Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

Und zwar mit solcher furie, daß wir augenblicklich
zu ersticken vermeynten. Doch aus dieser angestell-
ten schändlichen Commoedie, ward gar bald eine
blutige Tragoedie, denn da wir nur ein wenig Lufft
schöpfften, und das in den Händen verborgene Ge-
wehr anbringen konten, stiessen wir fast zu gleicher
Zeit auf die verfluchten Huren-Hängste loß, so daß
unsere Kleider von den schelmischen hitzigen Geblüte
ziemlich bespritzt wurden.

Der Quartiermeister blieb nach einem eintzigen
ausgestossenen brüllenden Seuffzer, stracks todt auf
der Stelle liegen, weil ihm die tapffere Sabina allen
Vermuthen nach, mit ihrem grossen und scharffen
Messer das Hertz gäntzlich durchstossen hatte. Ale-
xander,
den meine Schwester durch den Hals, und
Gallus, welchen ich in die lincke Bauch-Seite ge-
fährlich verwundet, wichen taumelnd zurück, wir drey
Zitterenden aber, schryen aus vollem Halse Zeter
und Mordio.

William und Henry kamen herzu gelauffen, und
wolten Mine machen, ihrer schelmischen Mit-Brü-
der Blut mit dicken Knütteln an uns zu rächen, zu
gleicher Zeit aber erschienen der tapffere Schim-
mer, Larson, Rawkin
und etwa noch 4. oder 6. an-
dere redliche Leute, welche bald Stillestand mach-
ten, und uns in ihren Schutz nahmen, auch Ange-
sichts aller andern theuer schwuren, unsere Ehre biß
auf die letzte Minute ihres Lebens zu beschirmen.
William und Henry musten also nicht allein mit ih-
rem Anhange zu Creutze kriechen, sondern sich so
gar mit ihren Huren aus der besten Schiffs-Kam-
mer heraus werffen lassen, in welche wir eingewie-

sen,
X 5

Und zwar mit ſolcher furie, daß wir augenblicklich
zu erſticken vermeynten. Doch aus dieſer angeſtell-
ten ſchaͤndlichen Commœdie, ward gar bald eine
blutige Tragœdie, denn da wir nur ein wenig Lufft
ſchoͤpfften, und das in den Haͤnden verborgene Ge-
wehr anbringen konten, ſtieſſen wir faſt zu gleicher
Zeit auf die verfluchten Huren-Haͤngſte loß, ſo daß
unſere Kleider von den ſchelmiſchen hitzigen Gebluͤte
ziemlich beſpritzt wurden.

Der Quartiermeiſter blieb nach einem eintzigen
ausgeſtoſſenen bruͤllenden Seuffzer, ſtracks todt auf
der Stelle liegen, weil ihm die tapffere Sabina allen
Vermuthen nach, mit ihrem groſſen und ſcharffen
Meſſer das Hertz gaͤntzlich durchſtoſſen hatte. Ale-
xander,
den meine Schweſter durch den Hals, und
Gallus, welchen ich in die lincke Bauch-Seite ge-
faͤhrlich verwundet, wichen taumelnd zuruͤck, wir drey
Zitterenden aber, ſchryen aus vollem Halſe Zeter
und Mordio.

William und Henry kamen herzu gelauffen, und
wolten Mine machen, ihrer ſchelmiſchen Mit-Bruͤ-
der Blut mit dicken Knuͤtteln an uns zu raͤchen, zu
gleicher Zeit aber erſchienen der tapffere Schim-
mer, Larſon, Rawkin
und etwa noch 4. oder 6. an-
dere redliche Leute, welche bald Stilleſtand mach-
ten, und uns in ihren Schutz nahmen, auch Ange-
ſichts aller andern theuer ſchwuren, unſere Ehre biß
auf die letzte Minute ihres Lebens zu beſchirmen.
William und Henry muſten alſo nicht allein mit ih-
rem Anhange zu Creutze kriechen, ſondern ſich ſo
gar mit ihren Huren aus der beſten Schiffs-Kam-
mer heraus werffen laſſen, in welche wir eingewie-

