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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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zierete, so, daß gegen Abend alles in schönster Ord-
nung war.

Demnach sühreten wir, genommener Abrede
nach, einander in meine Schlaff-Kammer, allwo
auf einen reinlichen gedeckten Tische ein Crucifix
stunde, welches wir mit unter des Don Cyrillo
Schätzen gefunden hatten. Vor selbigen lag eine
aufgeschlagene Bibel. Wir knieten beyde vor die-
sen kleinen Altare nieder, und ich verlaß die 3. ersten
Capitel aus dem 1. Buch Mose. Hierauf redete
ich meine Btaut also an: Liebste Concordia, ich
frage euch allhier vor dem Angesichte GOTTES
und seiner Heil. Engel, ob ihr mich Albert Julium
zu einem ehelichen Gemahl haben wollet? gleich wie
ich euch zu meiner ehelichen Gemahlin nach Gött-
licher Ordnung, aus reinem und keuschen Hertzen
innigst begehre? Concordia antwortete nicht al-
lein mit einem lauten Ja, sondern reichte mir auch
ihre rechte Hand, welche ich nach verwechselten
Trau-Ringen in die meinige fügte, und also betete:
"Du heiliger wunderbahrer GOTT, wir glauben
"gantz gewiß, daß deine Vorsicht an diesem, von al-
"ler andern Menschlichen Gesellschafft entlegenen
"Orte, unsere Seelen vereinigt hat, und in dieser
"Stunde auch die Leiber mit dem heiligen Bande
"der Ehe zusammen füget, darum soll unter deinem
"Schutze nichts als der Tod vermögend seyn, dieses
"Band zu brechen, und solte ja auf dein Zulassen ein
"oder anderer Unglücks-Fall die Leiber von einan-
"der scheiden, so sollen doch unsere Seelen in bestän-
"diger Treue mit einander vereinigt bleiben. Con-
cordia
sprach hierzu: Amen. Jch aber schlug das

8. Cap.

zierete, ſo, daß gegen Abend alles in ſchoͤnſter Ord-
nung war.

Demnach ſuͤhreten wir, genommener Abrede
nach, einander in meine Schlaff-Kammer, allwo
auf einen reinlichen gedeckten Tiſche ein Crucifix
ſtunde, welches wir mit unter des Don Cyrillo
Schaͤtzen gefunden hatten. Vor ſelbigen lag eine
aufgeſchlagene Bibel. Wir knieten beyde vor die-
ſen kleinen Altare nieder, und ich verlaß die 3. erſten
Capitel aus dem 1. Buch Moſe. Hierauf redete
ich meine Btaut alſo an: Liebſte Concordia, ich
frage euch allhier vor dem Angeſichte GOTTES
und ſeiner Heil. Engel, ob ihr mich Albert Julium
zu einem ehelichen Gemahl haben wollet? gleich wie
ich euch zu meiner ehelichen Gemahlin nach Goͤtt-
licher Ordnung, aus reinem und keuſchen Hertzen
innigſt begehre? Concordia antwortete nicht al-
lein mit einem lauten Ja, ſondern reichte mir auch
ihre rechte Hand, welche ich nach verwechſelten
Trau-Ringen in die meinige fuͤgte, und alſo betete:
“Du heiliger wunderbahrer GOTT, wir glauben
“gantz gewiß, daß deine Vorſicht an dieſem, von al-
“ler andern Menſchlichen Geſellſchafft entlegenen
“Orte, unſere Seelen vereinigt hat, und in dieſer
“Stunde auch die Leiber mit dem heiligen Bande
“der Ehe zuſammen fuͤget, darum ſoll unter deinem
“Schutze nichts als der Tod vermoͤgend ſeyn, dieſes
“Band zu brechen, und ſolte ja auf dein Zulaſſen ein
“oder anderer Ungluͤcks-Fall die Leiber von einan-
“der ſcheiden, ſo ſollen doch unſere Seelen in beſtaͤn-
“diger Treue mit einander vereinigt bleiben. Con-
cordia
ſprach hierzu: Amen. Jch aber ſchlug das

8. Cap.
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[266/0280] zierete, ſo, daß gegen Abend alles in ſchoͤnſter Ord- nung war. Demnach ſuͤhreten wir, genommener Abrede nach, einander in meine Schlaff-Kammer, allwo auf einen reinlichen gedeckten Tiſche ein Crucifix ſtunde, welches wir mit unter des Don Cyrillo Schaͤtzen gefunden hatten. Vor ſelbigen lag eine aufgeſchlagene Bibel. Wir knieten beyde vor die- ſen kleinen Altare nieder, und ich verlaß die 3. erſten Capitel aus dem 1. Buch Moſe. Hierauf redete ich meine Btaut alſo an: Liebſte Concordia, ich frage euch allhier vor dem Angeſichte GOTTES und ſeiner Heil. Engel, ob ihr mich Albert Julium zu einem ehelichen Gemahl haben wollet? gleich wie ich euch zu meiner ehelichen Gemahlin nach Goͤtt- licher Ordnung, aus reinem und keuſchen Hertzen innigſt begehre? Concordia antwortete nicht al- lein mit einem lauten Ja, ſondern reichte mir auch ihre rechte Hand, welche ich nach verwechſelten Trau-Ringen in die meinige fuͤgte, und alſo betete: “Du heiliger wunderbahrer GOTT, wir glauben “gantz gewiß, daß deine Vorſicht an dieſem, von al- “ler andern Menſchlichen Geſellſchafft entlegenen “Orte, unſere Seelen vereinigt hat, und in dieſer “Stunde auch die Leiber mit dem heiligen Bande “der Ehe zuſammen fuͤget, darum ſoll unter deinem “Schutze nichts als der Tod vermoͤgend ſeyn, dieſes “Band zu brechen, und ſolte ja auf dein Zulaſſen ein “oder anderer Ungluͤcks-Fall die Leiber von einan- “der ſcheiden, ſo ſollen doch unſere Seelen in beſtaͤn- “diger Treue mit einander vereinigt bleiben. Con- cordia ſprach hierzu: Amen. Jch aber ſchlug das 8. Cap.

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/280>, abgerufen am 21.05.2024.