sichert ihn seines geneigten Willens hierüber, ver- spricht sich in allen zu seinen Diensten, und beklagt nur, daß er kein Mittel zu erfinden wisse, seines Her- tzens-Freundes Verlangen zu stillen. Gallus aber der seit der Zeit beständig, so wohl auf einen gewalt- samen, als listigen Anschlag gesonnen, führet den William zu dem liederlichen Commoedianten-Vol- cke, nemlich: Alexandern, Henry, Antonien und Margarithen, da sich denn derselbe sogleich aufs allerhefftigste in die Letztere verliebt, ja sich ihr und den übrigen schändlichen Verräthern gantz zu eigen ergiebt. Alexander wird demnach, als der An- sehnlichste, auf des Gallus Unkosten, in solchen Stand gesetzt, sich als einer der vornehmsten Cava- liers aufzuführen, und um Philippinen zu werben, mittlerweile kleiden sie einen alten verunglückten See-Räuber/ vor einen erfahrnen Ost-Jndien- Fahrer an, der unsere Eltern und uns betrügen helffen, ja uns armen einfältigen Kinder in das ver- fluchte Schiff locken muß, welches Gallus und mein Bruder zu unserm Raube, so fälschlich mit grossen Kosten ausgerüstet hatten, um damit eine Farth nach den Moluccischen Jnsuln vorzunehmen. Der letztere, nemlich mein Bruder, hatte nicht allein den Eltern eine erstaunliche Summe Geldes auf listige Art entwendet, sondern auch Philippinens, und meine Kleinodien und Baarschafften mit auf das Schiff gebracht, damit aber doch ja unsere Eltern ihrer Kinder nicht alle auf einmal beraubt würden, giebt der verteuffelte Mensch dem jüngern Bruder, abends vorhero, unvermerckt ein starckes Brech- Pulver ein, damit er künfftigen Tages bey der
Schiffs-
ſichert ihn ſeines geneigten Willens hieruͤber, ver- ſpricht ſich in allen zu ſeinen Dienſten, und beklagt nur, daß er kein Mittel zu erfinden wiſſe, ſeines Her- tzens-Freundes Verlangen zu ſtillen. Gallus aber der ſeit der Zeit beſtaͤndig, ſo wohl auf einen gewalt- ſamen, als liſtigen Anſchlag geſonnen, fuͤhret den William zu dem liederlichen Commœdianten-Vol- cke, nemlich: Alexandern, Henry, Antonien und Margarithen, da ſich denn derſelbe ſogleich aufs allerhefftigſte in die Letztere verliebt, ja ſich ihr und den uͤbrigen ſchaͤndlichen Verraͤthern gantz zu eigen ergiebt. Alexander wird demnach, als der An- ſehnlichſte, auf des Gallus Unkoſten, in ſolchen Stand geſetzt, ſich als einer der vornehmſten Cava- liers aufzufuͤhren, und um Philippinen zu werben, mittlerweile kleiden ſie einen alten verungluͤckten See-Raͤuber/ vor einen erfahrnen Oſt-Jndien- Fahrer an, der unſere Eltern und uns betruͤgen helffen, ja uns armen einfaͤltigen Kinder in das ver- fluchte Schiff locken muß, welches Gallus und mein Bruder zu unſerm Raube, ſo faͤlſchlich mit groſſen Koſten ausgeruͤſtet hatten, um damit eine Farth nach den Molucciſchen Jnſuln vorzunehmen. Der letztere, nemlich mein Bruder, hatte nicht allein den Eltern eine erſtaunliche Summe Geldes auf liſtige Art entwendet, ſondern auch Philippinens, und meine Kleinodien und Baarſchafften mit auf das Schiff gebracht, damit aber doch ja unſere Eltern ihrer Kinder nicht alle auf einmal beraubt wuͤrden, giebt der verteuffelte Menſch dem juͤngern Bruder, abends vorhero, unvermerckt ein ſtarckes Brech- Pulver ein, damit er kuͤnfftigen Tages bey der
Schiffs-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0338"n="324"/>ſichert ihn ſeines geneigten Willens hieruͤber, ver-<lb/>ſpricht ſich in allen zu ſeinen Dienſten, und beklagt<lb/>
nur, daß er kein Mittel zu erfinden wiſſe, ſeines Her-<lb/>
tzens-Freundes Verlangen zu ſtillen. <hirendition="#aq">Gallus</hi> aber<lb/>
