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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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baren Art von Böcken, Ziegen, und zahm gemach-
ten Hirschen, weiter kein ander Vieh. Wir traffen
daselbst alles in der schönsten Haußhaltungs-Ord-
nung an, indem die Alten ihre Arbeit auf dem Felde
verrichteten, die jungen Kinder aber von den Mitt-
lern gehütet und verpfleget wurden. Nachdem wir
die Wohnungen in Augenschein genommen, trieb
uns die Neugierigkeit an, das Feld und die darauf
arbeiteten zu besehen, und fanden das erstere trefflich
bestellt, die letzten aber immer noch fleißiger daran
bauen. Um Mittags-Zeit aber wurden wir von
ihnen umringet, in ihre Wohnstatt geführet, ge-
speiset, getränckt, und von dem grösten Hauffen
nach Hause bekleidet. Monsieur Wolffgang schenck-
te dieser Albertinischen Linie, 10, Bibeln, 20. Ge-
sang-und Gebeth-Bücher, ausser den verschiedenen
nützlichen auch Spiel-Sachen vor die Kinder, und
befahl, daß diejenigen so etwa leer ausgiengen, selb-
sten zu ihm kommen, und das Jhrige abholen möch-
ten.

Nachdem wir nun von diesen Begleitern mit
freudigem Dancke verlassen worden, und bey Alber-
to
die Abend-Mahlzeit eingenommen hatten, ließ
dieser Alt-Vater sonst niemand, als Herr Mag.
Schmeltzern, Mons. Wolffgangen
und mich in
seiner Stube bleiben, und machte den Anfang zu
seiner Geschichts-Erzehlung folgender massen.

Jch Albertus Julius, bin anno 1628. den 8. Ja-
nuar.
von meiner Mutter Maria ElisabethaSchlü-
terin
zur Welt gebohren worden. Mein Vater,
Stephanus Julius, war der unglückseeligste Etaats-

Be-

baren Art von Boͤcken, Ziegen, und zahm gemach-
ten Hirſchen, weiter kein ander Vieh. Wir traffen
daſelbſt alles in der ſchoͤnſten Haußhaltungs-Ord-
nung an, indem die Alten ihre Arbeit auf dem Felde
verrichteten, die jungen Kinder aber von den Mitt-
lern gehuͤtet und verpfleget wurden. Nachdem wir
die Wohnungen in Augenſchein genommen, trieb
uns die Neugierigkeit an, das Feld und die darauf
arbeiteten zu beſehen, und fanden das erſtere trefflich
beſtellt, die letzten aber immer noch fleißiger daran
bauen. Um Mittags-Zeit aber wurden wir von
ihnen umringet, in ihre Wohnſtatt gefuͤhret, ge-
ſpeiſet, getraͤnckt, und von dem groͤſten Hauffen
nach Hauſe bekleidet. Monſieur Wolffgang ſchenck-
te dieſer Albertiniſchen Linie, 10, Bibeln, 20. Ge-
ſang-und Gebeth-Buͤcher, auſſer den verſchiedenen
nuͤtzlichen auch Spiel-Sachen vor die Kinder, und
befahl, daß diejenigen ſo etwa leer ausgiengen, ſelb-
ſten zu ihm kommen, und das Jhrige abholen moͤch-
ten.

Nachdem wir nun von dieſen Begleitern mit
freudigem Dancke verlaſſen worden, und bey Alber-
to
die Abend-Mahlzeit eingenommen hatten, ließ
dieſer Alt-Vater ſonſt niemand, als Herr Mag.
Schmeltzern, Monſ. Wolffgangen
und mich in
ſeiner Stube bleiben, und machte den Anfang zu
ſeiner Geſchichts-Erzehlung folgender maſſen.

Jch Albertus Julius, bin anno 1628. den 8. Ja-
nuar.
von meiner Mutter Maria EliſabethaSchlü-
terin
zur Welt gebohren worden. Mein Vater,
Stephanus Julius, war der ungluͤckſeeligſte Etaats-

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[110/0124] baren Art von Boͤcken, Ziegen, und zahm gemach- ten Hirſchen, weiter kein ander Vieh. Wir traffen daſelbſt alles in der ſchoͤnſten Haußhaltungs-Ord- nung an, indem die Alten ihre Arbeit auf dem Felde verrichteten, die jungen Kinder aber von den Mitt- lern gehuͤtet und verpfleget wurden. Nachdem wir die Wohnungen in Augenſchein genommen, trieb uns die Neugierigkeit an, das Feld und die darauf arbeiteten zu beſehen, und fanden das erſtere trefflich beſtellt, die letzten aber immer noch fleißiger daran bauen. Um Mittags-Zeit aber wurden wir von ihnen umringet, in ihre Wohnſtatt gefuͤhret, ge- ſpeiſet, getraͤnckt, und von dem groͤſten Hauffen nach Hauſe bekleidet. Monſieur Wolffgang ſchenck- te dieſer Albertiniſchen Linie, 10, Bibeln, 20. Ge- ſang-und Gebeth-Buͤcher, auſſer den verſchiedenen nuͤtzlichen auch Spiel-Sachen vor die Kinder, und befahl, daß diejenigen ſo etwa leer ausgiengen, ſelb- ſten zu ihm kommen, und das Jhrige abholen moͤch- ten. Nachdem wir nun von dieſen Begleitern mit freudigem Dancke verlaſſen worden, und bey Alber- to die Abend-Mahlzeit eingenommen hatten, ließ dieſer Alt-Vater ſonſt niemand, als Herr Mag. Schmeltzern, Monſ. Wolffgangen und mich in ſeiner Stube bleiben, und machte den Anfang zu ſeiner Geſchichts-Erzehlung folgender maſſen. Jch Albertus Julius, bin anno 1628. den 8. Ja- nuar. von meiner Mutter Maria EliſabethaSchlü- terin zur Welt gebohren worden. Mein Vater, Stephanus Julius, war der ungluͤckſeeligſte Etaats- Be-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/124>, abgerufen am 05.05.2024.