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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.

Nachdem in den vierziger Jahren die Zustände
hauptsächlich in Schlesien, bis auf einen gewissen Grad
auch anderwärts, sich bis zu dieser Entsetzlichkeit ent-
wickelt hatten, nachdem selbst die Zeit der höchsten
Noth wohl hunderte dem langsamen Hungertode über-
liefert, aber die Masse der Weber, wie die ganze Ge-
schäftsorganisation doch in alter Weise erhalten hatte,
nachdem der wichtigste Theil des auswärtigen Absatzes
einmal verloren war, mußte es in den folgenden Jahren
eher wieder etwas besser werden. Die Produktion hatte
sich doch jedenfalls etwas eingeschränkt, es handelt sich
jetzt hauptsächlich nur noch um den innern, von Zöllen
geschützten Bedarf. Daraus erklären sich die preußischen
Zahlen von 1846--61, die ich hier einschiebe:

[Tabelle]

Der ganze Zollverein zählte nach dem Zollvereins-
bureau 1861 - 1202781 Webstühle mit 87812 Mei-
stern und 39833 Gehülfen, neben 301 sogenanten
Fabriken mit nur 350 Maschinenstühlen.

Diese Zahlen sind keine erfreulichen, nicht sowohl
weil sie von 1852--61 eine kleine Abnahme der

1 Die Webstühle sind nach meiner obigen Ausführung
wohl auch etwas, aber nicht viel zu niedrig, da mit den
Fabriken nur 2678 Handstühle aufgeführt sind.
Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.

Nachdem in den vierziger Jahren die Zuſtände
hauptſächlich in Schleſien, bis auf einen gewiſſen Grad
auch anderwärts, ſich bis zu dieſer Entſetzlichkeit ent-
wickelt hatten, nachdem ſelbſt die Zeit der höchſten
Noth wohl hunderte dem langſamen Hungertode über-
liefert, aber die Maſſe der Weber, wie die ganze Ge-
ſchäftsorganiſation doch in alter Weiſe erhalten hatte,
nachdem der wichtigſte Theil des auswärtigen Abſatzes
einmal verloren war, mußte es in den folgenden Jahren
eher wieder etwas beſſer werden. Die Produktion hatte
ſich doch jedenfalls etwas eingeſchränkt, es handelt ſich
jetzt hauptſächlich nur noch um den innern, von Zöllen
geſchützten Bedarf. Daraus erklären ſich die preußiſchen
Zahlen von 1846—61, die ich hier einſchiebe:

[Tabelle]

Der ganze Zollverein zählte nach dem Zollvereins-
bureau 1861 - 1202781 Webſtühle mit 87812 Mei-
ſtern und 39833 Gehülfen, neben 301 ſogenanten
Fabriken mit nur 350 Maſchinenſtühlen.

Dieſe Zahlen ſind keine erfreulichen, nicht ſowohl
weil ſie von 1852—61 eine kleine Abnahme der

1 Die Webſtühle ſind nach meiner obigen Ausführung
wohl auch etwas, aber nicht viel zu niedrig, da mit den
Fabriken nur 2678 Handſtühle aufgeführt ſind.
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[556/0578] Die Umbildung einzelner Gewerbszweige. Nachdem in den vierziger Jahren die Zuſtände hauptſächlich in Schleſien, bis auf einen gewiſſen Grad auch anderwärts, ſich bis zu dieſer Entſetzlichkeit ent- wickelt hatten, nachdem ſelbſt die Zeit der höchſten Noth wohl hunderte dem langſamen Hungertode über- liefert, aber die Maſſe der Weber, wie die ganze Ge- ſchäftsorganiſation doch in alter Weiſe erhalten hatte, nachdem der wichtigſte Theil des auswärtigen Abſatzes einmal verloren war, mußte es in den folgenden Jahren eher wieder etwas beſſer werden. Die Produktion hatte ſich doch jedenfalls etwas eingeſchränkt, es handelt ſich jetzt hauptſächlich nur noch um den innern, von Zöllen geſchützten Bedarf. Daraus erklären ſich die preußiſchen Zahlen von 1846—61, die ich hier einſchiebe: Der ganze Zollverein zählte nach dem Zollvereins- bureau 1861 - 120278 1 Webſtühle mit 87812 Mei- ſtern und 39833 Gehülfen, neben 301 ſogenanten Fabriken mit nur 350 Maſchinenſtühlen. Dieſe Zahlen ſind keine erfreulichen, nicht ſowohl weil ſie von 1852—61 eine kleine Abnahme der 1 Die Webſtühle ſind nach meiner obigen Ausführung wohl auch etwas, aber nicht viel zu niedrig, da mit den Fabriken nur 2678 Handſtühle aufgeführt ſind.

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 556. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/578>, abgerufen am 23.05.2024.