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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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Tages zu Gesicht kommen war, und befunden uns
darinnen einig, daß schwerlich ein schöner Revier
in der Welt anzutreffen wäre. Nur wurde be-
klagt, daß nicht noch einige Familien zugegen seyn,
und nebst uns diese fruchtbare Jnsul besetzen solten.
Lemelie sagte hierbey: Jch schwere bey allen Hei-
ligen, daß ich Zeit Lebens allhier in Ruhe zu bleiben
die gröste Lust empfinde, es sehlen also nichts als
zwey Weiber, vor mich und Mons. Albert, jedoch
Monsieur, (sagte er zu Mons. van Leuven) was
solte es wohl hindern, wenn wir uns bey derglei-
chen Umständen alle 3. mit einer Frau behülffen,
fleißig Kinder zeugten, und dieselbe sodann auch
mit einander verheyratheten. Mons. van Leuven
schüttelte den Kopff, weßwegen Lemelie sagte:
ha Monsieur, man muß in solchen Fällen die Eyfer-
sucht, den Eigensinn und den Eckel bey Seite setzen,
denn weil wir hiesiges Orts keiner weltlichen Obrig-
keit unterworffen sind, auch leichtlich von niemand
beunruhiget zu werden fürchten dürffen, so können
wir uns Gesetze nach eigenem Gefallen machen,
dem Himmel aber wird kein Verdruß erwecket,
weil wir ihm zur Danckbarkeit, darvor, daß er
uns von allen Menschen abgesondert hat, eine gantz
neue Colonie erzeugen.

Monsieur van Leuven schüttelte den Kopff noch
weit stärcker als vorhero, und gab zur Antwort:
Mons. Lemelie, ihr erzürnet den Himmel mit der-
gleichen sündlichen Reden. Gesetzt aber auch, daß
dieses, was ihr vorgebracht, vor göttlichen und
weltlichen Rechten wohl erlaubt wäre, so kan ich
euch doch versichern, daß ich, so lange noch Adelich

Blut
L 4

Tages zu Geſicht kommen war, und befunden uns
darinnen einig, daß ſchwerlich ein ſchoͤner Revier
in der Welt anzutreffen waͤre. Nur wurde be-
klagt, daß nicht noch einige Familien zugegen ſeyn,
und nebſt uns dieſe fruchtbare Jnſul beſetzen ſolten.
Lemelie ſagte hierbey: Jch ſchwere bey allen Hei-
ligen, daß ich Zeit Lebens allhier in Ruhe zu bleiben
die groͤſte Luſt empfinde, es ſehlen alſo nichts als
zwey Weiber, vor mich und Monſ. Albert, jedoch
Monſieur, (ſagte er zu Monſ. van Leuven) was
ſolte es wohl hindern, wenn wir uns bey derglei-
chen Umſtaͤnden alle 3. mit einer Frau behuͤlffen,
fleißig Kinder zeugten, und dieſelbe ſodann auch
mit einander verheyratheten. Monſ. van Leuven
ſchuͤttelte den Kopff, weßwegen Lemelie ſagte:
ha Monſieur, man muß in ſolchen Faͤllen die Eyfer-
ſucht, den Eigenſinn und den Eckel bey Seite ſetzen,
denn weil wir hieſiges Orts keiner weltlichen Obrig-
keit unterworffen ſind, auch leichtlich von niemand
beunruhiget zu werden fuͤrchten duͤrffen, ſo koͤnnen
wir uns Geſetze nach eigenem Gefallen machen,
dem Himmel aber wird kein Verdruß erwecket,
weil wir ihm zur Danckbarkeit, darvor, daß er
uns von allen Menſchen abgeſondert hat, eine gantz
neue Colonie erzeugen.

Monſieur van Leuven ſchuͤttelte den Kopff noch
weit ſtaͤrcker als vorhero, und gab zur Antwort:
Monſ. Lemelie, ihr erzuͤrnet den Himmel mit der-
gleichen ſuͤndlichen Reden. Geſetzt aber auch, daß
dieſes, was ihr vorgebracht, vor goͤttlichen und
weltlichen Rechten wohl erlaubt waͤre, ſo kan ich
euch doch verſichern, daß ich, ſo lange noch Adelich

Blut
L 4
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[167/0181] Tages zu Geſicht kommen war, und befunden uns darinnen einig, daß ſchwerlich ein ſchoͤner Revier in der Welt anzutreffen waͤre. Nur wurde be- klagt, daß nicht noch einige Familien zugegen ſeyn, und nebſt uns dieſe fruchtbare Jnſul beſetzen ſolten. Lemelie ſagte hierbey: Jch ſchwere bey allen Hei- ligen, daß ich Zeit Lebens allhier in Ruhe zu bleiben die groͤſte Luſt empfinde, es ſehlen alſo nichts als zwey Weiber, vor mich und Monſ. Albert, jedoch Monſieur, (ſagte er zu Monſ. van Leuven) was ſolte es wohl hindern, wenn wir uns bey derglei- chen Umſtaͤnden alle 3. mit einer Frau behuͤlffen, fleißig Kinder zeugten, und dieſelbe ſodann auch mit einander verheyratheten. Monſ. van Leuven ſchuͤttelte den Kopff, weßwegen Lemelie ſagte: ha Monſieur, man muß in ſolchen Faͤllen die Eyfer- ſucht, den Eigenſinn und den Eckel bey Seite ſetzen, denn weil wir hieſiges Orts keiner weltlichen Obrig- keit unterworffen ſind, auch leichtlich von niemand beunruhiget zu werden fuͤrchten duͤrffen, ſo koͤnnen wir uns Geſetze nach eigenem Gefallen machen, dem Himmel aber wird kein Verdruß erwecket, weil wir ihm zur Danckbarkeit, darvor, daß er uns von allen Menſchen abgeſondert hat, eine gantz neue Colonie erzeugen. Monſieur van Leuven ſchuͤttelte den Kopff noch weit ſtaͤrcker als vorhero, und gab zur Antwort: Monſ. Lemelie, ihr erzuͤrnet den Himmel mit der- gleichen ſuͤndlichen Reden. Geſetzt aber auch, daß dieſes, was ihr vorgebracht, vor goͤttlichen und weltlichen Rechten wohl erlaubt waͤre, ſo kan ich euch doch verſichern, daß ich, ſo lange noch Adelich Blut L 4

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/181>, abgerufen am 22.11.2024.