Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

den Nachmittag, unter dem Titul meines Ehe-
weibes, in eine gewisse Gesellschafft führen, ich
bitte euch sehr, studiret mit allem Fleiß darauff
wie ihr mir alle behörige Liebkosungen machen wol-
let, denn mein gantzes Glück beruhet auf der Co-
moedie,
die ich itzo zu spielen genöthiget bin, neh-
met einmahl die Gestalt euer Amtmanns-Frau
an, und caressiret mich also, wie jene ihren Mann
vor den Leuten, den Praeceptor aber mit verstohle-
nen Blicken caressiret hat. Seyd nochmahls
versichert, daß an dieser lächerlich-scheinenden
Sache mein gantzes Glücke und Vergnügen haff-
tet, welches alles ich euch reichlich mit geniessen las-
sen will, so bald nur unsere Sachen zu Stande ge-
bracht sind. Jch wolte euch zwar von Hertzen gern
das gantze Geheimniß offenbahren, allein verzeihet
mir, daß es biß auf eine andere Zeit verspare, weil
mein Kopff itzo gar zu unruhig ist. Machet aber
eure Dinge zu unserer beyder Vergnügen morgen-
des Tages nur gut.

Jch brachte die gantze hierauf folgende Nacht
mit lauter Gedancken zu, um zu errathen, was doch
immermehr mein Herr mit dergleichen Possen aus-
richten wolte; doch weil ich den Endzweck zu er-
sinnen, unvermögend war, ihm aber versprochen
hatte, allen möglichsten Fleiß anzuwenden, nach
seinem Gefallen zu leben, machte sich mein Gemü-
the endlich den geringsten Kummer aus der Sache,
und ich schlieff gantz geruhig ein.

Folgendes Tages, nachdem ich fast den gantzen
Vormittag unter den Händen zweyer alter Wei-
ber, die mich recht auf Engelländische Art anklei-

deten,

den Nachmittag, unter dem Titul meines Ehe-
weibes, in eine gewiſſe Geſellſchafft fuͤhren, ich
bitte euch ſehr, ſtudiret mit allem Fleiß darauff
wie ihr mir alle behoͤrige Liebkoſungen machen wol-
let, denn mein gantzes Gluͤck beruhet auf der Co-
mœdie,
die ich itzo zu ſpielen genoͤthiget bin, neh-
met einmahl die Geſtalt euer Amtmanns-Frau
an, und careſſiret mich alſo, wie jene ihren Mann
vor den Leuten, den Præceptor aber mit verſtohle-
nen Blicken careſſiret hat. Seyd nochmahls
verſichert, daß an dieſer laͤcherlich-ſcheinenden
Sache mein gantzes Gluͤcke und Vergnuͤgen haff-
tet, welches alles ich euch reichlich mit genieſſen laſ-
ſen will, ſo bald nur unſere Sachen zu Stande ge-
bracht ſind. Jch wolte euch zwar von Hertzen gern
das gantze Geheimniß offenbahren, allein verzeihet
mir, daß es biß auf eine andere Zeit verſpare, weil
mein Kopff itzo gar zu unruhig iſt. Machet aber
eure Dinge zu unſerer beyder Vergnuͤgen morgen-
des Tages nur gut.

Jch brachte die gantze hierauf folgende Nacht
mit lauter Gedancken zu, um zu errathen, was doch
immermehr mein Herr mit dergleichen Poſſen aus-
richten wolte; doch weil ich den Endzweck zu er-
ſinnen, unvermoͤgend war, ihm aber verſprochen
hatte, allen moͤglichſten Fleiß anzuwenden, nach
ſeinem Gefallen zu leben, machte ſich mein Gemuͤ-
the endlich den geringſten Kummer aus der Sache,
und ich ſchlieff gantz geruhig ein.

Folgendes Tages, nachdem ich faſt den gantzen
Vormittag unter den Haͤnden zweyer alter Wei-
ber, die mich recht auf Engellaͤndiſche Art anklei-

