des Amias etwas allzu gefährlich scheinenden An- schlag, ehe wir ihm gehörig darauf antworten, und gar behutsame Einwürffe machen konten, da er aber alle dieselben sehr vernünfftig wiederlegte, und diese Sache immer leichter machte; gab endlich meine Concordia den Ausschlag, indem sie sagte: Lieben Freunde, wir wollen uns diese rwegen den Kopff vor der Zeit nicht zerbrechen, versuchet erst- lich, wie weit es mit eurem Schiff-Bau zu bringen ist, wird dasselbe fertig, und in solchen Zustand gebracht, daß man sich vernunfft-mäßig darauf wagen, und dergleichen gefährliche Reise vorneh- men kan, und der Himmel zeiget uns binnen sol- cher Zeit keine andere Mittel und Wege, unserer Sorgen loß zu werden, so haben wir nachhero noch Zeit genung, Rath zu halten, wie es anzu- fangen, auch wer, und wiel viel von uns mit reisen sollen.
Nachdem diese Meinung von einem jeden gebil- liget worden, fiengen wir gleich des solgenden Tages an, Bäume zu fällen, und nachhero zu behauen, woraus Balcken, Bohlen und Breter gehauen werden konten. Auch wurde dasjenige Holtz, wel- ches uns die See von zerscheiterten Schiffen zuge- führet hatte, fleißig zusammen gesucht, doch ein bald darauf einfallendes Regen-Wetter nebst dem nöthigen Acker-und Wein-Bau verursachten, daß wir den Schiffs-Bau biß zu gelegner und besserer Zeit aufschieben musten.
Jm August-Monath aber anno 1667. da des Roberts Ehe-Frau allbereit mit der zweyten Toch- ter ins Wochen-Bette gekommen war, setzten un-
sere
des Amias etwas allzu gefaͤhrlich ſcheinenden An- ſchlag, ehe wir ihm gehoͤrig darauf antworten, und gar behutſame Einwuͤrffe machen konten, da er aber alle dieſelben ſehr vernuͤnfftig wiederlegte, und dieſe Sache immer leichter machte; gab endlich meine Concordia den Ausſchlag, indem ſie ſagte: Lieben Freunde, wir wollen uns dieſe rwegen den Kopff vor der Zeit nicht zerbrechen, verſuchet erſt- lich, wie weit es mit eurem Schiff-Bau zu bringen iſt, wird daſſelbe fertig, und in ſolchen Zuſtand gebracht, daß man ſich vernunfft-maͤßig darauf wagen, und dergleichen gefaͤhrliche Reiſe vorneh- men kan, und der Himmel zeiget uns binnen ſol- cher Zeit keine andere Mittel und Wege, unſerer Sorgen loß zu werden, ſo haben wir nachhero noch Zeit genung, Rath zu halten, wie es anzu- fangen, auch wer, und wiel viel von uns mit reiſen ſollen.
Nachdem dieſe Meinung von einem jeden gebil- liget worden, fiengen wir gleich des ſolgenden Tages an, Baͤume zu faͤllen, und nachhero zu behauen, woraus Balcken, Bohlen und Breter gehauen werden konten. Auch wurde dasjenige Holtz, wel- ches uns die See von zerſcheiterten Schiffen zuge- fuͤhret hatte, fleißig zuſammen geſucht, doch ein bald darauf einfallendes Regen-Wetter nebſt dem noͤthigen Acker-und Wein-Bau verurſachten, daß wir den Schiffs-Bau biß zu gelegner und beſſerer Zeit aufſchieben muſten.
Jm Auguſt-Monath aber anno 1667. da des Roberts Ehe-Frau allbereit mit der zweyten Toch- ter ins Wochen-Bette gekommen war, ſetzten un-
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des Amias etwas allzu gefaͤhrlich ſcheinenden An-
ſchlag, ehe wir ihm gehoͤrig darauf antworten, und
gar behutſame Einwuͤrffe machen konten, da er
aber alle dieſelben ſehr vernuͤnfftig wiederlegte, und
dieſe Sache immer leichter machte; gab endlich
meine Concordia den Ausſchlag, indem ſie ſagte:
Lieben Freunde, wir wollen uns dieſe rwegen den
Kopff vor der Zeit nicht zerbrechen, verſuchet erſt-
lich, wie weit es mit eurem Schiff-Bau zu bringen
iſt, wird daſſelbe fertig, und in ſolchen Zuſtand
gebracht, daß man ſich vernunfft-maͤßig darauf
wagen, und dergleichen gefaͤhrliche Reiſe vorneh-
men kan, und der Himmel zeiget uns binnen ſol-
cher Zeit keine andere Mittel und Wege, unſerer
Sorgen loß zu werden, ſo haben wir nachhero
noch Zeit genung, Rath zu halten, wie es anzu-
fangen, auch wer, und wiel viel von uns mit reiſen
ſollen.
Nachdem dieſe Meinung von einem jeden gebil-
liget worden, fiengen wir gleich des ſolgenden Tages
an, Baͤume zu faͤllen, und nachhero zu behauen,
woraus Balcken, Bohlen und Breter gehauen
werden konten. Auch wurde dasjenige Holtz, wel-
ches uns die See von zerſcheiterten Schiffen zuge-
fuͤhret hatte, fleißig zuſammen geſucht, doch ein
bald darauf einfallendes Regen-Wetter nebſt dem
noͤthigen Acker-und Wein-Bau verurſachten, daß
wir den Schiffs-Bau biß zu gelegner und beſſerer
Zeit aufſchieben muſten.
Jm Auguſt-Monath aber anno 1667. da des
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/315>, abgerufen am 24.11.2024.
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