sagt, daß ich ein gutes Gewissen in mir, und einen gnädigen GOtt über mir habe: Da ist meine Seele so geruhig, still und ver- gnügt, wie ein Kind in dem Schoos seiner Mutter: Da ist mein Gemüth wie ein hei- terer Himmel, da kein Wölcklein zu sehen, und wie das Meer, wenns keine Wellen hat. Ich weiß gar wohl, mein GOtt! daß ich in einer Welt lebe, da ich immer muß im Streit seyn, und da du deine liebsten Kin- der mit Creutz nicht vergissest: Aber ich weiß auch wohl, wann du mein Hertze er- freuest mit deiner Gnade, daß ich dann in allem Creutz und Leiden kan getrost und wohl zufrieden seyn, wann ich bedencke, wer mir die Trübsalen zuschicket, und daß du es dennoch wohl meynest, und hinter den trü- ben Wolcken dein vätterliches Antlitz ver- borgen liege, und daß mir alles muß zum Besten dienen: Darum gieb, daß ich mich wohl besitze, in Lieb und Leyd, in guten und bösen Tagen, daß ich könne hoch und niedrig seyn, viel haben und Mangel leiden, und alles vermöge, durch den, der mich mäch-
tig
um wahre Vergnügung.
ſagt, daß ich ein gutes Gewiſſen in mir, und einen gnädigen GOtt über mir habe: Da iſt meine Seele ſo geruhig, ſtill und ver- gnügt, wie ein Kind in dem Schoos ſeiner Mutter: Da iſt mein Gemüth wie ein hei- terer Himmel, da kein Wölcklein zu ſehen, und wie das Meer, wenns keine Wellen hat. Ich weiß gar wohl, mein GOtt! daß ich in einer Welt lebe, da ich immer muß im Streit ſeyn, und da du deine liebſten Kin- der mit Creutz nicht vergiſſeſt: Aber ich weiß auch wohl, wann du mein Hertze er- freueſt mit deiner Gnade, daß ich dann in allem Creutz und Leiden kan getroſt und wohl zufrieden ſeyn, wann ich bedencke, wer mir die Trübſalen zuſchicket, und daß du es dennoch wohl meyneſt, und hinter den trü- ben Wolcken dein vätterliches Antlitz ver- borgen liege, und daß mir alles muß zum Beſten dienen: Darum gieb, daß ich mich wohl beſitze, in Lieb und Leyd, in guten und böſen Tagen, daß ich könne hoch und niedrig ſeyn, viel haben und Mangel leiden, und alles vermöge, durch den, der mich mäch-
tig
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0469"n="447"/><fwplace="top"type="header">um wahre Vergnügung.</fw><lb/>ſagt, daß ich ein gutes Gewiſſen in mir,<lb/>
und einen gnädigen GOtt über mir habe:<lb/>
Da iſt meine Seele ſo geruhig, ſtill und ver-<lb/>
gnügt, wie ein Kind in dem Schoos ſeiner<lb/>
Mutter: Da iſt mein Gemüth wie ein hei-<lb/>
terer Himmel, da kein Wölcklein zu ſehen,<lb/>
und wie das Meer, wenns keine Wellen hat.<lb/>
Ich weiß gar wohl, mein GOtt! daß ich<lb/>
in einer Welt lebe, da ich immer muß im<lb/>
Streit ſeyn, und da du deine liebſten Kin-<lb/>
der mit Creutz nicht vergiſſeſt: Aber ich<lb/>
weiß auch wohl, wann du mein Hertze er-<lb/>
freueſt mit deiner Gnade, daß ich dann in<lb/>
allem Creutz und Leiden kan getroſt und<lb/>
wohl zufrieden ſeyn, wann ich bedencke, wer<lb/>
mir die Trübſalen zuſchicket, und daß du es<lb/>
dennoch wohl meyneſt, und hinter den trü-<lb/>
ben Wolcken dein vätterliches Antlitz ver-<lb/>
borgen liege, und daß mir alles muß zum<lb/>
Beſten dienen: Darum gieb, daß ich mich<lb/>
wohl beſitze, in Lieb und Leyd, in guten<lb/>
und böſen Tagen, daß ich könne hoch und<lb/>
niedrig ſeyn, viel haben und Mangel leiden,<lb/>
und alles vermöge, durch den, der mich mäch-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">tig</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[447/0469]
um wahre Vergnügung.
ſagt, daß ich ein gutes Gewiſſen in mir,
und einen gnädigen GOtt über mir habe:
Da iſt meine Seele ſo geruhig, ſtill und ver-
gnügt, wie ein Kind in dem Schoos ſeiner
Mutter: Da iſt mein Gemüth wie ein hei-
terer Himmel, da kein Wölcklein zu ſehen,
und wie das Meer, wenns keine Wellen hat.
Ich weiß gar wohl, mein GOtt! daß ich
in einer Welt lebe, da ich immer muß im
Streit ſeyn, und da du deine liebſten Kin-
der mit Creutz nicht vergiſſeſt: Aber ich
weiß auch wohl, wann du mein Hertze er-
freueſt mit deiner Gnade, daß ich dann in
allem Creutz und Leiden kan getroſt und
wohl zufrieden ſeyn, wann ich bedencke, wer
mir die Trübſalen zuſchicket, und daß du es
dennoch wohl meyneſt, und hinter den trü-
ben Wolcken dein vätterliches Antlitz ver-
borgen liege, und daß mir alles muß zum
Beſten dienen: Darum gieb, daß ich mich
wohl beſitze, in Lieb und Leyd, in guten
und böſen Tagen, daß ich könne hoch und
niedrig ſeyn, viel haben und Mangel leiden,
und alles vermöge, durch den, der mich mäch-
tig
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/469>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.