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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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chern Getreyde-Vorrath, hergegen wenig Wein
Mitten in der Weinlese starben unsere 2. ältesten
Affen, binnen wenig Tagen kurtz auf einander, wir
bedaureten diese 2. klügsten Thiere, hatten aber doch
noch 4. Paar zu unserer Bedienung, weil sich die
ersten 3. Paar starck vermehret, wovon ich aber nur
2. Paar junge Affen leben ließ, und die übrigen
heimlich ersäuffte, damit die Gesellschafft nicht zu
mächtig und muthwillig werden möchte.

Jm Jahre 1653. den 13 May. kam meine werthe
Ehe-Gattin abermahls mit einer gefunden undwohl
gestalten Tochter ins Wochen-Bette, die in der
heiligen Tauffe den Nahmen| Elisabeth empfing.
Also hatten wir nunmehro 3. Söhne und 3. Töch-
ter, welche der fleißigen Mutter Arbeit und Zeitver-
treib genung machen konten. Selbigen Winters
fieng ich an mit Concordien, Albert und Stephano,
täglichetliche Stunden Schule zu halten, indem ich
ihnen die Buchstaben vormahlete und kennen leh-
rete, fand auch dieselben so gelehrig, daß sie, mit Aus-
gang des Winters, schon ziemlich gut Teutsch und
Englisch buchstabiren konten, ausserdem wurden
ihnen von der Mutter die nützlichen Gebeter und
Sprüche aus der Bibel gelehret, so, daß wir sie mit
grösten Vergnügen bald Teusch, bald Englisch, die
Morgen-Abend-und Tisch-Gebeter, vor dem Ti-
sche, konten beten hören und sehen. Meine liebe
Frau durffte mir nunmehro bey der Feld-und an-
dern sauren Arbeit wenig mehr helffen, sondern
muste sich schonen, um die Kinder desto besser und ge-
dultiger zu warten, ich hergegen, ließ es mir mit
Beyhülffe der Affen, desto angelegner seyn, die nö-

thigsten

chern Getreyde-Vorrath, hergegen wenig Wein
Mitten in der Weinleſe ſtarben unſere 2. aͤlteſten
Affen, binnen wenig Tagen kurtz auf einander, wir
bedaureten dieſe 2. kluͤgſten Thiere, hatten aber doch
noch 4. Paar zu unſerer Bedienung, weil ſich die
erſten 3. Paar ſtarck vermehret, wovon ich aber nur
2. Paar junge Affen leben ließ, und die uͤbrigen
heimlich erſaͤuffte, damit die Geſellſchafft nicht zu
maͤchtig und muthwillig werden moͤchte.

Jm Jahre 1653. den 13 May. kam meine werthe
Ehe-Gattin abermahls mit einer gefunden undwohl
geſtalten Tochter ins Wochen-Bette, die in der
heiligen Tauffe den Nahmen| Eliſabeth empfing.
Alſo hatten wir nunmehro 3. Soͤhne und 3. Toͤch-
ter, welche der fleißigen Mutter Arbeit und Zeitver-
treib genung machen konten. Selbigen Winters
fieng ich an mit Concordien, Albert und Stephano,
taͤglichetliche Stunden Schule zu halten, indem ich
ihnen die Buchſtaben vormahlete und kennen leh-
rete, fand auch dieſelben ſo gelehrig, daß ſie, mit Aus-
gang des Winters, ſchon ziemlich gut Teutſch und
Engliſch buchſtabiren konten, auſſerdem wurden
ihnen von der Mutter die nuͤtzlichen Gebeter und
Spruͤche aus der Bibel gelehret, ſo, daß wir ſie mit
groͤſten Vergnuͤgen bald Teuſch, bald Engliſch, die
Morgen-Abend-und Tiſch-Gebeter, vor dem Ti-
ſche, konten beten hoͤren und ſehen. Meine liebe
Frau durffte mir nunmehro bey der Feld-und an-
dern ſauren Arbeit wenig mehr helffen, ſondern
muſte ſich ſchonen, um die Kinder deſto beſſer und ge-
dultiger zu warten, ich hergegen, ließ es mir mit
Beyhuͤlffe der Affen, deſto angelegner ſeyn, die noͤ-

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[283/0297] chern Getreyde-Vorrath, hergegen wenig Wein Mitten in der Weinleſe ſtarben unſere 2. aͤlteſten Affen, binnen wenig Tagen kurtz auf einander, wir bedaureten dieſe 2. kluͤgſten Thiere, hatten aber doch noch 4. Paar zu unſerer Bedienung, weil ſich die erſten 3. Paar ſtarck vermehret, wovon ich aber nur 2. Paar junge Affen leben ließ, und die uͤbrigen heimlich erſaͤuffte, damit die Geſellſchafft nicht zu maͤchtig und muthwillig werden moͤchte. Jm Jahre 1653. den 13 May. kam meine werthe Ehe-Gattin abermahls mit einer gefunden undwohl geſtalten Tochter ins Wochen-Bette, die in der heiligen Tauffe den Nahmen| Eliſabeth empfing. Alſo hatten wir nunmehro 3. Soͤhne und 3. Toͤch- ter, welche der fleißigen Mutter Arbeit und Zeitver- treib genung machen konten. Selbigen Winters fieng ich an mit Concordien, Albert und Stephano, taͤglichetliche Stunden Schule zu halten, indem ich ihnen die Buchſtaben vormahlete und kennen leh- rete, fand auch dieſelben ſo gelehrig, daß ſie, mit Aus- gang des Winters, ſchon ziemlich gut Teutſch und Engliſch buchſtabiren konten, auſſerdem wurden ihnen von der Mutter die nuͤtzlichen Gebeter und Spruͤche aus der Bibel gelehret, ſo, daß wir ſie mit groͤſten Vergnuͤgen bald Teuſch, bald Engliſch, die Morgen-Abend-und Tiſch-Gebeter, vor dem Ti- ſche, konten beten hoͤren und ſehen. Meine liebe Frau durffte mir nunmehro bey der Feld-und an- dern ſauren Arbeit wenig mehr helffen, ſondern muſte ſich ſchonen, um die Kinder deſto beſſer und ge- dultiger zu warten, ich hergegen, ließ es mir mit Beyhuͤlffe der Affen, deſto angelegner ſeyn, die noͤ- thigſten

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/297>, abgerufen am 17.05.2024.