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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

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Gebett in Kranckheit.
den: Ich muß täglich mein Thränen - Brod essen,
und meine Plage ist alle Morgen neu; ich winsele,
aber da ist kein Erbarmen; ich seuffze zu GOTT
um Hülffe, aber ich werde nicht erhöret. Ach
mein GOTT! mein GOTT! warum hast du
mich verlassen? Warum thust du mir das, und
schickst mir ein so schweres Creutz nach dem andern
zu? Ich meyne du zähltest deiner Kinder Thränen,
und hättest Acht auf ihre Seuffzer? Warum muß
ich dann so umsonst weinen? Ist deine Barm-
hertzigkeit unendlich? Wie kanst du es dann ü-
ber dein Vatter - Hertz bringen, daß du mich in
meinem Elend zappeln lässest, und meiner Noth
so lang zusiehest? Ach HERR! willt du dann
keine Gnade mehr erzeigen? Ist es dann gar
aus mit deiner Güte? Zu wem soll ich dann flie-
hen, wann du deine Hand von mir abziehest?
Wem soll ich meine Noth klagen? Der Welt will
ichs nicht entdecken, dann sie ist untreu, falsch
und gottlos, und sollte meiner viel eher spotten,
als mich beklagen, und trösten. Ach HERR!
du Sohn Davids, erbarme dich mein! warum
antwortest du meiner Seelen kein einziges Wort?
Du ewiges Wort des Vatters! du ewige Weis-
heit, willt du dich nicht erbarmen? Du unend-
liche Barmhertzigkeit! jammert dich dann meines
Elendes nicht? O holdselige Lippen meines JEsu!
wollt ihr nicht antworten? Du süsses Hertz, willt
du dich meines betrübten Hertzens nicht anneh-
men? Hast du nicht gesagt: Ich will antworten,

ehe
S s 3

Gebett in Kranckheit.
den: Ich muß täglich mein Thränen - Brod eſſen,
und meine Plage iſt alle Morgen neu; ich winſele,
aber da iſt kein Erbarmen; ich ſeuffze zu GOTT
um Hülffe, aber ich werde nicht erhöret. Ach
mein GOTT! mein GOTT! warum haſt du
mich verlaſſen? Warum thuſt du mir das, und
ſchickſt mir ein ſo ſchweres Creutz nach dem andern
zu? Ich meyne du zählteſt deiner Kinder Thränen,
und hätteſt Acht auf ihre Seuffzer? Warum muß
ich dann ſo umſonſt weinen? Iſt deine Barm-
hertzigkeit unendlich? Wie kanſt du es dann ü-
ber dein Vatter - Hertz bringen, daß du mich in
meinem Elend zappeln läſſeſt, und meiner Noth
ſo lang zuſieheſt? Ach HERR! willt du dann
keine Gnade mehr erzeigen? Iſt es dann gar
aus mit deiner Güte? Zu wem ſoll ich dann flie-
hen, wann du deine Hand von mir abzieheſt?
Wem ſoll ich meine Noth klagen? Der Welt will
ichs nicht entdecken, dann ſie iſt untreu, falſch
und gottlos, und ſollte meiner viel eher ſpotten,
als mich beklagen, und tröſten. Ach HERR!
du Sohn Davids, erbarme dich mein! warum
antworteſt du meiner Seelen kein einziges Wort?
Du ewiges Wort des Vatters! du ewige Weis-
heit, willt du dich nicht erbarmen? Du unend-
liche Barmhertzigkeit! jammert dich dann meines
Elendes nicht? O holdſelige Lippen meines JEſu!
wollt ihr nicht antworten? Du ſüſſes Hertz, willt
du dich meines betrübten Hertzens nicht anneh-
men? Haſt du nicht geſagt: Ich will antworten,

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S s 3
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[645/0667] Gebett in Kranckheit. den: Ich muß täglich mein Thränen - Brod eſſen, und meine Plage iſt alle Morgen neu; ich winſele, aber da iſt kein Erbarmen; ich ſeuffze zu GOTT um Hülffe, aber ich werde nicht erhöret. Ach mein GOTT! mein GOTT! warum haſt du mich verlaſſen? Warum thuſt du mir das, und ſchickſt mir ein ſo ſchweres Creutz nach dem andern zu? Ich meyne du zählteſt deiner Kinder Thränen, und hätteſt Acht auf ihre Seuffzer? Warum muß ich dann ſo umſonſt weinen? Iſt deine Barm- hertzigkeit unendlich? Wie kanſt du es dann ü- ber dein Vatter - Hertz bringen, daß du mich in meinem Elend zappeln läſſeſt, und meiner Noth ſo lang zuſieheſt? Ach HERR! willt du dann keine Gnade mehr erzeigen? Iſt es dann gar aus mit deiner Güte? Zu wem ſoll ich dann flie- hen, wann du deine Hand von mir abzieheſt? Wem ſoll ich meine Noth klagen? Der Welt will ichs nicht entdecken, dann ſie iſt untreu, falſch und gottlos, und ſollte meiner viel eher ſpotten, als mich beklagen, und tröſten. Ach HERR! du Sohn Davids, erbarme dich mein! warum antworteſt du meiner Seelen kein einziges Wort? Du ewiges Wort des Vatters! du ewige Weis- heit, willt du dich nicht erbarmen? Du unend- liche Barmhertzigkeit! jammert dich dann meines Elendes nicht? O holdſelige Lippen meines JEſu! wollt ihr nicht antworten? Du ſüſſes Hertz, willt du dich meines betrübten Hertzens nicht anneh- men? Haſt du nicht geſagt: Ich will antworten, ehe S s 3

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Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 645. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/667>, abgerufen am 23.11.2024.