Ende einem Prediger von seiner Religion zuzuhören, ja so gar denselben in seiner Bestallung zu haben. Die übrigen Versammleten waren dermassen an- dächtig, daß ich mich nicht erinnern kan, dergleichen jemals in Europa gesehen zu haben.
Nach vollbrachten Gottesdienste, da die Aus- wärtigen sich alle auf den Weg nach ihren Behau- sungen gemacht, und wir die Mittags-Mahlzeit eingenommen hatten, behielt Albertus Herrn Mag. Schmeltzern allein bey sich, um mit demselben we- gen künfftiger Kirchen-Ordnung, und anderer die Religion betreffenden höchnöthigen Anstalten, Unterredung zu pflegen. Monsieur Wolffgang, der itzo durchaus nicht mehr Capitain heissen wolte, ich, und die andern Neuangekommenen, wolten nun- mehro bemühet seyn, unsere Packen und übrigen Sachen auf die Jnsul herauf zu schaffen, welches uns allerdings als ein sehr beschwerlich Stück Ar- beit fürkam, allein, zu unserer grösten Verwunde- rung und Freude fanden wir alle unsere Güter in derjenigen grossen Sommer-Laube beysammen ste- hen, wo uns Albertus zuerst bewillkommet hatte. Wir hatten schon gezweiffelt, daß wir binnen 4. biß 5. Tagen alle Sachen herauf zu bringen ver- mögend seyn würden, und sonderlich stelleten wir uns das Aufreissen der grossen Packe und Schlag- Fässer sehr mühsam vor, wusten aber nicht, daß die Einwohner der Jnsul an einem verborgenen Orthe der hohen Felsen, zwey vottrefflich-starcke Winden hatten, durch deren force wohl ein gan- tzer Fracht-Wagen auf einmahl hätte hinauf ge- zogen werden können. Mons. Litzberg hatte
sich
Ende einem Prediger von ſeiner Religion zuzuhoͤren, ja ſo gar denſelben in ſeiner Beſtallung zu haben. Die uͤbrigen Verſammleten waren dermaſſen an- daͤchtig, daß ich mich nicht erinnern kan, dergleichen jemals in Europa geſehen zu haben.
Nach vollbrachten Gottesdienſte, da die Aus- waͤrtigen ſich alle auf den Weg nach ihren Behau- ſungen gemacht, und wir die Mittags-Mahlzeit eingenommen hatten, behielt Albertus Herrn Mag. Schmeltzern allein bey ſich, um mit demſelben we- gen kuͤnfftiger Kirchen-Ordnung, und anderer die Religion betreffenden hoͤchnoͤthigen Anſtalten, Unterredung zu pflegen. Monſieur Wolffgang, der itzo durchaus nicht mehr Capitain heiſſen wolte, ich, und die andern Neuangekommenen, wolten nun- mehro bemuͤhet ſeyn, unſere Packen und uͤbrigen Sachen auf die Jnſul herauf zu ſchaffen, welches uns allerdings als ein ſehr beſchwerlich Stuͤck Ar- beit fuͤrkam, allein, zu unſerer groͤſten Verwunde- rung und Freude fanden wir alle unſere Guͤter in derjenigen groſſen Sommer-Laube beyſammen ſte- hen, wo uns Albertus zuerſt bewillkommet hatte. Wir hatten ſchon gezweiffelt, daß wir binnen 4. biß 5. Tagen alle Sachen herauf zu bringen ver- moͤgend ſeyn wuͤrden, und ſonderlich ſtelleten wir uns das Aufreiſſen der groſſen Packe und Schlag- Faͤſſer ſehr muͤhſam vor, wuſten aber nicht, daß die Einwohner der Jnſul an einem verborgenen Orthe der hohen Felſen, zwey vottrefflich-ſtarcke Winden hatten, durch deren force wohl ein gan- tzer Fracht-Wagen auf einmahl haͤtte hinauf ge- zogen werden koͤnnen. Monſ. Litzberg hatte
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Ende einem Prediger von ſeiner Religion zuzuhoͤren,
ja ſo gar denſelben in ſeiner Beſtallung zu haben.
Die uͤbrigen Verſammleten waren dermaſſen an-
daͤchtig, daß ich mich nicht erinnern kan, dergleichen
jemals in Europa geſehen zu haben.
Nach vollbrachten Gottesdienſte, da die Aus-
waͤrtigen ſich alle auf den Weg nach ihren Behau-
ſungen gemacht, und wir die Mittags-Mahlzeit
eingenommen hatten, behielt Albertus Herrn Mag.
Schmeltzern allein bey ſich, um mit demſelben we-
gen kuͤnfftiger Kirchen-Ordnung, und anderer die
Religion betreffenden hoͤchnoͤthigen Anſtalten,
Unterredung zu pflegen. Monſieur Wolffgang, der
itzo durchaus nicht mehr Capitain heiſſen wolte, ich,
und die andern Neuangekommenen, wolten nun-
mehro bemuͤhet ſeyn, unſere Packen und uͤbrigen
Sachen auf die Jnſul herauf zu ſchaffen, welches
uns allerdings als ein ſehr beſchwerlich Stuͤck Ar-
beit fuͤrkam, allein, zu unſerer groͤſten Verwunde-
rung und Freude fanden wir alle unſere Guͤter in
derjenigen groſſen Sommer-Laube beyſammen ſte-
hen, wo uns Albertus zuerſt bewillkommet hatte.
Wir hatten ſchon gezweiffelt, daß wir binnen 4.
biß 5. Tagen alle Sachen herauf zu bringen ver-
moͤgend ſeyn wuͤrden, und ſonderlich ſtelleten wir
uns das Aufreiſſen der groſſen Packe und Schlag-
Faͤſſer ſehr muͤhſam vor, wuſten aber nicht, daß
die Einwohner der Jnſul an einem verborgenen
Orthe der hohen Felſen, zwey vottrefflich-ſtarcke
Winden hatten, durch deren force wohl ein gan-
tzer Fracht-Wagen auf einmahl haͤtte hinauf ge-
zogen werden koͤnnen. Monſ. Litzberg hatte
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/118>, abgerufen am 27.11.2024.
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