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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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des Amias etwas allzu gefährlich scheinenden An-
schlag, ehe wir ihm gehörig darauf antworten, und
gar behutsame Einwürffe machen konten, da er
aber alle dieselben sehr vernünfftig wiederlegte, und
diese Sache immer leichter machte; gab endlich
meine Concordia den Ausschlag, indem sie sagte:
Lieben Freunde, wir wollen uns diese rwegen den
Kopff vor der Zeit nicht zerbrechen, versuchet erst-
lich, wie weit es mit eurem Schiff-Bau zu bringen
ist, wird dasselbe fertig, und in solchen Zustand
gebracht, daß man sich vernunfft-mäßig darauf
wagen, und dergleichen gefährliche Reise vorneh-
men kan, und der Himmel zeiget uns binnen sol-
cher Zeit keine andere Mittel und Wege, unserer
Sorgen loß zu werden, so haben wir nachhero
noch Zeit genung, Rath zu halten, wie es anzu-
fangen, auch wer, und wiel viel von uns mit reisen
sollen.

Nachdem diese Meinung von einem jeden gebil-
liget worden, fiengen wir gleich des solgenden Tages
an, Bäume zu fällen, und nachhero zu behauen,
woraus Balcken, Bohlen und Breter gehauen
werden konten. Auch wurde dasjenige Holtz, wel-
ches uns die See von zerscheiterten Schiffen zuge-
führet hatte, fleißig zusammen gesucht, doch ein
bald darauf einfallendes Regen-Wetter nebst dem
nöthigen Acker-und Wein-Bau verursachten, daß
wir den Schiffs-Bau biß zu gelegner und besserer
Zeit aufschieben musten.

Jm August-Monath aber anno 1667. da des
Roberts Ehe-Frau allbereit mit der zweyten Toch-
ter ins Wochen-Bette gekommen war, setzten un-

sere

des Amias etwas allzu gefaͤhrlich ſcheinenden An-
ſchlag, ehe wir ihm gehoͤrig darauf antworten, und
gar behutſame Einwuͤrffe machen konten, da er
aber alle dieſelben ſehr vernuͤnfftig wiederlegte, und
dieſe Sache immer leichter machte; gab endlich
meine Concordia den Ausſchlag, indem ſie ſagte:
Lieben Freunde, wir wollen uns dieſe rwegen den
Kopff vor der Zeit nicht zerbrechen, verſuchet erſt-
lich, wie weit es mit eurem Schiff-Bau zu bringen
iſt, wird daſſelbe fertig, und in ſolchen Zuſtand
gebracht, daß man ſich vernunfft-maͤßig darauf
wagen, und dergleichen gefaͤhrliche Reiſe vorneh-
men kan, und der Himmel zeiget uns binnen ſol-
cher Zeit keine andere Mittel und Wege, unſerer
Sorgen loß zu werden, ſo haben wir nachhero
noch Zeit genung, Rath zu halten, wie es anzu-
fangen, auch wer, und wiel viel von uns mit reiſen
ſollen.

Nachdem dieſe Meinung von einem jeden gebil-
liget worden, fiengen wir gleich des ſolgenden Tages
an, Baͤume zu faͤllen, und nachhero zu behauen,
woraus Balcken, Bohlen und Breter gehauen
werden konten. Auch wurde dasjenige Holtz, wel-
ches uns die See von zerſcheiterten Schiffen zuge-
fuͤhret hatte, fleißig zuſammen geſucht, doch ein
bald darauf einfallendes Regen-Wetter nebſt dem
noͤthigen Acker-und Wein-Bau verurſachten, daß
wir den Schiffs-Bau biß zu gelegner und beſſerer
Zeit aufſchieben muſten.

Jm Auguſt-Monath aber anno 1667. da des
Roberts Ehe-Frau allbereit mit der zweyten Toch-
ter ins Wochen-Bette gekommen war, ſetzten un-

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[301/0315] des Amias etwas allzu gefaͤhrlich ſcheinenden An- ſchlag, ehe wir ihm gehoͤrig darauf antworten, und gar behutſame Einwuͤrffe machen konten, da er aber alle dieſelben ſehr vernuͤnfftig wiederlegte, und dieſe Sache immer leichter machte; gab endlich meine Concordia den Ausſchlag, indem ſie ſagte: Lieben Freunde, wir wollen uns dieſe rwegen den Kopff vor der Zeit nicht zerbrechen, verſuchet erſt- lich, wie weit es mit eurem Schiff-Bau zu bringen iſt, wird daſſelbe fertig, und in ſolchen Zuſtand gebracht, daß man ſich vernunfft-maͤßig darauf wagen, und dergleichen gefaͤhrliche Reiſe vorneh- men kan, und der Himmel zeiget uns binnen ſol- cher Zeit keine andere Mittel und Wege, unſerer Sorgen loß zu werden, ſo haben wir nachhero noch Zeit genung, Rath zu halten, wie es anzu- fangen, auch wer, und wiel viel von uns mit reiſen ſollen. Nachdem dieſe Meinung von einem jeden gebil- liget worden, fiengen wir gleich des ſolgenden Tages an, Baͤume zu faͤllen, und nachhero zu behauen, woraus Balcken, Bohlen und Breter gehauen werden konten. Auch wurde dasjenige Holtz, wel- ches uns die See von zerſcheiterten Schiffen zuge- fuͤhret hatte, fleißig zuſammen geſucht, doch ein bald darauf einfallendes Regen-Wetter nebſt dem noͤthigen Acker-und Wein-Bau verurſachten, daß wir den Schiffs-Bau biß zu gelegner und beſſerer Zeit aufſchieben muſten. Jm Auguſt-Monath aber anno 1667. da des Roberts Ehe-Frau allbereit mit der zweyten Toch- ter ins Wochen-Bette gekommen war, ſetzten un- ſere

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/315>, abgerufen am 24.11.2024.