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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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gentheil verspreche so lange wir beysammen zu le-
ben gezwungen sind, aus guten Hertzen euch in al-
len treulich beyzustehen und solte ja wieder Vermu-
then in Zukunfft bey mir etwa eine Lust entstehen
mit eurer Person verehligt zuseyn, so will ich doch
dieselbe um euch nicht verdrüßlich zu fallen bestän-
dig unterdrücken, hingegen allen Fleiß anwenden
euch mit der Helffte derjenigen Schätze, die wir in
Verwahrung haben, dahin zuverschaffen, wo es
euch belieben wird, weiln ich lieber Zeit-Lebens un-
vergnügt und Ehe-loß leben, als eurer Ehre und
Tugend die geringste Gewalt anthun, mir aber in
meinem Gewissen nur den kleinesten Vorwurff ver-
ursachen wolte. Verlasset euch derowegen sicher
auf mein Versprechen, worüber ich GOtt und alle
heilige Engel zu Zeugen anruffe, fasset einen fri-
schen Muth und fröliches Hertze. GOtt verleihe
euch eine glückliche Entbindung, trauet nechst dem
auf meinen getreuen Beystand, thut eurer Gesund-
heit, mit unnöthiger und vielleicht gefährlicher
Schamhafftigkeit keinen Schaden, sondern verlas-
set euch auf euer und meine tugendhaffte Keusch-
heit welche in dieser äusersten Noth unverletzt blei-
ben soll. Jch habe das veste Vertrauen, der Him-
mel werde auch diese höchste Staffel unsers Elen-
des glücklich übersteigen helffen, und euch mir zum
Trost und Beystande gesund und vergnügt beym
Leben erhalten. Befehlet mir derowegen nur ohne
Scheu, was ich zu eurem Nutzen etwa thun und
herbey schaffen soll, GOTT wird uns in dieser
schweren Sache gantz unerfahrnen Leuten am
besten zu rathen wissen.

Diesem-

gentheil verſpreche ſo lange wir beyſammen zu le-
ben gezwungen ſind, aus guten Hertzen euch in al-
len treulich beyzuſtehen und ſolte ja wieder Vermu-
then in Zukunfft bey mir etwa eine Luſt entſtehen
mit eurer Perſon verehligt zuſeyn, ſo will ich doch
dieſelbe um euch nicht verdruͤßlich zu fallen beſtaͤn-
dig unterdruͤcken, hingegen allen Fleiß anwenden
euch mit der Helffte derjenigen Schaͤtze, die wir in
Verwahrung haben, dahin zuverſchaffen, wo es
euch belieben wird, weiln ich lieber Zeit-Lebens un-
vergnuͤgt und Ehe-loß leben, als eurer Ehre und
Tugend die geringſte Gewalt anthun, mir aber in
meinem Gewiſſen nur den kleineſten Vorwurff ver-
urſachen wolte. Verlaſſet euch derowegen ſicher
auf mein Verſprechen, woruͤber ich GOtt und alle
heilige Engel zu Zeugen anruffe, faſſet einen fri-
ſchen Muth und froͤliches Hertze. GOtt verleihe
euch eine gluͤckliche Entbindung, trauet nechſt dem
auf meinen getreuen Beyſtand, thut eurer Geſund-
heit, mit unnoͤthiger und vielleicht gefaͤhrlicher
Schamhafftigkeit keinen Schaden, ſondern verlaſ-
ſet euch auf euer und meine tugendhaffte Keuſch-
heit welche in dieſer aͤuſerſten Noth unverletzt blei-
ben ſoll. Jch habe das veſte Vertrauen, der Him-
mel werde auch dieſe hoͤchſte Staffel unſers Elen-
des gluͤcklich uͤberſteigen helffen, und euch mir zum
Troſt und Beyſtande geſund und vergnuͤgt beym
Leben erhalten. Befehlet mir derowegen nur ohne
Scheu, was ich zu eurem Nutzen etwa thun und
herbey ſchaffen ſoll, GOTT wird uns in dieſer
ſchweren Sache gantz unerfahrnen Leuten am
beſten zu rathen wiſſen.

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[223/0237] gentheil verſpreche ſo lange wir beyſammen zu le- ben gezwungen ſind, aus guten Hertzen euch in al- len treulich beyzuſtehen und ſolte ja wieder Vermu- then in Zukunfft bey mir etwa eine Luſt entſtehen mit eurer Perſon verehligt zuſeyn, ſo will ich doch dieſelbe um euch nicht verdruͤßlich zu fallen beſtaͤn- dig unterdruͤcken, hingegen allen Fleiß anwenden euch mit der Helffte derjenigen Schaͤtze, die wir in Verwahrung haben, dahin zuverſchaffen, wo es euch belieben wird, weiln ich lieber Zeit-Lebens un- vergnuͤgt und Ehe-loß leben, als eurer Ehre und Tugend die geringſte Gewalt anthun, mir aber in meinem Gewiſſen nur den kleineſten Vorwurff ver- urſachen wolte. Verlaſſet euch derowegen ſicher auf mein Verſprechen, woruͤber ich GOtt und alle heilige Engel zu Zeugen anruffe, faſſet einen fri- ſchen Muth und froͤliches Hertze. GOtt verleihe euch eine gluͤckliche Entbindung, trauet nechſt dem auf meinen getreuen Beyſtand, thut eurer Geſund- heit, mit unnoͤthiger und vielleicht gefaͤhrlicher Schamhafftigkeit keinen Schaden, ſondern verlaſ- ſet euch auf euer und meine tugendhaffte Keuſch- heit welche in dieſer aͤuſerſten Noth unverletzt blei- ben ſoll. Jch habe das veſte Vertrauen, der Him- mel werde auch dieſe hoͤchſte Staffel unſers Elen- des gluͤcklich uͤberſteigen helffen, und euch mir zum Troſt und Beyſtande geſund und vergnuͤgt beym Leben erhalten. Befehlet mir derowegen nur ohne Scheu, was ich zu eurem Nutzen etwa thun und herbey ſchaffen ſoll, GOTT wird uns in dieſer ſchweren Sache gantz unerfahrnen Leuten am beſten zu rathen wiſſen. Dieſem-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/237>, abgerufen am 03.05.2024.