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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Schluß und Resultate.
Niederlassungsfreiheit errungen ist. Man darf nicht
glauben, alles Uebrige finde sich von selbst. Ueberall
muß dieser negativen Thätigkeit eine positive zur Seite
gehen, wobei Private und Vereine, Schule und Kirche,
Gemeinden und Staatsregierung mitzuwirken, zu fördern
haben, wobei theilweise auch neue Beamtenorgane und
neue Gesetze unentbehrlich sind.

Die wichtigste Grundlage der Arbeiter- und Hand-
werkerfrage ist die Bevölkerungsbewegung. Ich will nur
andeuten, wie auch hier die bloß negative Beseitigung
bisher beschränkender Gesetze allein die Uebelstände unserer
Zeit nicht heilt.

Der außerordentliche starke Bevölkerungszuwachs
kann immer leicht zu einem übermäßigen Angebot von
Arbeit und damit zum Druck und zur Noth der arbei-
tenden Klassen führen. Die optimistische Freihandels-
schule glaubt das nicht. Sie hält die stärkste Bevölke-
rungszunahme für das Beste. Das Kapital wachse
immer von selbst noch schneller. Ist das aber so sicher
und kommt es nicht auf die Vertheilung des Besitzes,
des Kapitals an? Ich habe oben schon auszuführen ver-
sucht, daß allerdings eine immer dichtere Bevölkerung
die Voraussetzung jeder höhern Kulturstufe sei, daß
unsere gegenwärtigen deutschen Verhältnisse noch lange
einen großen Zuwachs brauchen können, daß aber die
Bedingungen, den Zuwachs zum Segen zu wenden,
nicht so einfach seien. Sie liegen in einer totalen
Aenderung der volkswirthschaftlichen Organisation, wo
möglich in einer andern gleichmäßigern Vertheilung des
Grundbesitzes, in dem Aufblühen neuer Industrien, in

Schluß und Reſultate.
Niederlaſſungsfreiheit errungen iſt. Man darf nicht
glauben, alles Uebrige finde ſich von ſelbſt. Ueberall
muß dieſer negativen Thätigkeit eine poſitive zur Seite
gehen, wobei Private und Vereine, Schule und Kirche,
Gemeinden und Staatsregierung mitzuwirken, zu fördern
haben, wobei theilweiſe auch neue Beamtenorgane und
neue Geſetze unentbehrlich ſind.

Die wichtigſte Grundlage der Arbeiter- und Hand-
werkerfrage iſt die Bevölkerungsbewegung. Ich will nur
andeuten, wie auch hier die bloß negative Beſeitigung
bisher beſchränkender Geſetze allein die Uebelſtände unſerer
Zeit nicht heilt.

Der außerordentliche ſtarke Bevölkerungszuwachs
kann immer leicht zu einem übermäßigen Angebot von
Arbeit und damit zum Druck und zur Noth der arbei-
tenden Klaſſen führen. Die optimiſtiſche Freihandels-
ſchule glaubt das nicht. Sie hält die ſtärkſte Bevölke-
rungszunahme für das Beſte. Das Kapital wachſe
immer von ſelbſt noch ſchneller. Iſt das aber ſo ſicher
und kommt es nicht auf die Vertheilung des Beſitzes,
des Kapitals an? Ich habe oben ſchon auszuführen ver-
ſucht, daß allerdings eine immer dichtere Bevölkerung
die Vorausſetzung jeder höhern Kulturſtufe ſei, daß
unſere gegenwärtigen deutſchen Verhältniſſe noch lange
einen großen Zuwachs brauchen können, daß aber die
Bedingungen, den Zuwachs zum Segen zu wenden,
nicht ſo einfach ſeien. Sie liegen in einer totalen
Aenderung der volkswirthſchaftlichen Organiſation, wo
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Grundbeſitzes, in dem Aufblühen neuer Induſtrien, in

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[690/0712] Schluß und Reſultate. Niederlaſſungsfreiheit errungen iſt. Man darf nicht glauben, alles Uebrige finde ſich von ſelbſt. Ueberall muß dieſer negativen Thätigkeit eine poſitive zur Seite gehen, wobei Private und Vereine, Schule und Kirche, Gemeinden und Staatsregierung mitzuwirken, zu fördern haben, wobei theilweiſe auch neue Beamtenorgane und neue Geſetze unentbehrlich ſind. Die wichtigſte Grundlage der Arbeiter- und Hand- werkerfrage iſt die Bevölkerungsbewegung. Ich will nur andeuten, wie auch hier die bloß negative Beſeitigung bisher beſchränkender Geſetze allein die Uebelſtände unſerer Zeit nicht heilt. Der außerordentliche ſtarke Bevölkerungszuwachs kann immer leicht zu einem übermäßigen Angebot von Arbeit und damit zum Druck und zur Noth der arbei- tenden Klaſſen führen. Die optimiſtiſche Freihandels- ſchule glaubt das nicht. Sie hält die ſtärkſte Bevölke- rungszunahme für das Beſte. Das Kapital wachſe immer von ſelbſt noch ſchneller. Iſt das aber ſo ſicher und kommt es nicht auf die Vertheilung des Beſitzes, des Kapitals an? Ich habe oben ſchon auszuführen ver- ſucht, daß allerdings eine immer dichtere Bevölkerung die Vorausſetzung jeder höhern Kulturſtufe ſei, daß unſere gegenwärtigen deutſchen Verhältniſſe noch lange einen großen Zuwachs brauchen können, daß aber die Bedingungen, den Zuwachs zum Segen zu wenden, nicht ſo einfach ſeien. Sie liegen in einer totalen Aenderung der volkswirthſchaftlichen Organiſation, wo möglich in einer andern gleichmäßigern Vertheilung des Grundbeſitzes, in dem Aufblühen neuer Induſtrien, in

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 690. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/712>, abgerufen am 24.11.2024.