und sonst keinen, weder zur Rechten noch zur Lin- cken. Ach GOtt! bewahre mich doch, daß ich nicht vorsetzlich was Böses dencke, rede oder thue, damit ich meine Seele nicht in Unruh setze, und strafbar erfunden werde, wenn ich meinen Wandel prüfe. Und was sollte es mich helffen, wenn ich wollte meine Sünden bedecken? Da ein Gewissen in mir wohnet, das so gut ist als tausend Zeugen, und wenn ich meine Sünden auch sollte entschuldi- gen, und mich überreden wollen, daß sie so viel nicht zu bedeuten hätten, so würde mir doch mein Gewis- sen einen heimlichen Verweis über den andern ge- ben, und mir dein Wort vorhalten, welches nicht lügen noch trügen kan: Und wann ichs auch wollte durch das elende Getümmel der Welt einschläfern, und seine Sprache nicht hören, so würde doch eine Zeit kommen, da ichs wohl hören müßte, und als- dann meine Sünden, die mir die verführische schmeichelnde Welt so klein machte, in ihrer entsetzli- chen Grösse vorstellen. Ach bewahre mich, mein GOtt! in Gnaden, vor solchen Künsten und Rän- cken des betrüglichen Hertzens, die vor der Sonne der Gerechtigkeit wie Wachs zerschmeltzen. Gieb, daß ich mich vielmehr übe, ein gutes Gewissen zu ha- ben und zu behalten, vor dir, o GOtt! und allen frommen Menschen. Daß ich aufrichtig seye gegen dich meinen GOtt und Hertzen-Kündiger, das Bö- se meide und das Gute thue, so weit ichs immer in diesem Stückwerck durch deine Gnade bringen kan, und denn auch ehrlich und redlich, liebreich und
wohl-
um ein gut Gewiſſen.
und ſonſt keinen, weder zur Rechten noch zur Lin- cken. Ach GOtt! bewahre mich doch, daß ich nicht vorſetzlich was Böſes dencke, rede oder thue, damit ich meine Seele nicht in Unruh ſetze, und ſtrafbar erfunden werde, wenn ich meinen Wandel prüfe. Und was ſollte es mich helffen, wenn ich wollte meine Sünden bedecken? Da ein Gewiſſen in mir wohnet, das ſo gut iſt als tauſend Zeugen, und wenn ich meine Sünden auch ſollte entſchuldi- gen, und mich überreden wollen, daß ſie ſo viel nicht zu bedeuten hätten, ſo würde mir doch mein Gewiſ- ſen einen heimlichen Verweis über den andern ge- ben, und mir dein Wort vorhalten, welches nicht lügen noch trügen kan: Und wann ichs auch wollte durch das elende Getümmel der Welt einſchläfern, und ſeine Sprache nicht hören, ſo würde doch eine Zeit kommen, da ichs wohl hören müßte, und als- dann meine Sünden, die mir die verführiſche ſchmeichelnde Welt ſo klein machte, in ihrer entſetzli- chen Gröſſe vorſtellen. Ach bewahre mich, mein GOtt! in Gnaden, vor ſolchen Künſten und Rän- cken des betrüglichen Hertzens, die vor der Sonne der Gerechtigkeit wie Wachs zerſchmeltzen. Gieb, daß ich mich vielmehr übe, ein gutes Gewiſſen zu ha- ben und zu behalten, vor dir, o GOtt! und allen frommen Menſchen. Daß ich aufrichtig ſeye gegen dich meinen GOtt und Hertzen-Kündiger, das Bö- ſe meide und das Gute thue, ſo weit ichs immer in dieſem Stückwerck durch deine Gnade bringen kan, und denn auch ehrlich und redlich, liebreich und
wohl-
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um ein gut Gewiſſen.
und ſonſt keinen, weder zur Rechten noch zur Lin-
cken. Ach GOtt! bewahre mich doch, daß ich
nicht vorſetzlich was Böſes dencke, rede oder thue,
damit ich meine Seele nicht in Unruh ſetze, und
ſtrafbar erfunden werde, wenn ich meinen Wandel
prüfe. Und was ſollte es mich helffen, wenn ich
wollte meine Sünden bedecken? Da ein Gewiſſen
in mir wohnet, das ſo gut iſt als tauſend Zeugen,
und wenn ich meine Sünden auch ſollte entſchuldi-
gen, und mich überreden wollen, daß ſie ſo viel nicht
zu bedeuten hätten, ſo würde mir doch mein Gewiſ-
ſen einen heimlichen Verweis über den andern ge-
ben, und mir dein Wort vorhalten, welches nicht
lügen noch trügen kan: Und wann ichs auch wollte
durch das elende Getümmel der Welt einſchläfern,
und ſeine Sprache nicht hören, ſo würde doch eine
Zeit kommen, da ichs wohl hören müßte, und als-
dann meine Sünden, die mir die verführiſche
ſchmeichelnde Welt ſo klein machte, in ihrer entſetzli-
chen Gröſſe vorſtellen. Ach bewahre mich, mein
GOtt! in Gnaden, vor ſolchen Künſten und Rän-
cken des betrüglichen Hertzens, die vor der Sonne
der Gerechtigkeit wie Wachs zerſchmeltzen. Gieb,
daß ich mich vielmehr übe, ein gutes Gewiſſen zu ha-
ben und zu behalten, vor dir, o GOtt! und allen
frommen Menſchen. Daß ich aufrichtig ſeye gegen
dich meinen GOtt und Hertzen-Kündiger, das Bö-
ſe meide und das Gute thue, ſo weit ichs immer in
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Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/435>, abgerufen am 02.07.2024.
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