Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

uns und den Affen die gantze Weinlese hindurch ge-
gessen, auch von den fxembden diebischen Affen ge-
stohlen und verderbt wurde. Denn dieses lose Ge-
sindel war wiederum so dreuste worden, daß es sich
nicht alleine Schaaren-weise in unsern Weinber-
gen und Saat-Feldern, sondern so gar gantz nahe
um unsere Wohnung herum sehen und spüren ließ.
Weil ich aber schon damahls 3. leichte Stück Ge-
schützes auf die Jnsul geschafft hatte, pflantzte ich die-
selben gegen diejenigen Oerter, wo meine Feinde
öffters zu zwantzig biß funffzigen beysammen hin zu
kommen pflegten, und richtete mit offt wiederhol-
ten Ladungen von auserlesenen runden Steinen
starcke Niederlagen an, so, daß zuweilen 8. 10. 12.
biß 16 todte und verwundete auf dem Platze liegen
blieben. Am allerwundersamsten kam mir hierbey
dieses vor, daß unsere Hauß-und Zucht-Affen nicht
das allergeringste Mitleyden über das Unglück ihrer
Anverwandten, im Gegentheil ein besonderes Ver-
gnügen bezeugten, wenn sie die Verwundten vol-
lends todt schlagen, und die sämmtlichen Leichen in
den nächsten Flus [t]ragen konten. Jch habe solcher-
gestalt und auf noch andere listige Art in den ersten
6. Jahren fast über 500. Affen getödtet, und diesel-
ben auf der Jnsul zu gantz raren Thieren gemacht,
wie sie denn auch nachhero von den Meinigen zwar
aufs hefftigste verfolgt, doch wegen ihrer Poßier-
lichkeit und Nutzung in vielen Stücken nicht gar ver-
tilget worden.

Nach glücklich beygelegten Affen-Kriege und
zu gut gemachter Trauben-Frucht, auch aber-
mahliger Bestellung der Weinberge und Saat-

Feldre,

uns und den Affen die gantze Weinleſe hindurch ge-
geſſen, auch von den fxembden diebiſchen Affen ge-
ſtohlen und verderbt wurde. Denn dieſes loſe Ge-
ſindel war wiederum ſo dreuſte worden, daß es ſich
nicht alleine Schaaren-weiſe in unſern Weinber-
gen und Saat-Feldern, ſondern ſo gar gantz nahe
um unſere Wohnung herum ſehen und ſpuͤren ließ.
Weil ich aber ſchon damahls 3. leichte Stuͤck Ge-
ſchuͤtzes auf die Jnſul geſchafft hatte, pflantzte ich die-
ſelben gegen diejenigen Oerter, wo meine Feinde
oͤffters zu zwantzig biß funffzigen beyſammen hin zu
kommen pflegten, und richtete mit offt wiederhol-
ten Ladungen von auserleſenen runden Steinen
ſtarcke Niederlagen an, ſo, daß zuweilen 8. 10. 12.
biß 16 todte und verwundete auf dem Platze liegen
blieben. Am allerwunderſamſten kam mir hierbey
dieſes vor, daß unſere Hauß-und Zucht-Affen nicht
das allergeringſte Mitleyden uͤber das Ungluͤck ihrer
Anverwandten, im Gegentheil ein beſonderes Ver-
gnuͤgen bezeugten, wenn ſie die Verwundten vol-
lends todt ſchlagen, und die ſaͤmmtlichen Leichen in
den naͤchſten Fluſ [t]ragen konten. Jch habe ſolcher-
geſtalt und auf noch andere liſtige Art in den erſten
6. Jahren faſt uͤber 500. Affen getoͤdtet, und dieſel-
ben auf der Jnſul zu gantz raren Thieren gemacht,
wie ſie denn auch nachhero von den Meinigen zwar
aufs hefftigſte verfolgt, doch wegen ihrer Poßier-
lichkeit und Nutzung in vielen Stuͤcken nicht gar ver-
tilget worden.

Nach gluͤcklich beygelegten Affen-Kriege und
zu gut gemachter Trauben-Frucht, auch aber-
mahliger Beſtellung der Weinberge und Saat-

