Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

tigen Ehe entschlossen haben, wenn nicht
eure reine und hertzliche Liebe mein Hertz
aufs neue empfindlich gemacht, und in Er-
wegung eurer bißherigen tugendhafften
Aufführung dahin gereitzet hätte, mich
selbst zu eurer künfftigen Gemahlin anzu-
tragen. Es stehet derowegen in eurem Ge-
fallen, ob wir sogleich Morgen an eurem
Geburts-Tage uns, in Ermanglung eines
Priesters und anderer Zeugen, in GOttes
und der Heil. Engel erbethener Gegenwart
selbst zusammen trauen, und hinführo ein-
ander als eheliche Christen-Leute beywoh-
nen wollen. Denn weil ich eurer zu mir tra-
genden Liebe und Treue völlig versichert
bin, so könnet ihr im gegentheil vollkom-
men glauben, daß ich euch in diesen Stücken
nichts schuldig bleiben werde. Eure Fröm-
migkeit Tugend und Auffrichtigkeit dienen
mir zu Bürgen, daß ihr mir dergleichen selbst
eigenen Antrag meiner Person vor keine
leichtfertige Geilheit und ärgerliche Brunst
auslegen werdet, denn da ihr aus Uberei-
lung mehr gelobet habt, als GOTT und
Menschen von euch forderten, doch aber ehe
löblich zu sterben, als solches zu brechen ge-
sonnen waret; Habe ich in dieser Einsamkeit,
uns beyde zu vergnügen, den Ausspruch zu
thun mich gezwungen gesehen. Nehmet
demnach die von euch so sehr geliebte Witt-
be des seel. van Leuvens, und lebet nach euren
Versprechen führohin mit derselben nim-

mer-

tigen Ehe entſchloſſen haben, wenn nicht
eure reine und hertzliche Liebe mein Hertz
aufs neue empfindlich gemacht, und in Er-
wegung eurer bißherigen tugendhafften
Auffuͤhrung dahin gereitzet haͤtte, mich
ſelbſt zu eurer kuͤnfftigen Gemahlin anzu-
tragen. Es ſtehet derowegen in eurem Ge-
fallen, ob wir ſogleich Morgen an eurem
Geburts-Tage uns, in Ermanglung eines
Prieſters und anderer Zeugen, in GOttes
und der Heil. Engel erbethener Gegenwart
ſelbſt zuſammen trauen, und hinfuͤhro ein-
ander als eheliche Chriſten-Leute beywoh-
nen wollen. Denn weil ich eurer zu mir tra-
genden Liebe und Treue voͤllig verſichert
bin, ſo koͤnnet ihr im gegentheil vollkom-
men glauben, daß ich euch in dieſen Stuͤcken
nichts ſchuldig bleiben werde. Eure Froͤm-
migkeit Tugend und Auffrichtigkeit dienen
mir zu Buͤrgen, daß ihr mir dergleichen ſelbſt
eigenen Antrag meiner Perſon vor keine
leichtfertige Geilheit und aͤrgerliche Brunſt
auslegen werdet, denn da ihr aus Uberei-
lung mehr gelobet habt, als GOTT und
Menſchen von euch forderten, doch aber ehe
loͤblich zu ſterben, als ſolches zu brechen ge-
ſonnen waret; Habe ich in dieſer Einſamkeit,
uns beyde zu vergnuͤgen, den Ausſpruch zu
thun mich gezwungen geſehen. Nehmet
demnach die von euch ſo ſehr geliebte Witt-
be des ſeel. van Leuvens, und lebet nach euren
Verſprechen fuͤhrohin mit derſelben nim-

