Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

unter hefftigem Hertz-Klopffen: Es ist an dem,
Mons. Albert, daß eure und meine Tugend von
der Göttlichen Fürsehung auf eine harte Probe ge-
setzt wird. Wisset demnach, mein eintziger Freund
und Beystand auf dieser Weit, daß ich in Kindes-
Nöthen liege. Auf euer hertzliches Gebet hat mir
der Höchste Linderung verschaffet, ich glaube, daß
ich bloß um eurent willen noch nicht sterben werde.
Allein, ich bitte euch um Gottes Barmhertzigkeit
willen lasset eure Keuschheit, Gottessurcht und an-
dere Tugenden bey meinem ietzigen Zustande über
alle Fleisches Lust, unkeusche Gedancken ja über
alle Bemühung, die ich euch zu machen von der
Noth gezwungen bin, triumphiren. Denn ich bin
versichert, daß alle äusserliche Versuchungen un-
sern keuschen Seelen keinen Schaden zufügen kön-
nen, so fern dieselben nur an sich selbst rein von La-
stern sind.

Hierauf legte ich meine lincke Hand auf ihre be-
kleidete Brust, meine rechte aber reckte ich in die
Höhe und sprach: Liebste Concordia, ich schwe-
re hiermit einen würcklichen Eyd, daß ich zwar eure
schöne Person unter allen Weibs-Personen auf
der gantzen Welt aufs aller wertheste achte und lie-
be auch dieselbe jederzeit hoch zu achten und zu lie-
ben gedencke, wenn ich gleich mit GOttes Hülffe
wieder unter 1000. und mehr andere Weibs-und
Mannes-Personen kommen solte; Allein wisset daß
ich euch nicht im geringsten aus einer wollüstigen
Absicht sodern bloß eurer Tugenden wegen liebe,
auch alle geile Brunst, dergleichen Lemelie ver-
spüren lassen, aufs hefftigste verfluche. Jm Ge-

gentheil

unter hefftigem Hertz-Klopffen: Es iſt an dem,
Monſ. Albert, daß eure und meine Tugend von
der Goͤttlichen Fuͤrſehung auf eine harte Probe ge-
ſetzt wird. Wiſſet demnach, mein eintziger Freund
und Beyſtand auf dieſer Weit, daß ich in Kindes-
Noͤthen liege. Auf euer hertzliches Gebet hat mir
der Hoͤchſte Linderung verſchaffet, ich glaube, daß
ich bloß um eurent willen noch nicht ſterben werde.
Allein, ich bitte euch um Gottes Barmhertzigkeit
willen laſſet eure Keuſchheit, Gottesſurcht und an-
dere Tugenden bey meinem ietzigen Zuſtande uͤber
alle Fleiſches Luſt, unkeuſche Gedancken ja uͤber
alle Bemuͤhung, die ich euch zu machen von der
Noth gezwungen bin, triumphiren. Denn ich bin
verſichert, daß alle aͤuſſerliche Verſuchungen un-
ſern keuſchen Seelen keinen Schaden zufuͤgen koͤn-
nen, ſo fern dieſelben nur an ſich ſelbſt rein von La-
ſtern ſind.

Hierauf legte ich meine lincke Hand auf ihre be-
kleidete Bruſt, meine rechte aber reckte ich in die
Hoͤhe und ſprach: Liebſte Concordia, ich ſchwe-
re hiermit einen wuͤrcklichen Eyd, daß ich zwar eure
ſchoͤne Perſon unter allen Weibs-Perſonen auf
der gantzen Welt aufs aller wertheſte achte und lie-
be auch dieſelbe jederzeit hoch zu achten und zu lie-
ben gedencke, wenn ich gleich mit GOttes Huͤlffe
wieder unter 1000. und mehr andere Weibs-und
Mannes-Perſonen kommen ſolte; Allein wiſſet daß
ich euch nicht im geringſten aus einer wolluͤſtigen
Abſicht ſodern bloß eurer Tugenden wegen liebe,
auch alle geile Brunſt, dergleichen Lemelie ver-
ſpuͤren laſſen, aufs hefftigſte verfluche. Jm Ge-

