Hand gehen können. Jhr meritirt es sehr wohl, replicirte der erstere, und ich glaube, es wird euch hinführo selten daran mangeln. Hiermit wurde der Discours durch ein auf der Strasse entstandenes Lermen unterbrochen, welches sich doch bald wie- derum stillete, die Herrn See-Officiers aber blie- ben eine kleine Weile gantz stille sitzen. Jch tranck meinen Coffee auch in der Stille, und rauchte eine Pfeiffe Canaster- Toback, da aber merckte, daß einer von ihnen mich öffters sehr freundlich ansahe, nahm mir die Kühnheit, ihn zu fragen: Ob sich nicht allhier in Amsterdam ein gewisser Schiffs-Capi- tain, Nahmens Leonhard Wolffgang, aufhielte? Mir ist (antwortete er) dieser Nahme nicht bekandt, Wie? (fiel ihm derjenige, welchen ich vor den vor- nehmsten hielt, in die Rede) soltet ihr den berühmten Capitain Wolffgang nicht kennen? welches jener so wohl als die andern mit einem Kopff-Schütteln verneineten. Monsieur, (redete er zu mir) ist Wolff- gang etwan euer Befreundter oder Bekandter? Mein Herr, (versetzte ich) keins von beyden, sondern ich habe nur unterweges auf der Post mit einem Passagier gesprochen, der sich vor einen Vetter von ihm ausgab, und darbey sehr viel merckwürdiges von seinen Avanturen erzehlete.
Messieurs, (fuhr also der ansehnliche See-Mann in seiner Rede fort) ich kan euch versichern, daß sel- biger Capitain ein perfecter See-Officier, u. dabey recht starcker Avanturier ist, welcher aber doch sehr wenig Wesens von sich macht, und gar selten etwas von seinen eigenen Begebenheiten erzehlet, es sey denn, daß er bey ausserordentlich guter Laune anzu-
treffen.
Hand gehen koͤnnen. Jhr meritirt es ſehr wohl, replicirte der erſtere, und ich glaube, es wird euch hinfuͤhro ſelten daran mangeln. Hiermit wurde der Diſcours durch ein auf der Straſſe entſtandenes Lermen unterbrochen, welches ſich doch bald wie- derum ſtillete, die Herrn See-Officiers aber blie- ben eine kleine Weile gantz ſtille ſitzen. Jch tranck meinen Coffeé auch in der Stille, und rauchte eine Pfeiffe Canaſter- Toback, da aber merckte, daß einer von ihnen mich oͤffters ſehr freundlich anſahe, nahm mir die Kuͤhnheit, ihn zu fragen: Ob ſich nicht allhier in Amſterdam ein gewiſſer Schiffs-Capi- tain, Nahmens Leonhard Wolffgang, aufhielte? Mir iſt (antwortete er) dieſer Nahme nicht bekandt, Wie? (fiel ihm derjenige, welchen ich vor den vor- nehmſten hielt, in die Rede) ſoltet ihr den beruͤhmten Capitain Wolffgang nicht kennen? welches jener ſo wohl als die andern mit einem Kopff-Schuͤtteln verneineten. Monſieur, (redete er zu mir) iſt Wolff- gang etwan euer Befreundter oder Bekandter? Mein Herr, (verſetzte ich) keins von beyden, ſondern ich habe nur unterweges auf der Poſt mit einem Paſſagier geſprochen, der ſich vor einen Vetter von ihm ausgab, und darbey ſehr viel merckwuͤrdiges von ſeinen Avanturen erzehlete.
Meſſieurs, (fuhr alſo der anſehnliche See-Mann in ſeiner Rede fort) ich kan euch verſichern, daß ſel- biger Capitain ein perfecter See-Officier, u. dabey recht ſtarcker Avanturier iſt, welcher aber doch ſehr wenig Weſens von ſich macht, und gar ſelten etwas von ſeinen eigenen Begebenheiten erzehlet, es ſey denn, daß er bey auſſerordentlich guter Laune anzu-
treffen.
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[18/0030]
Hand gehen koͤnnen. Jhr meritirt es ſehr wohl,
replicirte der erſtere, und ich glaube, es wird euch
hinfuͤhro ſelten daran mangeln. Hiermit wurde
der Diſcours durch ein auf der Straſſe entſtandenes
Lermen unterbrochen, welches ſich doch bald wie-
derum ſtillete, die Herrn See-Officiers aber blie-
ben eine kleine Weile gantz ſtille ſitzen. Jch tranck
meinen Coffeé auch in der Stille, und rauchte eine
Pfeiffe Canaſter- Toback, da aber merckte, daß
einer von ihnen mich oͤffters ſehr freundlich anſahe,
nahm mir die Kuͤhnheit, ihn zu fragen: Ob ſich nicht
allhier in Amſterdam ein gewiſſer Schiffs-Capi-
tain, Nahmens Leonhard Wolffgang, aufhielte?
Mir iſt (antwortete er) dieſer Nahme nicht bekandt,
Wie? (fiel ihm derjenige, welchen ich vor den vor-
nehmſten hielt, in die Rede) ſoltet ihr den beruͤhmten
Capitain Wolffgang nicht kennen? welches jener
ſo wohl als die andern mit einem Kopff-Schuͤtteln
verneineten. Monſieur, (redete er zu mir) iſt Wolff-
gang etwan euer Befreundter oder Bekandter?
Mein Herr, (verſetzte ich) keins von beyden, ſondern
ich habe nur unterweges auf der Poſt mit einem
Paſſagier geſprochen, der ſich vor einen Vetter von
ihm ausgab, und darbey ſehr viel merckwuͤrdiges
von ſeinen Avanturen erzehlete.
Meſſieurs, (fuhr alſo der anſehnliche See-Mann
in ſeiner Rede fort) ich kan euch verſichern, daß ſel-
biger Capitain ein perfecter See-Officier, u. dabey
recht ſtarcker Avanturier iſt, welcher aber doch ſehr
wenig Weſens von ſich macht, und gar ſelten etwas
von ſeinen eigenen Begebenheiten erzehlet, es ſey
denn, daß er bey auſſerordentlich guter Laune anzu-
treffen.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/30>, abgerufen am 21.11.2024.
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