe dem Verhaͤngniß ſtille halten muſten,
richteten ſich unſere in etwas ruhigere Sinnen ein-
tzig und allein dahin/ deſſen Ziel zu errathen.
Die um die Gegend des gruͤnen Vor-Gebuͤrges
ſehr ſcharff creutzen den See-Raͤuber, verurſachten
ſo viel, daß ſich die ſtreitigen Partheyen des Schif-
fes auf gewiſſe Punckte ziemlich wieder vereinigten,
um den gemeinſchafftlichen Feinden deſto beſſern
Widerſtand zu thun, worunter aber der Haupt-
Punct war, das man uns 3. Frauenzimmer nicht
im geringſten kraͤncken, ſondern mit geziemenden
Reſpect alle ſelbſt beliebige Freyheit laſſen ſolte.
Demnach lebten wir in einigen Stuͤcken ziemlich
vergnuͤgt, kamen aber mit keinem Fuſſe an Land,
ohngeacht ſchon 3. mal unterwegs friſch Waſſer
und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/344>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.