thigsten Nahrungs-Mittel von einer Zeit zur andern zu besorgen.
Am ersten Heil. Christ-Tage anno 1655. brachte meine angenehme Ehe-Liebste zum andern mahle ein paar Zwillings-Söhne zur Welt, die ich zum Gedächtniß ihres schönen. Geburts-Tages, den er- sten Christoph, und den andern Christian tauffte, die arme Mutter befand sich hierbey sehr übel, doch die Krafft des Allmächtigen halff ihr in etlichen Wo- chen wiederum zu völliger Gesundheit.
Das 1656te Jahr ließ uns einen ziemlich verdrieß- lichen Herbst und Winter verspüren, indem der er- stere ungemein viel Regen, der letztere aber etwas starcke Kälte und vielen Schnee mit sich brachte, es war derowegen so wohl die darauf folgende Erndte, als auch die Wein-Lese kaum des vierdten Theils so reichlich als in vorigen Jahren, und dennoch war vor uns, unsere Kinder, Affen und ander Vieh, alles im Uberflusse vorhanden.
Jm 1657ten Jahre den 22. Septembr. gebahr meine fruchtbare Ehe-Liebste noch eine Tochter, wel- che Christina genennet wurde, und im 1660ten Jahre befand sich dieselbe zum letzten mahle schwangeres Leibes, denn weil sie eines Tages, da wir am Ufer des Flusses hinwandelten, unversehens strauchelte, einen schweren Fall that, und ohnfehl- bar im Flusse ertruncken wäre, wofern ich sie nicht mit selbst eigener Lebens-Gefahr gerettet hätte; war sie dermassen erschreckt und innerlich beschädigt worden, daß sie zu unser beyderseits grösten Leydwe- fen am 9. Jul. eine unzeitige todte Tochter zur Welt, nachhero aber über zwey gantzer Jahr zubrachte,
ehe
thigſten Nahrungs-Mittel von einer Zeit zur andern zu beſorgen.
Am erſten Heil. Chriſt-Tage anno 1655. brachte meine angenehme Ehe-Liebſte zum andern mahle ein paar Zwillings-Soͤhne zur Welt, die ich zum Gedaͤchtniß ihres ſchoͤnen. Geburts-Tages, den er- ſten Chriſtoph, und den andern Chriſtian tauffte, die arme Mutter befand ſich hierbey ſehr uͤbel, doch die Krafft des Allmaͤchtigen halff ihr in etlichen Wo- chen wiederum zu voͤlliger Geſundheit.
Das 1656te Jahr ließ uns einen ziemlich verdrieß- lichen Herbſt und Winter verſpuͤren, indem der er- ſtere ungemein viel Regen, der letztere aber etwas ſtarcke Kaͤlte und vielen Schnee mit ſich brachte, es war derowegen ſo wohl die darauf folgende Erndte, als auch die Wein-Leſe kaum des vierdten Theils ſo reichlich als in vorigen Jahren, und dennoch war vor uns, unſere Kinder, Affen und ander Vieh, alles im Uberfluſſe vorhanden.
Jm 1657ten Jahre den 22. Septembr. gebahr meine fruchtbare Ehe-Liebſte noch eine Tochter, wel- che Chriſtina genennet wurde, und im 1660ten Jahre befand ſich dieſelbe zum letzten mahle ſchwangeres Leibes, denn weil ſie eines Tages, da wir am Ufer des Fluſſes hinwandelten, unverſehens ſtrauchelte, einen ſchweren Fall that, und ohnfehl- bar im Fluſſe ertruncken waͤre, wofern ich ſie nicht mit ſelbſt eigener Lebens-Gefahr gerettet haͤtte; war ſie dermaſſen erſchreckt und innerlich beſchaͤdigt worden, daß ſie zu unſer beyderſeits groͤſten Leydwe- fen am 9. Jul. eine unzeitige todte Tochter zur Welt, nachhero aber uͤber zwey gantzer Jahr zubrachte,
ehe
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0298"n="284"/>
thigſten Nahrungs-Mittel von einer Zeit zur andern<lb/>
zu beſorgen.</p><lb/><p>Am erſten Heil. Chriſt-Tage <hirendition="#aq">anno</hi> 1655. brachte<lb/>
meine angenehme Ehe-Liebſte zum andern mahle<lb/>
