gehen soll, das weniger schmackhaft, weniger beliebt ist. Wenn man neuestens Versuche macht, auch frisches Fleisch nach besondern Methoden zu konserviren und auf weite Entfernungen zu transportiren, so kann das später vielleicht einmal die bisherige Art des Betriebes ändern. Bis jetzt haben diese Versuche keine allgemeine praktische Bedeutung.
Die Gesammtzahl der preußischen Fleischer, welche um etwa 1/4 geringer ist, als die der Bäcker, hat eben- falls kaum stärker zugenommen, als die Bevölkerung; es kommen 1861 auf die gleiche Zahl Einwohner nur 8,5 % mehr Fleischer als 1816. Bis 1843 hat die Bevölkerung stärker zugenommen; 1849 sowie 1855 steht wieder die Fleischerzahl hinter der von 1816 zurück. Trotz der großen sonstigen Aenderungen des 19. Jahr- hundert eine solche Stabilität!
Die erste Ursache der Fleischerzahl ist die Fleisch- konsumtion. Wenn in Hessen-Darmstadt, Braunschweig 37 -- 38 Fleischermeister, in Baden, Sachsen, Hannover 14 -- 19, in den östlichen preußischen Provinzen nur 8 -- 12 Fleischermeister auf 10000 Einwohner kommen, 1 so läßt sich der Zusammenhang nicht verkennen mit der andern Thatsache, daß die Fleischproduktion (incl. Aus- fuhr) in Altpreußen pro Kopf der Bevölkerung nur auf 46 -- 47 Pfund, in Nassau-Frankfurt, Baden, den rheinischen und thüringischen Staaten auf 48 -- 56 Pfund, in den niedersächsischen Staaten, besonders in den Elb- herzogthümern, auf 74 Pfund pro Kopf steigt. Freilich
1 Viebahn III, 594 -- 95, verglichen mit 606.
Die preußiſchen Fleiſcher 1816 — 61.
gehen ſoll, das weniger ſchmackhaft, weniger beliebt iſt. Wenn man neueſtens Verſuche macht, auch friſches Fleiſch nach beſondern Methoden zu konſerviren und auf weite Entfernungen zu transportiren, ſo kann das ſpäter vielleicht einmal die bisherige Art des Betriebes ändern. Bis jetzt haben dieſe Verſuche keine allgemeine praktiſche Bedeutung.
Die Geſammtzahl der preußiſchen Fleiſcher, welche um etwa ¼ geringer iſt, als die der Bäcker, hat eben- falls kaum ſtärker zugenommen, als die Bevölkerung; es kommen 1861 auf die gleiche Zahl Einwohner nur 8,5 % mehr Fleiſcher als 1816. Bis 1843 hat die Bevölkerung ſtärker zugenommen; 1849 ſowie 1855 ſteht wieder die Fleiſcherzahl hinter der von 1816 zurück. Trotz der großen ſonſtigen Aenderungen des 19. Jahr- hundert eine ſolche Stabilität!
Die erſte Urſache der Fleiſcherzahl iſt die Fleiſch- konſumtion. Wenn in Heſſen-Darmſtadt, Braunſchweig 37 — 38 Fleiſchermeiſter, in Baden, Sachſen, Hannover 14 — 19, in den öſtlichen preußiſchen Provinzen nur 8 — 12 Fleiſchermeiſter auf 10000 Einwohner kommen, 1 ſo läßt ſich der Zuſammenhang nicht verkennen mit der andern Thatſache, daß die Fleiſchproduktion (incl. Aus- fuhr) in Altpreußen pro Kopf der Bevölkerung nur auf 46 — 47 Pfund, in Naſſau-Frankfurt, Baden, den rheiniſchen und thüringiſchen Staaten auf 48 — 56 Pfund, in den niederſächſiſchen Staaten, beſonders in den Elb- herzogthümern, auf 74 Pfund pro Kopf ſteigt. Freilich
1 Viebahn III, 594 — 95, verglichen mit 606.
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Die preußiſchen Fleiſcher 1816 — 61.
gehen ſoll, das weniger ſchmackhaft, weniger beliebt iſt.
Wenn man neueſtens Verſuche macht, auch friſches
Fleiſch nach beſondern Methoden zu konſerviren und auf
weite Entfernungen zu transportiren, ſo kann das ſpäter
vielleicht einmal die bisherige Art des Betriebes ändern.
Bis jetzt haben dieſe Verſuche keine allgemeine praktiſche
Bedeutung.
Die Geſammtzahl der preußiſchen Fleiſcher, welche
um etwa ¼ geringer iſt, als die der Bäcker, hat eben-
falls kaum ſtärker zugenommen, als die Bevölkerung;
es kommen 1861 auf die gleiche Zahl Einwohner nur
8,5 % mehr Fleiſcher als 1816. Bis 1843 hat die
Bevölkerung ſtärker zugenommen; 1849 ſowie 1855 ſteht
wieder die Fleiſcherzahl hinter der von 1816 zurück.
Trotz der großen ſonſtigen Aenderungen des 19. Jahr-
hundert eine ſolche Stabilität!
Die erſte Urſache der Fleiſcherzahl iſt die Fleiſch-
konſumtion. Wenn in Heſſen-Darmſtadt, Braunſchweig
37 — 38 Fleiſchermeiſter, in Baden, Sachſen, Hannover
14 — 19, in den öſtlichen preußiſchen Provinzen nur
8 — 12 Fleiſchermeiſter auf 10000 Einwohner kommen, 1
ſo läßt ſich der Zuſammenhang nicht verkennen mit der
andern Thatſache, daß die Fleiſchproduktion (incl. Aus-
fuhr) in Altpreußen pro Kopf der Bevölkerung nur auf
46 — 47 Pfund, in Naſſau-Frankfurt, Baden, den
rheiniſchen und thüringiſchen Staaten auf 48 — 56 Pfund,
in den niederſächſiſchen Staaten, beſonders in den Elb-
herzogthümern, auf 74 Pfund pro Kopf ſteigt. Freilich
1 Viebahn III, 594 — 95, verglichen mit 606.
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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/449>, abgerufen am 22.11.2024.
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