ſen,
X 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0343" n="329"/>
Und zwar mit &#x017F;olcher <hi rendition="#aq">furie,</hi> daß wir augenblicklich<lb/>
zu er&#x017F;ticken vermeynten. Doch aus die&#x017F;er ange&#x017F;tell-<lb/>
ten &#x017F;cha&#x0364;ndlichen <hi rendition="#aq">Comm&#x0153;die,</hi> ward gar bald eine<lb/>
blutige <hi rendition="#aq">Trag&#x0153;die,</hi> denn da wir nur ein wenig Lufft<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;pfften, und das in den Ha&#x0364;nden verborgene Ge-<lb/>
wehr anbringen konten, &#x017F;tie&#x017F;&#x017F;en wir fa&#x017F;t zu gleicher<lb/>
Zeit auf die verfluchten Huren-Ha&#x0364;ng&#x017F;te loß, &#x017F;o daß<lb/>
un&#x017F;ere Kleider von den &#x017F;chelmi&#x017F;chen hitzigen Geblu&#x0364;te<lb/>
ziemlich be&#x017F;pritzt wurden.</p><lb/>
        <p>Der Quartiermei&#x017F;ter blieb nach einem eintzigen<lb/>
ausge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;enen bru&#x0364;llenden Seuffzer, &#x017F;tracks todt auf<lb/>
der Stelle liegen, weil ihm die tapffere <hi rendition="#aq">Sabina</hi> allen<lb/>
Vermuthen nach, mit ihrem gro&#x017F;&#x017F;en und &#x017F;charffen<lb/>
Me&#x017F;&#x017F;er das Hertz ga&#x0364;ntzlich durch&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en hatte. <hi rendition="#aq">Ale-<lb/>
xander,</hi> den meine Schwe&#x017F;ter durch den Hals, und<lb/><hi rendition="#aq">Gallus,</hi> welchen ich in die lincke Bauch-Seite ge-<lb/>
fa&#x0364;hrlich verwundet, wichen taumelnd zuru&#x0364;ck, wir drey<lb/>
Zitterenden aber, &#x017F;chryen aus vollem Hal&#x017F;e Zeter<lb/>
und <hi rendition="#aq">Mordio.</hi></p><lb/>
        <p><hi rendition="#aq">William</hi> und <hi rendition="#aq">Henry</hi> kamen herzu gelauffen, und<lb/>
wolten Mine machen, ihrer &#x017F;chelmi&#x017F;chen Mit-Bru&#x0364;-<lb/>
der Blut mit dicken Knu&#x0364;tteln an uns zu ra&#x0364;chen, zu<lb/>
gleicher Zeit aber er&#x017F;chienen der tapffere <hi rendition="#aq">Schim-<lb/>
mer, Lar&#x017F;on, Rawkin</hi> und etwa noch 4. oder 6. an-<lb/>
dere redliche Leute, welche bald Stille&#x017F;tand mach-<lb/>
ten, und uns in ihren Schutz nahmen, auch Ange-<lb/>
&#x017F;ichts aller andern theuer &#x017F;chwuren, un&#x017F;ere Ehre biß<lb/>
auf die letzte Minute ihres Lebens zu be&#x017F;chirmen.<lb/><hi rendition="#aq">William</hi> und <hi rendition="#aq">Henry</hi> mu&#x017F;ten al&#x017F;o nicht allein mit ih-<lb/>
rem Anhange zu Creutze kriechen, &#x017F;ondern &#x017F;ich &#x017F;o<lb/>
gar mit ihren Huren aus der be&#x017F;ten Schiffs-Kam-<lb/>
mer heraus werffen la&#x017F;&#x017F;en, in welche wir eingewie-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X 5</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;en,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[329/0343] Und zwar mit ſolcher furie, daß wir augenblicklich zu erſticken vermeynten. Doch aus dieſer angeſtell- ten ſchaͤndlichen Commœdie, ward gar bald eine blutige Tragœdie, denn da wir nur ein wenig Lufft ſchoͤpfften, und das in den Haͤnden verborgene Ge- wehr anbringen konten, ſtieſſen wir faſt zu gleicher Zeit auf die verfluchten Huren-Haͤngſte loß, ſo daß unſere Kleider von den ſchelmiſchen hitzigen Gebluͤte ziemlich beſpritzt wurden. Der Quartiermeiſter blieb nach einem eintzigen ausgeſtoſſenen bruͤllenden Seuffzer, ſtracks todt auf der Stelle liegen, weil ihm die tapffere Sabina allen Vermuthen nach, mit ihrem groſſen und ſcharffen Meſſer das Hertz gaͤntzlich durchſtoſſen hatte. Ale- xander, den meine Schweſter durch den Hals, und Gallus, welchen ich in die lincke Bauch-Seite ge- faͤhrlich verwundet, wichen taumelnd zuruͤck, wir drey Zitterenden aber, ſchryen aus vollem Halſe Zeter und Mordio. William und Henry kamen herzu gelauffen, und wolten Mine machen, ihrer ſchelmiſchen Mit-Bruͤ- der Blut mit dicken Knuͤtteln an uns zu raͤchen, zu gleicher Zeit aber erſchienen der tapffere Schim- mer, Larſon, Rawkin und etwa noch 4. oder 6. an- dere redliche Leute, welche bald Stilleſtand mach- ten, und uns in ihren Schutz nahmen, auch Ange- ſichts aller andern theuer ſchwuren, unſere Ehre biß auf die letzte Minute ihres Lebens zu beſchirmen. William und Henry muſten alſo nicht allein mit ih- rem Anhange zu Creutze kriechen, ſondern ſich ſo gar mit ihren Huren aus der beſten Schiffs-Kam- mer heraus werffen laſſen, in welche wir eingewie- ſen, X 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/343
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/343>, abgerufen am 17.05.2024.