mer-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div type="letter">
              <p>
                <pb facs="#f0276" n="262"/> <hi rendition="#fr">tigen Ehe ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en haben, wenn nicht<lb/>
eure reine und hertzliche Liebe mein Hertz<lb/>
aufs neue empfindlich gemacht, und in Er-<lb/>
wegung eurer bißherigen tugendhafften<lb/>
Auffu&#x0364;hrung dahin gereitzet ha&#x0364;tte, mich<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t zu eurer ku&#x0364;nfftigen Gemahlin anzu-<lb/>
tragen. Es &#x017F;tehet derowegen in eurem Ge-<lb/>
fallen, ob wir &#x017F;ogleich Morgen an eurem<lb/>
Geburts-Tage uns, in Ermanglung eines<lb/>
Prie&#x017F;ters und anderer Zeugen, in GOttes<lb/>
und der Heil. Engel erbethener Gegenwart<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t zu&#x017F;ammen trauen, und hinfu&#x0364;hro ein-<lb/>
ander als eheliche Chri&#x017F;ten-Leute beywoh-<lb/>
nen wollen. Denn weil ich eurer zu mir tra-<lb/>
genden Liebe und Treue vo&#x0364;llig ver&#x017F;ichert<lb/>
bin, &#x017F;o ko&#x0364;nnet ihr im gegentheil vollkom-<lb/>
men glauben, daß ich euch in die&#x017F;en Stu&#x0364;cken<lb/>
nichts &#x017F;chuldig bleiben werde. Eure Fro&#x0364;m-<lb/>
migkeit Tugend und Auffrichtigkeit dienen<lb/>
mir zu Bu&#x0364;rgen, daß ihr mir dergleichen &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
eigenen Antrag meiner Per&#x017F;on vor keine<lb/>
leichtfertige Geilheit und a&#x0364;rgerliche Brun&#x017F;t<lb/>
auslegen werdet, denn da ihr aus Uberei-<lb/>
lung mehr gelobet habt, als GOTT und<lb/>
Men&#x017F;chen von euch forderten, doch aber ehe<lb/>
lo&#x0364;blich zu &#x017F;terben, als &#x017F;olches zu brechen ge-<lb/>
&#x017F;onnen waret; Habe ich in die&#x017F;er Ein&#x017F;amkeit,<lb/>
uns beyde zu vergnu&#x0364;gen, den Aus&#x017F;pruch zu<lb/>
thun mich gezwungen ge&#x017F;ehen. Nehmet<lb/>
demnach die von euch &#x017F;o &#x017F;ehr geliebte Witt-<lb/>
be des &#x017F;eel. <hi rendition="#aq">van Leuvens,</hi> und lebet nach euren<lb/>
Ver&#x017F;prechen fu&#x0364;hrohin mit der&#x017F;elben nim-</hi><lb/>
                <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">mer-</hi> </fw><lb/>
              </p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[262/0276] tigen Ehe entſchloſſen haben, wenn nicht eure reine und hertzliche Liebe mein Hertz aufs neue empfindlich gemacht, und in Er- wegung eurer bißherigen tugendhafften Auffuͤhrung dahin gereitzet haͤtte, mich ſelbſt zu eurer kuͤnfftigen Gemahlin anzu- tragen. Es ſtehet derowegen in eurem Ge- fallen, ob wir ſogleich Morgen an eurem Geburts-Tage uns, in Ermanglung eines Prieſters und anderer Zeugen, in GOttes und der Heil. Engel erbethener Gegenwart ſelbſt zuſammen trauen, und hinfuͤhro ein- ander als eheliche Chriſten-Leute beywoh- nen wollen. Denn weil ich eurer zu mir tra- genden Liebe und Treue voͤllig verſichert bin, ſo koͤnnet ihr im gegentheil vollkom- men glauben, daß ich euch in dieſen Stuͤcken nichts ſchuldig bleiben werde. Eure Froͤm- migkeit Tugend und Auffrichtigkeit dienen mir zu Buͤrgen, daß ihr mir dergleichen ſelbſt eigenen Antrag meiner Perſon vor keine leichtfertige Geilheit und aͤrgerliche Brunſt auslegen werdet, denn da ihr aus Uberei- lung mehr gelobet habt, als GOTT und Menſchen von euch forderten, doch aber ehe loͤblich zu ſterben, als ſolches zu brechen ge- ſonnen waret; Habe ich in dieſer Einſamkeit, uns beyde zu vergnuͤgen, den Ausſpruch zu thun mich gezwungen geſehen. Nehmet demnach die von euch ſo ſehr geliebte Witt- be des ſeel. van Leuvens, und lebet nach euren Verſprechen fuͤhrohin mit derſelben nim- mer-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/276
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/276>, abgerufen am 27.11.2024.