Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

Bild:
<< vorherige Seite
Die apoldaer und die sächsische Strumpfwirkerei.

Die sächsische Strumpfwirkerei,2 schon aus dem
vorigen Jahrhundert stammend, nahm hauptsächlich seit
Anfang der zwanziger Jahre ihren großen Aufschwung.
Damals regten deutsche Importeure aus den Vereinigten
Staaten die Anfertigung von Strümpfen nach englischen
Mustern an; "die Nachahmung führte auf wesentliche
Verbesserungen in Facon, Naht, Herstellung, Bleiche
und Industrie; die nun von Spinnmaschinen gelieferten
Garne ermöglichten auch feinere Qualitäten als bisher,
und so bildete sich ziemlich rasch ein Exportgeschäft aus,
das zwar auch seine Krisen hatte, aber doch mächtig
zur Ausdehnung des Industriezweiges beitrug." Bowring
gibt die Zahl der sächsischen Strumpfwebemaschinen in
beinahe übertrieben scheinenden Zahlen so an:

[Tabelle]

Die Zahl der Meister gibt er 1831 zu 7165 an,
während eine offizielle Angabe 1836 nur 3315 zählt.
Den Wochenverdienst von einem Rahmen schätzt Bowring
auf 1 Thlr. 4 Gr. "Dieser Industriezweig" -- sagt
er -- "erfordert nur eine kleine Auslage an Kapital
für den Strumpfwirker; sein hölzerner Rahmen ist nicht
kostspielig, die Ausgabe für den Vorrath an Baum-
wollengarn ist klein; er kann das Leben des Landmanns

2 John Bowring's Bericht über den deutschen Zollver-
band. S. 53--54. Zeitschrift des sächs. stat. Bureaus 1860,
S. 106; 1863, S. 27 u. S. 38 ff. Chemnitzer Handelskammer-
bericht für 1863 S. 101--111.
Die apoldaer und die ſächſiſche Strumpfwirkerei.

Die ſächſiſche Strumpfwirkerei,2 ſchon aus dem
vorigen Jahrhundert ſtammend, nahm hauptſächlich ſeit
Anfang der zwanziger Jahre ihren großen Aufſchwung.
Damals regten deutſche Importeure aus den Vereinigten
Staaten die Anfertigung von Strümpfen nach engliſchen
Muſtern an; „die Nachahmung führte auf weſentliche
Verbeſſerungen in Façon, Naht, Herſtellung, Bleiche
und Induſtrie; die nun von Spinnmaſchinen gelieferten
Garne ermöglichten auch feinere Qualitäten als bisher,
und ſo bildete ſich ziemlich raſch ein Exportgeſchäft aus,
das zwar auch ſeine Kriſen hatte, aber doch mächtig
zur Ausdehnung des Induſtriezweiges beitrug.“ Bowring
gibt die Zahl der ſächſiſchen Strumpfwebemaſchinen in
beinahe übertrieben ſcheinenden Zahlen ſo an:

[Tabelle]

Die Zahl der Meiſter gibt er 1831 zu 7165 an,
während eine offizielle Angabe 1836 nur 3315 zählt.
Den Wochenverdienſt von einem Rahmen ſchätzt Bowring
auf 1 Thlr. 4 Gr. „Dieſer Induſtriezweig“ — ſagt
er — „erfordert nur eine kleine Auslage an Kapital
für den Strumpfwirker; ſein hölzerner Rahmen iſt nicht
koſtſpielig, die Ausgabe für den Vorrath an Baum-
wollengarn iſt klein; er kann das Leben des Landmanns

