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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Die Leineweberei von 1846--61.
Stühle, der Weber, auch der Fabrikgeschäfte, deren
Zählung übrigens wenig zuverlässig erscheint, zeigen,
sondern weil aus ihnen ersichtlich ist, daß bis 1861
so ziemlich die alten ungesunden Verhältnisse sich
erhalten haben.

Mancherlei Verbesserungen waren zwar da und
dort eingetreten. Die Bleiche und Appretur einzelner
größerer Geschäfte hatte sich vervollkommnet, die Muster-
weberei war da und dort mit bessern Stühlen einge-
führt worden. Wo solche Fortschritte gemacht wurden,
stieg auch der Lohn; aber die Mehrzahl blieb unberührt
hiervon und begnügte sich mit einem Lohn, der etwas
besser als in den vierziger Jahren, aber immer noch
schlecht genug war. Zu Anfang der sechsziger Jahre
war der tägliche Verdienst eines Hirschberger Damast-
webers wohl 10--12 Gr., eines Bolkenhainer Webers
ganz feiner Leinwand sogar 10--15 Gr., aber der
gewöhnliche Weber kam täglich noch nicht über 3--4,
wöchentlich über 20--25 Groschen.1

Jetzt erst hatte die Maschinenkonkurrenz begonnen
und drückte den Lohn für einfache Gewebe, nachdem er
kaum etwas zu steigen begonnen, wieder herab. Man
hatte gelernt, das Maschinengarn so zu spinnen, daß
es auch den Maschinenwebstuhl aushielt; die große Rein-

1 Zeitschrift des preuß. stat. Bür. IV, 126--128 "über
die Lage der Weberbevölkerung in Schlesien;" Jahrbuch für die
amtliche Statistik II, 264--348, die zahlreichen Angaben aus den
amtlichen Kreisbeschreibungen; aus Ratibor wird geschrieben:
Der Lumpensammler verdient täglich 10 Sgr., der Leineweber
4--5 Sgr.

Die Leineweberei von 1846—61.
Stühle, der Weber, auch der Fabrikgeſchäfte, deren
Zählung übrigens wenig zuverläſſig erſcheint, zeigen,
ſondern weil aus ihnen erſichtlich iſt, daß bis 1861
ſo ziemlich die alten ungeſunden Verhältniſſe ſich
erhalten haben.

Mancherlei Verbeſſerungen waren zwar da und
dort eingetreten. Die Bleiche und Appretur einzelner
größerer Geſchäfte hatte ſich vervollkommnet, die Muſter-
weberei war da und dort mit beſſern Stühlen einge-
führt worden. Wo ſolche Fortſchritte gemacht wurden,
ſtieg auch der Lohn; aber die Mehrzahl blieb unberührt
hiervon und begnügte ſich mit einem Lohn, der etwas
beſſer als in den vierziger Jahren, aber immer noch
ſchlecht genug war. Zu Anfang der ſechsziger Jahre
war der tägliche Verdienſt eines Hirſchberger Damaſt-
webers wohl 10—12 Gr., eines Bolkenhainer Webers
ganz feiner Leinwand ſogar 10—15 Gr., aber der
gewöhnliche Weber kam täglich noch nicht über 3—4,
wöchentlich über 20—25 Groſchen.1

Jetzt erſt hatte die Maſchinenkonkurrenz begonnen
und drückte den Lohn für einfache Gewebe, nachdem er
kaum etwas zu ſteigen begonnen, wieder herab. Man
hatte gelernt, das Maſchinengarn ſo zu ſpinnen, daß
es auch den Maſchinenwebſtuhl aushielt; die große Rein-

1 Zeitſchrift des preuß. ſtat. Bür. IV, 126—128 „über
die Lage der Weberbevölkerung in Schleſien;“ Jahrbuch für die
amtliche Statiſtik II, 264—348, die zahlreichen Angaben aus den
amtlichen Kreisbeſchreibungen; aus Ratibor wird geſchrieben:
Der Lumpenſammler verdient täglich 10 Sgr., der Leineweber
4—5 Sgr.
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[557/0579] Die Leineweberei von 1846—61. Stühle, der Weber, auch der Fabrikgeſchäfte, deren Zählung übrigens wenig zuverläſſig erſcheint, zeigen, ſondern weil aus ihnen erſichtlich iſt, daß bis 1861 ſo ziemlich die alten ungeſunden Verhältniſſe ſich erhalten haben. Mancherlei Verbeſſerungen waren zwar da und dort eingetreten. Die Bleiche und Appretur einzelner größerer Geſchäfte hatte ſich vervollkommnet, die Muſter- weberei war da und dort mit beſſern Stühlen einge- führt worden. Wo ſolche Fortſchritte gemacht wurden, ſtieg auch der Lohn; aber die Mehrzahl blieb unberührt hiervon und begnügte ſich mit einem Lohn, der etwas beſſer als in den vierziger Jahren, aber immer noch ſchlecht genug war. Zu Anfang der ſechsziger Jahre war der tägliche Verdienſt eines Hirſchberger Damaſt- webers wohl 10—12 Gr., eines Bolkenhainer Webers ganz feiner Leinwand ſogar 10—15 Gr., aber der gewöhnliche Weber kam täglich noch nicht über 3—4, wöchentlich über 20—25 Groſchen. 1 Jetzt erſt hatte die Maſchinenkonkurrenz begonnen und drückte den Lohn für einfache Gewebe, nachdem er kaum etwas zu ſteigen begonnen, wieder herab. Man hatte gelernt, das Maſchinengarn ſo zu ſpinnen, daß es auch den Maſchinenwebſtuhl aushielt; die große Rein- 1 Zeitſchrift des preuß. ſtat. Bür. IV, 126—128 „über die Lage der Weberbevölkerung in Schleſien;“ Jahrbuch für die amtliche Statiſtik II, 264—348, die zahlreichen Angaben aus den amtlichen Kreisbeſchreibungen; aus Ratibor wird geſchrieben: Der Lumpenſammler verdient täglich 10 Sgr., der Leineweber 4—5 Sgr.

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 557. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/579>, abgerufen am 22.11.2024.