ein paar Zwillings-Soͤhne zur Welt, die ich zum<lb/>
Gedaͤchtniß ihres ſchoͤnen. Geburts-Tages, den er-<lb/>ſten Chriſtoph, und den andern Chriſtian tauffte,<lb/>
die arme Mutter befand ſich hierbey ſehr uͤbel, doch<lb/>
die Krafft des Allmaͤchtigen halff ihr in etlichen Wo-<lb/>
chen wiederum zu voͤlliger Geſundheit.</p><lb/><p>Das 1656te Jahr ließ uns einen ziemlich verdrieß-<lb/>
lichen Herbſt und Winter verſpuͤren, indem der er-<lb/>ſtere ungemein viel Regen, der letztere aber etwas<lb/>ſtarcke Kaͤlte und vielen Schnee mit ſich brachte, es<lb/>
war derowegen ſo wohl die darauf folgende Erndte,<lb/>
als auch die Wein-Leſe kaum des vierdten Theils ſo<lb/>
reichlich als in vorigen Jahren, und dennoch war<lb/>
vor uns, unſere Kinder, Affen und ander Vieh, alles<lb/>
im Uberfluſſe vorhanden.</p><lb/><p>Jm 1657ten Jahre den 22. <hirendition="#aq">Septembr.</hi> gebahr<lb/>
meine fruchtbare Ehe-Liebſte noch eine Tochter, wel-<lb/>
che <hirendition="#aq">Chriſtina</hi> genennet wurde, und im 1660ten<lb/>
Jahre befand ſich dieſelbe zum letzten mahle<lb/>ſchwangeres Leibes, denn weil ſie eines Tages, da<lb/>
wir am Ufer des Fluſſes hinwandelten, unverſehens<lb/>ſtrauchelte, einen ſchweren Fall that, und ohnfehl-<lb/>
bar im Fluſſe ertruncken waͤre, wofern ich ſie nicht<lb/>
mit ſelbſt eigener Lebens-Gefahr gerettet haͤtte; war<lb/>ſie dermaſſen erſchreckt und innerlich beſchaͤdigt<lb/>
worden, daß ſie zu unſer beyderſeits groͤſten Leydwe-<lb/>
fen am 9. <hirendition="#aq">Jul.</hi> eine unzeitige todte Tochter zur Welt,<lb/>
nachhero aber uͤber zwey gantzer Jahr zubrachte,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ehe</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[284/0298]
thigſten Nahrungs-Mittel von einer Zeit zur andern
zu beſorgen.
Am erſten Heil. Chriſt-Tage anno 1655. brachte
meine angenehme Ehe-Liebſte zum andern mahle
ein paar Zwillings-Soͤhne zur Welt, die ich zum
Gedaͤchtniß ihres ſchoͤnen. Geburts-Tages, den er-
ſten Chriſtoph, und den andern Chriſtian tauffte,
die arme Mutter befand ſich hierbey ſehr uͤbel, doch
die Krafft des Allmaͤchtigen halff ihr in etlichen Wo-
chen wiederum zu voͤlliger Geſundheit.
Das 1656te Jahr ließ uns einen ziemlich verdrieß-
lichen Herbſt und Winter verſpuͤren, indem der er-
ſtere ungemein viel Regen, der letztere aber etwas
ſtarcke Kaͤlte und vielen Schnee mit ſich brachte, es
war derowegen ſo wohl die darauf folgende Erndte,
als auch die Wein-Leſe kaum des vierdten Theils ſo
reichlich als in vorigen Jahren, und dennoch war
vor uns, unſere Kinder, Affen und ander Vieh, alles
im Uberfluſſe vorhanden.
Jm 1657ten Jahre den 22. Septembr. gebahr
meine fruchtbare Ehe-Liebſte noch eine Tochter, wel-
che Chriſtina genennet wurde, und im 1660ten
Jahre befand ſich dieſelbe zum letzten mahle
ſchwangeres Leibes, denn weil ſie eines Tages, da
wir am Ufer des Fluſſes hinwandelten, unverſehens
ſtrauchelte, einen ſchweren Fall that, und ohnfehl-
bar im Fluſſe ertruncken waͤre, wofern ich ſie nicht
mit ſelbſt eigener Lebens-Gefahr gerettet haͤtte; war
ſie dermaſſen erſchreckt und innerlich beſchaͤdigt
worden, daß ſie zu unſer beyderſeits groͤſten Leydwe-
fen am 9. Jul. eine unzeitige todte Tochter zur Welt,
nachhero aber uͤber zwey gantzer Jahr zubrachte,
ehe
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/298>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.