keit zugedacht, so habt doch nebst mir das feste Ver- trauen, daß selbige zu seiner Zeit uns unverhofft erfreuen werde.
Mein gantzes Hertze fand sich durch diese nach- dencklichen Reden gantz ungemein gerühret, jedoch war ich nicht vermögend, eine eintzige Sylbe dar- auf zu antworten, derowegen Concordia das Ge- spräch auf andere Dinge wendete, und endlich sagte: Kommet mein lieber Freund, daß wir noch vor Son- nen Untergang unsere Wohnung erreichen, ich ha- be einen gantz besondern schönen Fisch gefangen, welcher euch so gut als mir schmecken wird, denn ich glaube, daß ihr so starcken Appetit als ich zum Essen habt.
Jch war froh, daß sie den vorigen ernsthafften Di- scours unterlassen hatte, folgte ihren Willen, und zwang mich einiger massen zu einer aufgeräumtern Stellung. Es war würcklich ein gantz besonders rarer Fisch, den sie selbigen Mittag in ihren ausge- steckten Angeln gefangen hatte, dieser wurde nebst zweyen Rebhünern zur Abend-Mahlzeit aufgetra- gen, worbey mir denn Concordia, um mich etwas lustiger zu machen, etliche Becher-Wein mehr, als sonst gewöhnlich einnöthiate, und endlich fragte: Habe ich auch recht gemerckt Mons. Albert, daß ihr übermorgen euer Zwantzigstes Jahr zurück legen werdet? Ja Madame, war meine Antwort, ich habe schon seit etlichen Tagen daran gedacht. GOTT gebe, versetzte sie, daß eure zukünfftige Le- bens-Zeit vergnügter sey, allein darff ich euch wol bitten, mir euren ausführlichen Lebens-Lauff zu er- zehlen, denn mein seel. Ehe-Herr hat mir einsmals
gesagt,
R 2
keit zugedacht, ſo habt doch nebſt mir das feſte Ver- trauen, daß ſelbige zu ſeiner Zeit uns unverhofft erfreuen werde.
Mein gantzes Hertze fand ſich durch dieſe nach- dencklichen Reden gantz ungemein geruͤhret, jedoch war ich nicht vermoͤgend, eine eintzige Sylbe dar- auf zu antworten, derowegen Concordia das Ge- ſpraͤch auf andere Dinge wendete, und endlich ſagte: Kommet mein lieber Freund, daß wir noch vor Son- nen Untergang unſere Wohnung erreichen, ich ha- be einen gantz beſondern ſchoͤnen Fiſch gefangen, welcher euch ſo gut als mir ſchmecken wird, denn ich glaube, daß ihr ſo ſtarcken Appetit als ich zum Eſſen habt.
Jch war froh, daß ſie den vorigen ernſthafften Di- ſcours unterlaſſen hatte, folgte ihren Willen, und zwang mich einiger maſſen zu einer aufgeraͤumtern Stellung. Es war wuͤrcklich ein gantz beſonders rarer Fiſch, den ſie ſelbigen Mittag in ihren ausge- ſteckten Angeln gefangen hatte, dieſer wurde nebſt zweyen Rebhuͤnern zur Abend-Mahlzeit aufgetra- gen, worbey mir denn Concordia, um mich etwas luſtiger zu machen, etliche Becher-Wein mehr, als ſonſt gewoͤhnlich einnoͤthiate, und endlich fragte: Habe ich auch recht gemerckt Monſ. Albert, daß ihr uͤbermorgen euer Zwantzigſtes Jahr zuruͤck legen werdet? Ja Madame, war meine Antwort, ich habe ſchon ſeit etlichen Tagen daran gedacht. GOTT gebe, verſetzte ſie, daß eure zukuͤnfftige Le- bens-Zeit vergnuͤgter ſey, allein darff ich euch wol bitten, mir euren ausfuͤhrlichen Lebens-Lauff zu er- zehlen, denn mein ſeel. Ehe-Herr hat mir einsmals
geſagt,
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keit zugedacht, ſo habt doch nebſt mir das feſte Ver-
trauen, daß ſelbige zu ſeiner Zeit uns unverhofft
erfreuen werde.
Mein gantzes Hertze fand ſich durch dieſe nach-
dencklichen Reden gantz ungemein geruͤhret, jedoch
war ich nicht vermoͤgend, eine eintzige Sylbe dar-
auf zu antworten, derowegen Concordia das Ge-
ſpraͤch auf andere Dinge wendete, und endlich ſagte:
Kommet mein lieber Freund, daß wir noch vor Son-
nen Untergang unſere Wohnung erreichen, ich ha-
be einen gantz beſondern ſchoͤnen Fiſch gefangen,
welcher euch ſo gut als mir ſchmecken wird, denn ich
glaube, daß ihr ſo ſtarcken Appetit als ich zum Eſſen
habt.
Jch war froh, daß ſie den vorigen ernſthafften Di-
ſcours unterlaſſen hatte, folgte ihren Willen, und
zwang mich einiger maſſen zu einer aufgeraͤumtern
Stellung. Es war wuͤrcklich ein gantz beſonders
rarer Fiſch, den ſie ſelbigen Mittag in ihren ausge-
ſteckten Angeln gefangen hatte, dieſer wurde nebſt
zweyen Rebhuͤnern zur Abend-Mahlzeit aufgetra-
gen, worbey mir denn Concordia, um mich etwas
luſtiger zu machen, etliche Becher-Wein mehr, als
ſonſt gewoͤhnlich einnoͤthiate, und endlich fragte:
Habe ich auch recht gemerckt Monſ. Albert, daß ihr
uͤbermorgen euer Zwantzigſtes Jahr zuruͤck legen
werdet? Ja Madame, war meine Antwort, ich
habe ſchon ſeit etlichen Tagen daran gedacht.
GOTT gebe, verſetzte ſie, daß eure zukuͤnfftige Le-
bens-Zeit vergnuͤgter ſey, allein darff ich euch wol
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/273>, abgerufen am 24.11.2024.
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