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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.
erfordert von jeher ein gewisses Kapital zum Einkaufe
der Häute und der Hülfsstoffe, dann umfassende Gebäude,
Gruben, Vorrathshäuser. Die Einrichtungen sind meist
so, daß, wenn nur das größere Kapital zum Einkauf
der Häute da ist, die Ausdehnung des Geschäfts keine
Schwierigkeiten hat, und dieses nicht entsprechend mehr
Arbeit erfordert. Große Aenderungen in der Technik
sind kaum zu konstatiren, abgesehen von den Methoden,
welche die Abkürzung der Zeit, die sogenannten Schnell-
gerberei anstreben, und den Manipulationen, welche
die mehr mechanische Zurichtung des Leders nach dem
eigentlichen Gerbeprozesse bezwecken.1 Eine vollendete
Produktion freilich setzt einen ziemlichen Grad chemischer
Kenntnisse, eine geschickte Leitung und eine sehr exakte
Arbeit voraus. Noch mehr ist das der Fall bei der
Bereitung der lackirten und gefärbten Leder, welche
daher auch am frühesten auf eigentliche Fabriken über-
gegangen ist.

Die Zahl der Geschäfte hat in Preußen seit neuerer
Zeit nicht zu- sondern sogar etwas abgenommen; man
zählte:

1 Vergl. Preuß. Handelskammerberichte 1866, S. 150;
es heißt da: von den 3 großen Lederfabriken Krefeld's arbeiten
zwei nach der alten Gerbemethode fast ausschließlich Ledersorten,
die zu Schuhmacherwaaren in Stadt und Umgegend Absatz
finden. Eine dagegen läßt mit den neuesten Maschinen ihres
Faches, mit Dampf, unter theilweiser Anwendung der Prin-
zipien der Schuellgerberei hauptsächlich solche Artikel fertigen,
welche in Wagenfabriken, zu feinen Sattlerarbeiten, zu Militär-
effekten Absatz finden.

Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.
erfordert von jeher ein gewiſſes Kapital zum Einkaufe
der Häute und der Hülfsſtoffe, dann umfaſſende Gebäude,
Gruben, Vorrathshäuſer. Die Einrichtungen ſind meiſt
ſo, daß, wenn nur das größere Kapital zum Einkauf
der Häute da iſt, die Ausdehnung des Geſchäfts keine
Schwierigkeiten hat, und dieſes nicht entſprechend mehr
Arbeit erfordert. Große Aenderungen in der Technik
ſind kaum zu konſtatiren, abgeſehen von den Methoden,
welche die Abkürzung der Zeit, die ſogenannten Schnell-
gerberei anſtreben, und den Manipulationen, welche
die mehr mechaniſche Zurichtung des Leders nach dem
eigentlichen Gerbeprozeſſe bezwecken.1 Eine vollendete
Produktion freilich ſetzt einen ziemlichen Grad chemiſcher
Kenntniſſe, eine geſchickte Leitung und eine ſehr exakte
Arbeit voraus. Noch mehr iſt das der Fall bei der
Bereitung der lackirten und gefärbten Leder, welche
daher auch am früheſten auf eigentliche Fabriken über-
gegangen iſt.

Die Zahl der Geſchäfte hat in Preußen ſeit neuerer
Zeit nicht zu- ſondern ſogar etwas abgenommen; man
zählte:

1 Vergl. Preuß. Handelskammerberichte 1866, S. 150;
es heißt da: von den 3 großen Lederfabriken Krefeld’s arbeiten
zwei nach der alten Gerbemethode faſt ausſchließlich Lederſorten,
die zu Schuhmacherwaaren in Stadt und Umgegend Abſatz
finden. Eine dagegen läßt mit den neueſten Maſchinen ihres
Faches, mit Dampf, unter theilweiſer Anwendung der Prin-
zipien der Schuellgerberei hauptſächlich ſolche Artikel fertigen,
welche in Wagenfabriken, zu feinen Sattlerarbeiten, zu Militär-
effekten Abſatz finden.
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[620/0642] Die Umbildung einzelner Gewerbszweige. erfordert von jeher ein gewiſſes Kapital zum Einkaufe der Häute und der Hülfsſtoffe, dann umfaſſende Gebäude, Gruben, Vorrathshäuſer. Die Einrichtungen ſind meiſt ſo, daß, wenn nur das größere Kapital zum Einkauf der Häute da iſt, die Ausdehnung des Geſchäfts keine Schwierigkeiten hat, und dieſes nicht entſprechend mehr Arbeit erfordert. Große Aenderungen in der Technik ſind kaum zu konſtatiren, abgeſehen von den Methoden, welche die Abkürzung der Zeit, die ſogenannten Schnell- gerberei anſtreben, und den Manipulationen, welche die mehr mechaniſche Zurichtung des Leders nach dem eigentlichen Gerbeprozeſſe bezwecken. 1 Eine vollendete Produktion freilich ſetzt einen ziemlichen Grad chemiſcher Kenntniſſe, eine geſchickte Leitung und eine ſehr exakte Arbeit voraus. Noch mehr iſt das der Fall bei der Bereitung der lackirten und gefärbten Leder, welche daher auch am früheſten auf eigentliche Fabriken über- gegangen iſt. Die Zahl der Geſchäfte hat in Preußen ſeit neuerer Zeit nicht zu- ſondern ſogar etwas abgenommen; man zählte: 1 Vergl. Preuß. Handelskammerberichte 1866, S. 150; es heißt da: von den 3 großen Lederfabriken Krefeld’s arbeiten zwei nach der alten Gerbemethode faſt ausſchließlich Lederſorten, die zu Schuhmacherwaaren in Stadt und Umgegend Abſatz finden. Eine dagegen läßt mit den neueſten Maſchinen ihres Faches, mit Dampf, unter theilweiſer Anwendung der Prin- zipien der Schuellgerberei hauptſächlich ſolche Artikel fertigen, welche in Wagenfabriken, zu feinen Sattlerarbeiten, zu Militär- effekten Abſatz finden.

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 620. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/642>, abgerufen am 23.11.2024.