2 John Bowring’s Bericht über den deutſchen Zollver-
band. S. 53—54. Zeitſchrift des ſächſ. ſtat. Bureaus 1860,
S. 106; 1863, S. 27 u. S. 38 ff. Chemnitzer Handelskammer-
bericht für 1863 S. 101—111.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0629" n="607"/>
          <fw place="top" type="header">Die apoldaer und die &#x017F;äch&#x017F;i&#x017F;che Strumpfwirkerei.</fw><lb/>
          <p>Die &#x017F;äch&#x017F;i&#x017F;che Strumpfwirkerei,<note place="foot" n="2">John Bowring&#x2019;s Bericht über den deut&#x017F;chen Zollver-<lb/>
band. S. 53&#x2014;54. Zeit&#x017F;chrift des &#x017F;äch&#x017F;. &#x017F;tat. Bureaus 1860,<lb/>
S. 106; 1863, S. 27 u. S. 38 ff. Chemnitzer Handelskammer-<lb/>
bericht für 1863 S. 101&#x2014;111.</note> &#x017F;chon aus dem<lb/>
vorigen Jahrhundert &#x017F;tammend, nahm haupt&#x017F;ächlich &#x017F;eit<lb/>
Anfang der zwanziger Jahre ihren großen Auf&#x017F;chwung.<lb/>
Damals regten deut&#x017F;che Importeure aus den Vereinigten<lb/>
Staaten die Anfertigung von Strümpfen nach engli&#x017F;chen<lb/>
Mu&#x017F;tern an; &#x201E;die Nachahmung führte auf we&#x017F;entliche<lb/>
Verbe&#x017F;&#x017F;erungen in Fa<hi rendition="#aq">ç</hi>on, Naht, Her&#x017F;tellung, Bleiche<lb/>
und Indu&#x017F;trie; die nun von Spinnma&#x017F;chinen gelieferten<lb/>
Garne ermöglichten auch feinere Qualitäten als bisher,<lb/>
und &#x017F;o bildete &#x017F;ich ziemlich ra&#x017F;ch ein Exportge&#x017F;chäft aus,<lb/>
das zwar auch &#x017F;eine Kri&#x017F;en hatte, aber doch mächtig<lb/>
zur Ausdehnung des Indu&#x017F;triezweiges beitrug.&#x201C; Bowring<lb/>
gibt die Zahl der &#x017F;äch&#x017F;i&#x017F;chen Strumpfwebema&#x017F;chinen in<lb/>
beinahe übertrieben &#x017F;cheinenden Zahlen &#x017F;o an:<lb/><table><row><cell/></row></table></p>
          <p>Die Zahl der Mei&#x017F;ter gibt er 1831 zu 7165 an,<lb/>
während eine offizielle Angabe 1836 nur 3315 zählt.<lb/>
Den Wochenverdien&#x017F;t von einem Rahmen &#x017F;chätzt Bowring<lb/>
auf 1 Thlr. 4 Gr. &#x201E;Die&#x017F;er Indu&#x017F;triezweig&#x201C; &#x2014; &#x017F;agt<lb/>
er &#x2014; &#x201E;erfordert nur eine kleine Auslage an Kapital<lb/>
für den Strumpfwirker; &#x017F;ein hölzerner Rahmen i&#x017F;t nicht<lb/>
ko&#x017F;t&#x017F;pielig, die Ausgabe für den Vorrath an Baum-<lb/>
wollengarn i&#x017F;t klein; er kann das Leben des Landmanns<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[607/0629] Die apoldaer und die ſächſiſche Strumpfwirkerei. Die ſächſiſche Strumpfwirkerei, 2 ſchon aus dem vorigen Jahrhundert ſtammend, nahm hauptſächlich ſeit Anfang der zwanziger Jahre ihren großen Aufſchwung. Damals regten deutſche Importeure aus den Vereinigten Staaten die Anfertigung von Strümpfen nach engliſchen Muſtern an; „die Nachahmung führte auf weſentliche Verbeſſerungen in Façon, Naht, Herſtellung, Bleiche und Induſtrie; die nun von Spinnmaſchinen gelieferten Garne ermöglichten auch feinere Qualitäten als bisher, und ſo bildete ſich ziemlich raſch ein Exportgeſchäft aus, das zwar auch ſeine Kriſen hatte, aber doch mächtig zur Ausdehnung des Induſtriezweiges beitrug.“ Bowring gibt die Zahl der ſächſiſchen Strumpfwebemaſchinen in beinahe übertrieben ſcheinenden Zahlen ſo an: Die Zahl der Meiſter gibt er 1831 zu 7165 an, während eine offizielle Angabe 1836 nur 3315 zählt. Den Wochenverdienſt von einem Rahmen ſchätzt Bowring auf 1 Thlr. 4 Gr. „Dieſer Induſtriezweig“ — ſagt er — „erfordert nur eine kleine Auslage an Kapital für den Strumpfwirker; ſein hölzerner Rahmen iſt nicht koſtſpielig, die Ausgabe für den Vorrath an Baum- wollengarn iſt klein; er kann das Leben des Landmanns 2 John Bowring’s Bericht über den deutſchen Zollver- band. S. 53—54. Zeitſchrift des ſächſ. ſtat. Bureaus 1860, S. 106; 1863, S. 27 u. S. 38 ff. Chemnitzer Handelskammer- bericht für 1863 S. 101—111.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/629
Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 607. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/629>, abgerufen am 23.11.2024.