deten,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0136" n="122"/>
den Nachmittag, unter dem <hi rendition="#aq">Titul</hi> meines Ehe-<lb/>
weibes, in eine gewi&#x017F;&#x017F;e Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft fu&#x0364;hren, ich<lb/>
bitte euch &#x017F;ehr, <hi rendition="#aq">&#x017F;tudi</hi>ret mit allem Fleiß darauff<lb/>
wie ihr mir alle beho&#x0364;rige Liebko&#x017F;ungen machen wol-<lb/>
let, denn mein gantzes Glu&#x0364;ck beruhet auf der <hi rendition="#aq">Co-<lb/>
m&#x0153;die,</hi> die ich itzo zu &#x017F;pielen geno&#x0364;thiget bin, neh-<lb/>
met einmahl die Ge&#x017F;talt euer Amtmanns-Frau<lb/>
an, und <hi rendition="#aq">care&#x017F;&#x017F;i</hi>ret mich al&#x017F;o, wie jene ihren Mann<lb/>
vor den Leuten, den <hi rendition="#aq">Præceptor</hi> aber mit ver&#x017F;tohle-<lb/>
nen Blicken <hi rendition="#aq">care&#x017F;&#x017F;ir</hi>et hat. Seyd nochmahls<lb/>
ver&#x017F;ichert, daß an die&#x017F;er la&#x0364;cherlich-&#x017F;cheinenden<lb/>
Sache mein gantzes Glu&#x0364;cke und Vergnu&#x0364;gen haff-<lb/>
tet, welches alles ich euch reichlich mit genie&#x017F;&#x017F;en la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en will, &#x017F;o bald nur un&#x017F;ere Sachen zu Stande ge-<lb/>
bracht &#x017F;ind. Jch wolte euch zwar von Hertzen gern<lb/>
das gantze Geheimniß offenbahren, allein verzeihet<lb/>
mir, daß es biß auf eine andere Zeit ver&#x017F;pare, weil<lb/>
mein Kopff itzo gar zu unruhig i&#x017F;t. Machet aber<lb/>
eure Dinge zu un&#x017F;erer beyder Vergnu&#x0364;gen morgen-<lb/>
des Tages nur gut.</p><lb/>
        <p>Jch brachte die gantze hierauf folgende Nacht<lb/>
mit lauter Gedancken zu, um zu errathen, was doch<lb/>
immermehr mein Herr mit dergleichen Po&#x017F;&#x017F;en aus-<lb/>
richten wolte; doch weil ich den Endzweck zu er-<lb/>
&#x017F;innen, unvermo&#x0364;gend war, ihm aber ver&#x017F;prochen<lb/>
hatte, allen mo&#x0364;glich&#x017F;ten Fleiß anzuwenden, nach<lb/>
&#x017F;einem Gefallen zu leben, machte &#x017F;ich mein Gemu&#x0364;-<lb/>
the endlich den gering&#x017F;ten Kummer aus der Sache,<lb/>
und ich &#x017F;chlieff gantz geruhig ein.</p><lb/>
        <p>Folgendes Tages, nachdem ich fa&#x017F;t den gantzen<lb/>
Vormittag unter den Ha&#x0364;nden zweyer alter Wei-<lb/>
ber, die mich recht auf Engella&#x0364;ndi&#x017F;che Art anklei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">deten,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[122/0136] den Nachmittag, unter dem Titul meines Ehe- weibes, in eine gewiſſe Geſellſchafft fuͤhren, ich bitte euch ſehr, ſtudiret mit allem Fleiß darauff wie ihr mir alle behoͤrige Liebkoſungen machen wol- let, denn mein gantzes Gluͤck beruhet auf der Co- mœdie, die ich itzo zu ſpielen genoͤthiget bin, neh- met einmahl die Geſtalt euer Amtmanns-Frau an, und careſſiret mich alſo, wie jene ihren Mann vor den Leuten, den Præceptor aber mit verſtohle- nen Blicken careſſiret hat. Seyd nochmahls verſichert, daß an dieſer laͤcherlich-ſcheinenden Sache mein gantzes Gluͤcke und Vergnuͤgen haff- tet, welches alles ich euch reichlich mit genieſſen laſ- ſen will, ſo bald nur unſere Sachen zu Stande ge- bracht ſind. Jch wolte euch zwar von Hertzen gern das gantze Geheimniß offenbahren, allein verzeihet mir, daß es biß auf eine andere Zeit verſpare, weil mein Kopff itzo gar zu unruhig iſt. Machet aber eure Dinge zu unſerer beyder Vergnuͤgen morgen- des Tages nur gut. Jch brachte die gantze hierauf folgende Nacht mit lauter Gedancken zu, um zu errathen, was doch immermehr mein Herr mit dergleichen Poſſen aus- richten wolte; doch weil ich den Endzweck zu er- ſinnen, unvermoͤgend war, ihm aber verſprochen hatte, allen moͤglichſten Fleiß anzuwenden, nach ſeinem Gefallen zu leben, machte ſich mein Gemuͤ- the endlich den geringſten Kummer aus der Sache, und ich ſchlieff gantz geruhig ein. Folgendes Tages, nachdem ich faſt den gantzen Vormittag unter den Haͤnden zweyer alter Wei- ber, die mich recht auf Engellaͤndiſche Art anklei- deten,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/136
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/136>, abgerufen am 25.11.2024.