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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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lich geraumlich gebauet, auch mit schönen Gärten,
Scheuern und Ställen versehen waren Alle Win-
ckel zeugten, daß die Einwohner keine Müß[i]ggän-
ger seyn müsten, wie wir denn selbige mehrentheils
auf dem wohlbestellten Felde fanden. Doch muß
ich allhier nicht vergessen, daß wir allda besondere
Schuster in der Arbeit antraffen, welche vor die
anderen Jnsulaner gemeine Schue von den Häu-
ten der Meer-Thiere, und dann auch Staats-
Schue von Hirsch-und Reh-Leder machten, und
dieselben gegen andere Sachen, die ihnen zu weit
entlegen schienen, vertauschten. Jn dasigem Felde
befand sich ein vortreffliches Kalck-Thon- und Lei-
men-Gebürge, worüber unser mitgebrachter Töpf-
ser, Nicolaus Schreiner, eine besondere Freude
bezeigte, und so gleich um Erlaubniß bath: mor-
gendes Tages den Anfang zu seiner Werckstadt zu
machen. Die Gräntze selbiger Einwohner setzte
der Fluß, der sich gegen Westen zu durch den Fel-
sen hindurch ins Meer stürtzte. Sonsten hatten sie
ihre Waldung mit ihren Nachbarn zu Alberts-
Raum fast in gleichem Theile, anbey aber musten
sie auch mit diesen ihren Gräntz-Nachbarn die Last
tragen, die Küste und Bucht nach Norden hin, zu
bewahren. Dieserwegen war unten am Felsen
ein bequemliches Wacht-Hauß erbauet, worinnen
sie im Winter Feuer halten und schlaffen konten.
Mons. Wolffgang, ich und noch einige andere, wa-
ren so curieux, den schmalen Stieg zum Felsen
hinauf zu klettern, und fanden auf der Höhe 4. me-
tallene
mittelmäßige Stücken gepflantzt, und da-
bey ein artiges Schilder-Häußgen auf ein paar

Per-

lich geraumlich gebauet, auch mit ſchoͤnen Gaͤrten,
Scheuern und Staͤllen verſehen waren Alle Win-
ckel zeugten, daß die Einwohner keine Muͤß[i]ggaͤn-
ger ſeyn muͤſten, wie wir denn ſelbige mehrentheils
auf dem wohlbeſtellten Felde fanden. Doch muß
ich allhier nicht vergeſſen, daß wir allda beſondere
Schuſter in der Arbeit antraffen, welche vor die
anderen Jnſulaner gemeine Schue von den Haͤu-
ten der Meer-Thiere, und dann auch Staats-
Schue von Hirſch-und Reh-Leder machten, und
dieſelben gegen andere Sachen, die ihnen zu weit
entlegen ſchienen, vertauſchten. Jn daſigem Felde
befand ſich ein vortreffliches Kalck-Thon- und Lei-
men-Gebuͤrge, woruͤber unſer mitgebrachter Toͤpf-
ſer, Nicolaus Schreiner, eine beſondere Freude
bezeigte, und ſo gleich um Erlaubniß bath: mor-
gendes Tages den Anfang zu ſeiner Werckſtadt zu
machen. Die Graͤntze ſelbiger Einwohner ſetzte
der Fluß, der ſich gegen Weſten zu durch den Fel-
ſen hindurch ins Meer ſtuͤrtzte. Sonſten hatten ſie
ihre Waldung mit ihren Nachbarn zu Alberts-
Raum faſt in gleichem Theile, anbey aber muſten
ſie auch mit dieſen ihren Graͤntz-Nachbarn die Laſt
tragen, die Kuͤſte und Bucht nach Norden hin, zu
bewahren. Dieſerwegen war unten am Felſen
ein bequemliches Wacht-Hauß erbauet, worinnen
ſie im Winter Feuer halten und ſchlaffen konten.
Monſ. Wolffgang, ich und noch einige andere, wa-
ren ſo curieux, den ſchmalen Stieg zum Felſen
hinauf zu klettern, und fanden auf der Hoͤhe 4. me-
tallene
mittelmaͤßige Stuͤcken gepflantzt, und da-
bey ein artiges Schilder-Haͤußgen auf ein paar

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[134/0148] lich geraumlich gebauet, auch mit ſchoͤnen Gaͤrten, Scheuern und Staͤllen verſehen waren Alle Win- ckel zeugten, daß die Einwohner keine Muͤßiggaͤn- ger ſeyn muͤſten, wie wir denn ſelbige mehrentheils auf dem wohlbeſtellten Felde fanden. Doch muß ich allhier nicht vergeſſen, daß wir allda beſondere Schuſter in der Arbeit antraffen, welche vor die anderen Jnſulaner gemeine Schue von den Haͤu- ten der Meer-Thiere, und dann auch Staats- Schue von Hirſch-und Reh-Leder machten, und dieſelben gegen andere Sachen, die ihnen zu weit entlegen ſchienen, vertauſchten. Jn daſigem Felde befand ſich ein vortreffliches Kalck-Thon- und Lei- men-Gebuͤrge, woruͤber unſer mitgebrachter Toͤpf- ſer, Nicolaus Schreiner, eine beſondere Freude bezeigte, und ſo gleich um Erlaubniß bath: mor- gendes Tages den Anfang zu ſeiner Werckſtadt zu machen. Die Graͤntze ſelbiger Einwohner ſetzte der Fluß, der ſich gegen Weſten zu durch den Fel- ſen hindurch ins Meer ſtuͤrtzte. Sonſten hatten ſie ihre Waldung mit ihren Nachbarn zu Alberts- Raum faſt in gleichem Theile, anbey aber muſten ſie auch mit dieſen ihren Graͤntz-Nachbarn die Laſt tragen, die Kuͤſte und Bucht nach Norden hin, zu bewahren. Dieſerwegen war unten am Felſen ein bequemliches Wacht-Hauß erbauet, worinnen ſie im Winter Feuer halten und ſchlaffen konten. Monſ. Wolffgang, ich und noch einige andere, wa- ren ſo curieux, den ſchmalen Stieg zum Felſen hinauf zu klettern, und fanden auf der Hoͤhe 4. me- tallene mittelmaͤßige Stuͤcken gepflantzt, und da- bey ein artiges Schilder-Haͤußgen auf ein paar Per-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/148>, abgerufen am 05.05.2024.