Feldre,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0283" n="269"/>
uns und den Affen die gantze Weinle&#x017F;e hindurch ge-<lb/>
ge&#x017F;&#x017F;en, auch von den fxembden diebi&#x017F;chen Affen ge-<lb/>
&#x017F;tohlen und verderbt wurde. Denn die&#x017F;es lo&#x017F;e Ge-<lb/>
&#x017F;indel war wiederum &#x017F;o dreu&#x017F;te worden, daß es &#x017F;ich<lb/>
nicht alleine Schaaren-wei&#x017F;e in un&#x017F;ern Weinber-<lb/>
gen und Saat-Feldern, &#x017F;ondern &#x017F;o gar gantz nahe<lb/>
um un&#x017F;ere Wohnung herum &#x017F;ehen und &#x017F;pu&#x0364;ren ließ.<lb/>
Weil ich aber &#x017F;chon damahls 3. leichte Stu&#x0364;ck Ge-<lb/>
&#x017F;chu&#x0364;tzes auf die Jn&#x017F;ul ge&#x017F;chafft hatte, pflantzte ich die-<lb/>
&#x017F;elben gegen diejenigen Oerter, wo meine Feinde<lb/>
o&#x0364;ffters zu zwantzig biß funffzigen bey&#x017F;ammen hin zu<lb/>
kommen pflegten, und richtete mit offt wiederhol-<lb/>
ten Ladungen von auserle&#x017F;enen runden Steinen<lb/>
&#x017F;tarcke Niederlagen an, &#x017F;o, daß zuweilen 8. 10. 12.<lb/>
biß 16 todte und verwundete auf dem Platze liegen<lb/>
blieben. Am allerwunder&#x017F;am&#x017F;ten kam mir hierbey<lb/>
die&#x017F;es vor, daß un&#x017F;ere Hauß-und Zucht-Affen nicht<lb/>
das allergering&#x017F;te Mitleyden u&#x0364;ber das Unglu&#x0364;ck ihrer<lb/>
Anverwandten, im Gegentheil ein be&#x017F;onderes Ver-<lb/>
gnu&#x0364;gen bezeugten, wenn &#x017F;ie die Verwundten vol-<lb/>
lends todt &#x017F;chlagen, und die &#x017F;a&#x0364;mmtlichen Leichen in<lb/>
den na&#x0364;ch&#x017F;ten Flu&#x017F; <supplied>t</supplied>ragen konten. Jch habe &#x017F;olcher-<lb/>
ge&#x017F;talt und auf noch andere li&#x017F;tige Art in den er&#x017F;ten<lb/>
6. Jahren fa&#x017F;t u&#x0364;ber 500. Affen geto&#x0364;dtet, und die&#x017F;el-<lb/>
ben auf der Jn&#x017F;ul zu gantz raren Thieren gemacht,<lb/>
wie &#x017F;ie denn auch nachhero von den Meinigen zwar<lb/>
aufs hefftig&#x017F;te verfolgt, doch wegen ihrer Poßier-<lb/>
lichkeit und Nutzung in vielen Stu&#x0364;cken nicht gar ver-<lb/>
tilget worden.</p><lb/>
        <p>Nach glu&#x0364;cklich beygelegten Affen-Kriege und<lb/>
zu gut gemachter Trauben-Frucht, auch aber-<lb/>
mahliger Be&#x017F;tellung der Weinberge und Saat-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Feldre,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[269/0283] uns und den Affen die gantze Weinleſe hindurch ge- geſſen, auch von den fxembden diebiſchen Affen ge- ſtohlen und verderbt wurde. Denn dieſes loſe Ge- ſindel war wiederum ſo dreuſte worden, daß es ſich nicht alleine Schaaren-weiſe in unſern Weinber- gen und Saat-Feldern, ſondern ſo gar gantz nahe um unſere Wohnung herum ſehen und ſpuͤren ließ. Weil ich aber ſchon damahls 3. leichte Stuͤck Ge- ſchuͤtzes auf die Jnſul geſchafft hatte, pflantzte ich die- ſelben gegen diejenigen Oerter, wo meine Feinde oͤffters zu zwantzig biß funffzigen beyſammen hin zu kommen pflegten, und richtete mit offt wiederhol- ten Ladungen von auserleſenen runden Steinen ſtarcke Niederlagen an, ſo, daß zuweilen 8. 10. 12. biß 16 todte und verwundete auf dem Platze liegen blieben. Am allerwunderſamſten kam mir hierbey dieſes vor, daß unſere Hauß-und Zucht-Affen nicht das allergeringſte Mitleyden uͤber das Ungluͤck ihrer Anverwandten, im Gegentheil ein beſonderes Ver- gnuͤgen bezeugten, wenn ſie die Verwundten vol- lends todt ſchlagen, und die ſaͤmmtlichen Leichen in den naͤchſten Fluſ tragen konten. Jch habe ſolcher- geſtalt und auf noch andere liſtige Art in den erſten 6. Jahren faſt uͤber 500. Affen getoͤdtet, und dieſel- ben auf der Jnſul zu gantz raren Thieren gemacht, wie ſie denn auch nachhero von den Meinigen zwar aufs hefftigſte verfolgt, doch wegen ihrer Poßier- lichkeit und Nutzung in vielen Stuͤcken nicht gar ver- tilget worden. Nach gluͤcklich beygelegten Affen-Kriege und zu gut gemachter Trauben-Frucht, auch aber- mahliger Beſtellung der Weinberge und Saat- Feldre,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/283
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/283>, abgerufen am 27.11.2024.