Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

te, es müste eben selbiges Kraut und Wurtzel seyn,
welches er mir im Traume vorgehalten. Unter die-
sem meinen Nach sinnen, kam Concordia mit einer
gantzen Schürtze voller Kräuter von verschiedenen
Arten und Gestallten herbey, ich erblickte hierunter
nach wenigen herum werffen gar bald dasjenige,
was mir Don Cyrillo so wohl schrifftlich bezeichnet,
als im Traume vorgehalten hatte. Derowegen
richteten wir selbiges nebst der Wurtzel nach seiner
Vorschrifft zu, machten anbey von etwas Wachs,
Schiff-Pech und Hirsch-Unschlit ein Pflaster, ver-
banden damit meine Wunden, und legten das
zerquetschte Kraut und Wurtzel nicht allein auf mein
Gesicht, sondern fast über den gantzen Leib, worvon
sich die schlimmen Zufälle binnen 4. oder 5. Tagen
gäntzlich verlohren, und ich nach Verlauff zweyer
Wochen vollkommen heil und gesund wurde.

Nunmehro hatte so wol ich als Concordia recht
erkennen lernen, was es vor ein edles thun um die
Gesundheit sey. Als wir derowegen unser Te
Deum laudamus
abgesungen und gebethet hatten,
wurde Rath gehalten, was wir in Zukunfft täglich
vor Arbeit vornehmen müsten, um unsere kleine
Wirthschafft in guten Stand zu setzen, damit wir
im Fall der Noth sogleich alles, was wir brauchten,
bey der Hand haben könten. Tag und Nacht in
der unterirrdischen, ob zwar fehr bequemen Höle
zu wohnen, wolte Concordien durchaus nicht ge-
fallen, derowegen fieng ich an, oben auf dem Hügel,
neben der schönen Lauber-Hütte, ein bequemes
Häußlein nebst einer kleinen Küche zu bauen, auch

einen

te, es muͤſte eben ſelbiges Kraut und Wurtzel ſeyn,
welches er mir im Traume vorgehalten. Unter die-
ſem meinen Nach ſinnen, kam Concordia mit einer
gantzen Schuͤrtze voller Kraͤuter von verſchiedenen
Arten und Geſtallten herbey, ich erblickte hierunter
nach wenigen herum werffen gar bald dasjenige,
was mir Don Cyrillo ſo wohl ſchrifftlich bezeichnet,
als im Traume vorgehalten hatte. Derowegen
richteten wir ſelbiges nebſt der Wurtzel nach ſeiner
Vorſchrifft zu, machten anbey von etwas Wachs,
Schiff-Pech und Hirſch-Unſchlit ein Pflaſter, ver-
banden damit meine Wunden, und legten das
zerquetſchte Kraut und Wurtzel nicht allein auf mein
Geſicht, ſondern faſt uͤber den gantzen Leib, worvon
ſich die ſchlimmen Zufaͤlle binnen 4. oder 5. Tagen
gaͤntzlich verlohren, und ich nach Verlauff zweyer
Wochen vollkommen heil und geſund wurde.

Nunmehro hatte ſo wol ich als Concordia recht
erkennen lernen, was es vor ein edles thun um die
Geſundheit ſey. Als wir derowegen unſer Te
Deum laudamus
abgeſungen und gebethet hatten,
wurde Rath gehalten, was wir in Zukunfft taͤglich
vor Arbeit vornehmen muͤſten, um unſere kleine
Wirthſchafft in guten Stand zu ſetzen, damit wir
im Fall der Noth ſogleich alles, was wir brauchten,
bey der Hand haben koͤnten. Tag und Nacht in
der unterirrdiſchen, ob zwar fehr bequemen Hoͤle
zu wohnen, wolte Concordien durchaus nicht ge-
fallen, derowegen fieng ich an, oben auf dem Huͤgel,
neben der ſchoͤnen Lauber-Huͤtte, ein bequemes
Haͤußlein nebſt einer kleinen Kuͤche zu bauen, auch