der ſeit der Zeit beſtaͤndig, ſo wohl auf einen gewalt-<lb/>ſamen, als liſtigen Anſchlag geſonnen, fuͤhret den<lb/><hirendition="#aq">William</hi> zu dem liederlichen <hirendition="#aq">Commœdian</hi>ten-Vol-<lb/>
cke, nemlich: <hirendition="#aq">Alexandern, Henry, Antoni</hi>en und<lb/><hirendition="#aq">Margarith</hi>en, da ſich denn derſelbe ſogleich aufs<lb/>
allerhefftigſte in die Letztere verliebt, ja ſich ihr und<lb/>
den uͤbrigen ſchaͤndlichen Verraͤthern gantz zu eigen<lb/>
ergiebt. <hirendition="#aq">Alexander</hi> wird demnach, als der An-<lb/>ſehnlichſte, auf des <hirendition="#aq">Gallus</hi> Unkoſten, in ſolchen<lb/>
Stand geſetzt, ſich als einer der vornehmſten <hirendition="#aq">Cava-<lb/>
liers</hi> aufzufuͤhren, und um <hirendition="#aq">Philippi</hi>nen zu werben,<lb/>
mittlerweile kleiden ſie einen alten verungluͤckten<lb/>
See-Raͤuber/ vor einen erfahrnen Oſt-Jndien-<lb/>
Fahrer an, der unſere Eltern und uns betruͤgen<lb/>
helffen, ja uns armen einfaͤltigen Kinder in das ver-<lb/>
fluchte Schiff locken muß, welches <hirendition="#aq">Gallus</hi> und mein<lb/>
Bruder zu unſerm Raube, ſo faͤlſchlich mit groſſen<lb/>
Koſten ausgeruͤſtet hatten, um damit eine Farth<lb/>
nach den <hirendition="#aq">Molucci</hi>ſchen Jnſuln vorzunehmen. Der<lb/>
letztere, nemlich mein Bruder, hatte nicht allein den<lb/>
Eltern eine erſtaunliche <hirendition="#aq">Summe</hi> Geldes auf liſtige<lb/>
Art entwendet, ſondern auch <hirendition="#aq">Philippi</hi>nens, und<lb/>
meine Kleinodien und Baarſchafften mit auf das<lb/>
Schiff gebracht, damit aber doch ja unſere Eltern<lb/>
ihrer Kinder nicht alle auf einmal beraubt wuͤrden,<lb/>
giebt der verteuffelte Menſch dem juͤngern Bruder,<lb/>
abends vorhero, unvermerckt ein ſtarckes Brech-<lb/>
Pulver ein, damit er kuͤnfftigen Tages bey der<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Schiffs-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[324/0338]
ſichert ihn ſeines geneigten Willens hieruͤber, ver-
ſpricht ſich in allen zu ſeinen Dienſten, und beklagt
nur, daß er kein Mittel zu erfinden wiſſe, ſeines Her-
tzens-Freundes Verlangen zu ſtillen. Gallus aber
der ſeit der Zeit beſtaͤndig, ſo wohl auf einen gewalt-
ſamen, als liſtigen Anſchlag geſonnen, fuͤhret den
William zu dem liederlichen Commœdianten-Vol-
cke, nemlich: Alexandern, Henry, Antonien und
Margarithen, da ſich denn derſelbe ſogleich aufs
allerhefftigſte in die Letztere verliebt, ja ſich ihr und
den uͤbrigen ſchaͤndlichen Verraͤthern gantz zu eigen
ergiebt. Alexander wird demnach, als der An-
ſehnlichſte, auf des Gallus Unkoſten, in ſolchen
Stand geſetzt, ſich als einer der vornehmſten Cava-
liers aufzufuͤhren, und um Philippinen zu werben,
mittlerweile kleiden ſie einen alten verungluͤckten
See-Raͤuber/ vor einen erfahrnen Oſt-Jndien-
Fahrer an, der unſere Eltern und uns betruͤgen
helffen, ja uns armen einfaͤltigen Kinder in das ver-
fluchte Schiff locken muß, welches Gallus und mein
Bruder zu unſerm Raube, ſo faͤlſchlich mit groſſen
Koſten ausgeruͤſtet hatten, um damit eine Farth
nach den Molucciſchen Jnſuln vorzunehmen. Der
letztere, nemlich mein Bruder, hatte nicht allein den
Eltern eine erſtaunliche Summe Geldes auf liſtige
Art entwendet, ſondern auch Philippinens, und
meine Kleinodien und Baarſchafften mit auf das
Schiff gebracht, damit aber doch ja unſere Eltern
ihrer Kinder nicht alle auf einmal beraubt wuͤrden,
giebt der verteuffelte Menſch dem juͤngern Bruder,
abends vorhero, unvermerckt ein ſtarckes Brech-
Pulver ein, damit er kuͤnfftigen Tages bey der
Schiffs-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/338>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.