gentheil
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0236" n="222"/>
unter hefftigem Hertz-Klopffen: Es i&#x017F;t an dem,<lb/><hi rendition="#aq">Mon&#x017F;. Albert,</hi> daß eure und meine Tugend von<lb/>
der Go&#x0364;ttlichen Fu&#x0364;r&#x017F;ehung auf eine harte Probe ge-<lb/>
&#x017F;etzt wird. Wi&#x017F;&#x017F;et demnach, mein eintziger Freund<lb/>
und Bey&#x017F;tand auf die&#x017F;er Weit, daß ich in Kindes-<lb/>
No&#x0364;then liege. Auf euer hertzliches Gebet hat mir<lb/>
der Ho&#x0364;ch&#x017F;te Linderung ver&#x017F;chaffet, ich glaube, daß<lb/>
ich bloß um eurent willen noch nicht &#x017F;terben werde.<lb/>
Allein, ich bitte euch um Gottes Barmhertzigkeit<lb/>
willen la&#x017F;&#x017F;et eure Keu&#x017F;chheit, Gottes&#x017F;urcht und an-<lb/>
dere Tugenden bey meinem ietzigen Zu&#x017F;tande u&#x0364;ber<lb/>
alle Flei&#x017F;ches Lu&#x017F;t, unkeu&#x017F;che Gedancken ja u&#x0364;ber<lb/>
alle Bemu&#x0364;hung, die ich euch zu machen von der<lb/>
Noth gezwungen bin, triumphiren. Denn ich bin<lb/>
ver&#x017F;ichert, daß alle a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche Ver&#x017F;uchungen un-<lb/>
&#x017F;ern keu&#x017F;chen Seelen keinen Schaden zufu&#x0364;gen ko&#x0364;n-<lb/>
nen, &#x017F;o fern die&#x017F;elben nur an &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t rein von La-<lb/>
&#x017F;tern &#x017F;ind.</p><lb/>
        <p>Hierauf legte ich meine lincke Hand auf ihre be-<lb/>
kleidete Bru&#x017F;t, meine rechte aber reckte ich in die<lb/>
Ho&#x0364;he und &#x017F;prach: Lieb&#x017F;te <hi rendition="#aq">Concordia,</hi> ich &#x017F;chwe-<lb/>
re hiermit einen wu&#x0364;rcklichen Eyd, daß ich zwar eure<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;ne Per&#x017F;on unter allen Weibs-Per&#x017F;onen auf<lb/>
der gantzen Welt aufs aller werthe&#x017F;te achte und lie-<lb/>
be auch die&#x017F;elbe jederzeit hoch zu achten und zu lie-<lb/>
ben gedencke, wenn ich gleich mit GOttes Hu&#x0364;lffe<lb/>
wieder unter 1000. und mehr andere Weibs-und<lb/>
Mannes-Per&#x017F;onen kommen &#x017F;olte; Allein wi&#x017F;&#x017F;et daß<lb/>
ich euch nicht im gering&#x017F;ten aus einer wollu&#x0364;&#x017F;tigen<lb/>
Ab&#x017F;icht &#x017F;odern bloß eurer Tugenden wegen liebe,<lb/>
auch alle geile Brun&#x017F;t, dergleichen <hi rendition="#aq">Lemelie</hi> ver-<lb/>
&#x017F;pu&#x0364;ren la&#x017F;&#x017F;en, aufs hefftig&#x017F;te verfluche. Jm Ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gentheil</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[222/0236] unter hefftigem Hertz-Klopffen: Es iſt an dem, Monſ. Albert, daß eure und meine Tugend von der Goͤttlichen Fuͤrſehung auf eine harte Probe ge- ſetzt wird. Wiſſet demnach, mein eintziger Freund und Beyſtand auf dieſer Weit, daß ich in Kindes- Noͤthen liege. Auf euer hertzliches Gebet hat mir der Hoͤchſte Linderung verſchaffet, ich glaube, daß ich bloß um eurent willen noch nicht ſterben werde. Allein, ich bitte euch um Gottes Barmhertzigkeit willen laſſet eure Keuſchheit, Gottesſurcht und an- dere Tugenden bey meinem ietzigen Zuſtande uͤber alle Fleiſches Luſt, unkeuſche Gedancken ja uͤber alle Bemuͤhung, die ich euch zu machen von der Noth gezwungen bin, triumphiren. Denn ich bin verſichert, daß alle aͤuſſerliche Verſuchungen un- ſern keuſchen Seelen keinen Schaden zufuͤgen koͤn- nen, ſo fern dieſelben nur an ſich ſelbſt rein von La- ſtern ſind. Hierauf legte ich meine lincke Hand auf ihre be- kleidete Bruſt, meine rechte aber reckte ich in die Hoͤhe und ſprach: Liebſte Concordia, ich ſchwe- re hiermit einen wuͤrcklichen Eyd, daß ich zwar eure ſchoͤne Perſon unter allen Weibs-Perſonen auf der gantzen Welt aufs aller wertheſte achte und lie- be auch dieſelbe jederzeit hoch zu achten und zu lie- ben gedencke, wenn ich gleich mit GOttes Huͤlffe wieder unter 1000. und mehr andere Weibs-und Mannes-Perſonen kommen ſolte; Allein wiſſet daß ich euch nicht im geringſten aus einer wolluͤſtigen Abſicht ſodern bloß eurer Tugenden wegen liebe, auch alle geile Brunſt, dergleichen Lemelie ver- ſpuͤren laſſen, aufs hefftigſte verfluche. Jm Ge- gentheil

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/236
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/236>, abgerufen am 03.05.2024.