einen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0248" n="234"/>
te, es mu&#x0364;&#x017F;te eben &#x017F;elbiges Kraut und Wurtzel &#x017F;eyn,<lb/>
welches er mir im Traume vorgehalten. Unter die-<lb/>
&#x017F;em meinen Nach &#x017F;innen, kam <hi rendition="#aq">Concordia</hi> mit einer<lb/>
gantzen Schu&#x0364;rtze voller Kra&#x0364;uter von ver&#x017F;chiedenen<lb/>
Arten und Ge&#x017F;tallten herbey, ich erblickte hierunter<lb/>
nach wenigen herum werffen gar bald dasjenige,<lb/>
was mir <hi rendition="#aq">Don Cyrillo</hi> &#x017F;o wohl &#x017F;chrifftlich bezeichnet,<lb/>
als im Traume vorgehalten hatte. Derowegen<lb/>
richteten wir &#x017F;elbiges neb&#x017F;t der Wurtzel nach &#x017F;einer<lb/>
Vor&#x017F;chrifft zu, machten anbey von etwas Wachs,<lb/>
Schiff-Pech und Hir&#x017F;ch-Un&#x017F;chlit ein Pfla&#x017F;ter, ver-<lb/>
banden damit meine Wunden, und legten das<lb/>
zerquet&#x017F;chte Kraut und Wurtzel nicht allein auf mein<lb/>
Ge&#x017F;icht, &#x017F;ondern fa&#x017F;t u&#x0364;ber den gantzen Leib, worvon<lb/>
&#x017F;ich die &#x017F;chlimmen Zufa&#x0364;lle binnen 4. oder 5. Tagen<lb/>
ga&#x0364;ntzlich verlohren, und ich nach Verlauff zweyer<lb/>
Wochen vollkommen heil und ge&#x017F;und wurde.</p><lb/>
        <p>Nunmehro hatte &#x017F;o wol ich als <hi rendition="#aq">Concordia</hi> recht<lb/>
erkennen lernen, was es vor ein edles thun um die<lb/>
Ge&#x017F;undheit &#x017F;ey. Als wir derowegen un&#x017F;er <hi rendition="#aq">Te<lb/>
Deum laudamus</hi> abge&#x017F;ungen und gebethet hatten,<lb/>
wurde Rath gehalten, was wir in Zukunfft ta&#x0364;glich<lb/>
vor Arbeit vornehmen mu&#x0364;&#x017F;ten, um un&#x017F;ere kleine<lb/>
Wirth&#x017F;chafft in guten Stand zu &#x017F;etzen, damit wir<lb/>
im Fall der Noth &#x017F;ogleich alles, was wir brauchten,<lb/>
bey der Hand haben ko&#x0364;nten. Tag und Nacht in<lb/>
der unterirrdi&#x017F;chen, ob zwar fehr bequemen Ho&#x0364;le<lb/>
zu wohnen, wolte <hi rendition="#aq">Concordien</hi> durchaus nicht ge-<lb/>
fallen, derowegen fieng ich an, oben auf dem Hu&#x0364;gel,<lb/>
neben der &#x017F;cho&#x0364;nen Lauber-Hu&#x0364;tte, ein bequemes<lb/>
Ha&#x0364;ußlein neb&#x017F;t einer kleinen Ku&#x0364;che zu bauen, auch<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">einen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[234/0248] te, es muͤſte eben ſelbiges Kraut und Wurtzel ſeyn, welches er mir im Traume vorgehalten. Unter die- ſem meinen Nach ſinnen, kam Concordia mit einer gantzen Schuͤrtze voller Kraͤuter von verſchiedenen Arten und Geſtallten herbey, ich erblickte hierunter nach wenigen herum werffen gar bald dasjenige, was mir Don Cyrillo ſo wohl ſchrifftlich bezeichnet, als im Traume vorgehalten hatte. Derowegen richteten wir ſelbiges nebſt der Wurtzel nach ſeiner Vorſchrifft zu, machten anbey von etwas Wachs, Schiff-Pech und Hirſch-Unſchlit ein Pflaſter, ver- banden damit meine Wunden, und legten das zerquetſchte Kraut und Wurtzel nicht allein auf mein Geſicht, ſondern faſt uͤber den gantzen Leib, worvon ſich die ſchlimmen Zufaͤlle binnen 4. oder 5. Tagen gaͤntzlich verlohren, und ich nach Verlauff zweyer Wochen vollkommen heil und geſund wurde. Nunmehro hatte ſo wol ich als Concordia recht erkennen lernen, was es vor ein edles thun um die Geſundheit ſey. Als wir derowegen unſer Te Deum laudamus abgeſungen und gebethet hatten, wurde Rath gehalten, was wir in Zukunfft taͤglich vor Arbeit vornehmen muͤſten, um unſere kleine Wirthſchafft in guten Stand zu ſetzen, damit wir im Fall der Noth ſogleich alles, was wir brauchten, bey der Hand haben koͤnten. Tag und Nacht in der unterirrdiſchen, ob zwar fehr bequemen Hoͤle zu wohnen, wolte Concordien durchaus nicht ge- fallen, derowegen fieng ich an, oben auf dem Huͤgel, neben der ſchoͤnen Lauber-Huͤtte, ein bequemes Haͤußlein nebſt einer kleinen Kuͤche zu bauen, auch einen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/248
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/248>, abgerufen am 23.11.2024.