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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Alte und neue Hausindustrien.
stand die gleiche Richtung haben, wo die Kinder schon
mit den Handgriffen und technischen Vortheilen vertraut
werden. Für einzelne Geschäftsbranchen ist das nichts
Neues; die schwarzwälder Uhrenindustrie, die Bürsten-
binderei in der Pfalz, die Anfertigung musikalischer
Instrumente und verschiedener Blechwaaren in den sächsi-
schen Gebirgsgegenden, die Kleineisenindustrie am Rhein
und in Westfalen, die Holzschnitzerei vieler Gebirgs-
gegenden, die Strohmanufaktur, die Weberei aller Orten
sind Beispiele dafür. Neu ist es, daß sich für eine
Reihe anderer Gewerbe, die früher nicht in dieser Kon-
zentration vorkamen, dieselbe Tendenz zeigt. Die Ver-
fertigung von Handschuhen, von Schuhen und Stiefeln,
die Verfertigung von fertigen Weißwaaren, Hemden,
Hemdkragen, von fertigen Kleidern, die Korbflechterei,
die Anfertigung von Spielwaaren, Gürtlerwaaren, Bein-
waaren -- alle diese Gewerbe sind mehr und mehr zu
Hausindustrien in einzelnen Gegenden geworden.

Die geschäftliche Organisation dieser Hausindustrien
ist sehr verschieden, je nach dem erforderlichen Bildungs-
grad, dem Verdienst, den technischen Hülfsmitteln, die
nothwendig sind. Je höher nach allen diesen Merk-
malen eine Geschäftsbranche steht, desto mehr werden
die kleinen Meister selbständige Unternehmer, Eigen-
thümer von Rohstoff und Maschinen sein, nur den Ver-
kauf und etwa die letzte Vollendung und Verpackung
dem Verleger überlassen. Bei der Uhrenindustrie, bei
manchen Produktionen von Metallwaaren übernimmt der
einzelne Meister nur die Anfertigung bestimmter Theile;
da ist die Zusammensetzung und Adjustirung der Waare

Alte und neue Hausinduſtrien.
ſtand die gleiche Richtung haben, wo die Kinder ſchon
mit den Handgriffen und techniſchen Vortheilen vertraut
werden. Für einzelne Geſchäftsbranchen iſt das nichts
Neues; die ſchwarzwälder Uhreninduſtrie, die Bürſten-
binderei in der Pfalz, die Anfertigung muſikaliſcher
Inſtrumente und verſchiedener Blechwaaren in den ſächſi-
ſchen Gebirgsgegenden, die Kleineiſeninduſtrie am Rhein
und in Weſtfalen, die Holzſchnitzerei vieler Gebirgs-
gegenden, die Strohmanufaktur, die Weberei aller Orten
ſind Beiſpiele dafür. Neu iſt es, daß ſich für eine
Reihe anderer Gewerbe, die früher nicht in dieſer Kon-
zentration vorkamen, dieſelbe Tendenz zeigt. Die Ver-
fertigung von Handſchuhen, von Schuhen und Stiefeln,
die Verfertigung von fertigen Weißwaaren, Hemden,
Hemdkragen, von fertigen Kleidern, die Korbflechterei,
die Anfertigung von Spielwaaren, Gürtlerwaaren, Bein-
waaren — alle dieſe Gewerbe ſind mehr und mehr zu
Hausinduſtrien in einzelnen Gegenden geworden.

Die geſchäftliche Organiſation dieſer Hausinduſtrien
iſt ſehr verſchieden, je nach dem erforderlichen Bildungs-
grad, dem Verdienſt, den techniſchen Hülfsmitteln, die
nothwendig ſind. Je höher nach allen dieſen Merk-
malen eine Geſchäftsbranche ſteht, deſto mehr werden
die kleinen Meiſter ſelbſtändige Unternehmer, Eigen-
thümer von Rohſtoff und Maſchinen ſein, nur den Ver-
kauf und etwa die letzte Vollendung und Verpackung
dem Verleger überlaſſen. Bei der Uhreninduſtrie, bei
manchen Produktionen von Metallwaaren übernimmt der
einzelne Meiſter nur die Anfertigung beſtimmter Theile;
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[203/0225] Alte und neue Hausinduſtrien. ſtand die gleiche Richtung haben, wo die Kinder ſchon mit den Handgriffen und techniſchen Vortheilen vertraut werden. Für einzelne Geſchäftsbranchen iſt das nichts Neues; die ſchwarzwälder Uhreninduſtrie, die Bürſten- binderei in der Pfalz, die Anfertigung muſikaliſcher Inſtrumente und verſchiedener Blechwaaren in den ſächſi- ſchen Gebirgsgegenden, die Kleineiſeninduſtrie am Rhein und in Weſtfalen, die Holzſchnitzerei vieler Gebirgs- gegenden, die Strohmanufaktur, die Weberei aller Orten ſind Beiſpiele dafür. Neu iſt es, daß ſich für eine Reihe anderer Gewerbe, die früher nicht in dieſer Kon- zentration vorkamen, dieſelbe Tendenz zeigt. Die Ver- fertigung von Handſchuhen, von Schuhen und Stiefeln, die Verfertigung von fertigen Weißwaaren, Hemden, Hemdkragen, von fertigen Kleidern, die Korbflechterei, die Anfertigung von Spielwaaren, Gürtlerwaaren, Bein- waaren — alle dieſe Gewerbe ſind mehr und mehr zu Hausinduſtrien in einzelnen Gegenden geworden. Die geſchäftliche Organiſation dieſer Hausinduſtrien iſt ſehr verſchieden, je nach dem erforderlichen Bildungs- grad, dem Verdienſt, den techniſchen Hülfsmitteln, die nothwendig ſind. Je höher nach allen dieſen Merk- malen eine Geſchäftsbranche ſteht, deſto mehr werden die kleinen Meiſter ſelbſtändige Unternehmer, Eigen- thümer von Rohſtoff und Maſchinen ſein, nur den Ver- kauf und etwa die letzte Vollendung und Verpackung dem Verleger überlaſſen. Bei der Uhreninduſtrie, bei manchen Produktionen von Metallwaaren übernimmt der einzelne Meiſter nur die Anfertigung beſtimmter Theile; da iſt die Zuſammenſetzung und Adjuſtirung der Waare

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/225>, abgerufen am 23.11.2024.