So bald er seinem Herrn Vater die Hand ge- küsset, wird ihm von selbigem ein starcker Verweiß, wegen seiner niederträchtigen Liebe, gegeben, mit der Versicherung, daß er ihn nimmermehr vor seinen Sohn erkennen wolle, wenn sich sein Hertze nicht der gemeinen Kauffmanns-Tochter entschlüge, im Gegentheil das vorgeschlagene Adeliche Fräulein erwehlete. Mons. van Leuven will seinen Vater mit allzustarcker Hartnäckigkeit nicht betrüben, be- quemet sich also zum Scheine, in allen Stücken nach dessen Willen, im Hertzen aber thut er einen Schwur, von der Concordia nimmermehr abzu- lassen.
Jnzwischen wird der alte Vater treuhertzig ge- macht, setzet in des Sohnes verstellten Gehorsam ein völliges Vertrauen, committirt ihn in wichti- gen Verrichtungen einige Reisen an verschiedene Oerter in Teutschland, wobey es denn eben zutraff, daß er mich in Bremen zu sich, von dar aber mit zurück nach Antwerpen nahm. Einige Zeit nach seiner Zurückkunfft, muste sich der gute Monsieur van Leuven mit dem wiederwärtigen Fräulein, welche zwar sehr reich, aber von Gesichte und Lei- bes-Gestalt sehr heßlich war, versprechen, die Voll- ziehung aber dieses ehelichen Verbindnisses konte nicht sogleich geschehen, weil sich der Vater gemüs- siget sahe, den jungen Herrn van Leuven vorhero nochmahls in wichtigen Verrichtungen nach En- gelland zu schicken. Er hatte ihm die ernstlichsten Vermahnungen gegeben, sich von der Concordia nicht etwa wieder aufs neue fangen zu lassen, auch den Umgang mit ihren Anverwandten möglichstens
zu
So bald er ſeinem Herrn Vater die Hand ge- kuͤſſet, wird ihm von ſelbigem ein ſtarcker Verweiß, wegen ſeiner niedertraͤchtigen Liebe, gegeben, mit der Verſicherung, daß er ihn nimmermehr vor ſeinen Sohn erkennen wolle, wenn ſich ſein Hertze nicht der gemeinen Kauffmanns-Tochter entſchluͤge, im Gegentheil das vorgeſchlagene Adeliche Fraͤulein erwehlete. Monſ. van Leuven will ſeinen Vater mit allzuſtarcker Hartnaͤckigkeit nicht betruͤben, be- quemet ſich alſo zum Scheine, in allen Stuͤcken nach deſſen Willen, im Hertzen aber thut er einen Schwur, von der Concordia nimmermehr abzu- laſſen.
Jnzwiſchen wird der alte Vater treuhertzig ge- macht, ſetzet in des Sohnes verſtellten Gehorſam ein voͤlliges Vertrauen, committirt ihn in wichti- gen Verrichtungen einige Reiſen an verſchiedene Oerter in Teutſchland, wobey es denn eben zutraff, daß er mich in Bremen zu ſich, von dar aber mit zuruͤck nach Antwerpen nahm. Einige Zeit nach ſeiner Zuruͤckkunfft, muſte ſich der gute Monſieur van Leuven mit dem wiederwaͤrtigen Fraͤulein, welche zwar ſehr reich, aber von Geſichte und Lei- bes-Geſtalt ſehr heßlich war, verſprechen, die Voll- ziehung aber dieſes ehelichen Verbindniſſes konte nicht ſogleich geſchehen, weil ſich der Vater gemuͤſ- ſiget ſahe, den jungen Herrn van Leuven vorhero nochmahls in wichtigen Verrichtungen nach En- gelland zu ſchicken. Er hatte ihm die ernſtlichſten Vermahnungen gegeben, ſich von der Concordia nicht etwa wieder aufs neue fangen zu laſſen, auch den Umgang mit ihren Anverwandten moͤglichſtens
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So bald er ſeinem Herrn Vater die Hand ge-
kuͤſſet, wird ihm von ſelbigem ein ſtarcker Verweiß,
wegen ſeiner niedertraͤchtigen Liebe, gegeben, mit
der Verſicherung, daß er ihn nimmermehr vor ſeinen
Sohn erkennen wolle, wenn ſich ſein Hertze nicht
der gemeinen Kauffmanns-Tochter entſchluͤge, im
Gegentheil das vorgeſchlagene Adeliche Fraͤulein
erwehlete. Monſ. van Leuven will ſeinen Vater
mit allzuſtarcker Hartnaͤckigkeit nicht betruͤben, be-
quemet ſich alſo zum Scheine, in allen Stuͤcken nach
deſſen Willen, im Hertzen aber thut er einen
Schwur, von der Concordia nimmermehr abzu-
laſſen.
Jnzwiſchen wird der alte Vater treuhertzig ge-
macht, ſetzet in des Sohnes verſtellten Gehorſam
ein voͤlliges Vertrauen, committirt ihn in wichti-
gen Verrichtungen einige Reiſen an verſchiedene
Oerter in Teutſchland, wobey es denn eben zutraff,
daß er mich in Bremen zu ſich, von dar aber mit
zuruͤck nach Antwerpen nahm. Einige Zeit nach
ſeiner Zuruͤckkunfft, muſte ſich der gute Monſieur
van Leuven mit dem wiederwaͤrtigen Fraͤulein,
welche zwar ſehr reich, aber von Geſichte und Lei-
bes-Geſtalt ſehr heßlich war, verſprechen, die Voll-
ziehung aber dieſes ehelichen Verbindniſſes konte
nicht ſogleich geſchehen, weil ſich der Vater gemuͤſ-
ſiget ſahe, den jungen Herrn van Leuven vorhero
nochmahls in wichtigen Verrichtungen nach En-
gelland zu ſchicken. Er hatte ihm die ernſtlichſten
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/142>, abgerufen am 25.11.2024.
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