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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

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Gebett
Blutes hab ich zu überwinden! Was vor eine Men-
ge heiliger Pflichten hab ich noch in Acht zu nehmen,
gegen dich dem heiligen GOTT und gegen meinen
Nächsten! Ach GOTT! könnte ich die Zeit zurück
ruffen, die ich in meiner eitelen Jugend so unnützlich
zugebracht, wie wollte ich sie so kostbar und theuer
halten! gieb mir, mein Vatter! die Gnade, alles
Versäumte wieder einzuholen, und meine Zeit, die
ich noch zu leben habe, desto fleißiger anzuwenden,
das eine recht zu thun, was nöthig ist, daß mir ewig
möge wohl seyn. Ein jeder Puls-Schlag erinnert
mich meiner nach dem Ende zulauffenden Gnaden-
Zeit: Gieb mir die Weisheit die um deinen Thron
ist, daß ich am ersten trachte nach deinem Reich und
dessen Gerechtigkeit, und auch die Stunde verloh-
ren achte, darinn ich nicht vor mich kommen bin in
meinem Christenthum, und in Busse, Glauben
und gottseligem Wandel, immer fleißig fortgeh, bis
ich zu dir, o GOtt! in Zion komme, Amen.

Gebett um ein gut Gewissen.
2 Cor. 2, 12. Das ist unser Ruhm, daß wir haben das Zeugniß eines guten
Gewissens vor GOtt.

OAllwissender GOtt! dessen Auge alles siehet,
was wir thun, dessen Ohr alles höret, was
wir reden, und der du auch die allerverborgensten
Gedancken unsers Hertzens prüfest! Du hast einen
untrüglichen Zeugen der Wahrheit in unser Hertz ge-
setzet, und einen inwendigen Lehrer, der uns im-
mer zurufft: Diß ist der Weg, den sollt du gehen,

und

Gebett
Blutes hab ich zu überwinden! Was vor eine Men-
ge heiliger Pflichten hab ich noch in Acht zu nehmen,
gegen dich dem heiligen GOTT und gegen meinen
Nächſten! Ach GOTT! könnte ich die Zeit zurück
ruffen, die ich in meiner eitelen Jugend ſo unnützlich
zugebracht, wie wollte ich ſie ſo koſtbar und theuer
halten! gieb mir, mein Vatter! die Gnade, alles
Verſäumte wieder einzuholen, und meine Zeit, die
ich noch zu leben habe, deſto fleißiger anzuwenden,
das eine recht zu thun, was nöthig iſt, daß mir ewig
möge wohl ſeyn. Ein jeder Puls-Schlag erinnert
mich meiner nach dem Ende zulauffenden Gnaden-
Zeit: Gieb mir die Weisheit die um deinen Thron
iſt, daß ich am erſten trachte nach deinem Reich und
deſſen Gerechtigkeit, und auch die Stunde verloh-
ren achte, darinn ich nicht vor mich kommen bin in
meinem Chriſtenthum, und in Buſſe, Glauben
und gottſeligem Wandel, immer fleißig fortgeh, bis
ich zu dir, o GOtt! in Zion komme, Amen.

Gebett um ein gut Gewiſſen.
2 Cor. 2, 12. Das iſt unſer Ruhm, daß wir haben das Zeugniß eines guten
Gewiſſens vor GOtt.

OAllwiſſender GOtt! deſſen Auge alles ſiehet,
was wir thun, deſſen Ohr alles höret, was
wir reden, und der du auch die allerverborgenſten
Gedancken unſers Hertzens prüfeſt! Du haſt einen
untrüglichen Zeugen der Wahrheit in unſer Hertz ge-
ſetzet, und einen inwendigen Lehrer, der uns im-
mer zurufft: Diß iſt der Weg, den ſollt du gehen,

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[412/0434] Gebett Blutes hab ich zu überwinden! Was vor eine Men- ge heiliger Pflichten hab ich noch in Acht zu nehmen, gegen dich dem heiligen GOTT und gegen meinen Nächſten! Ach GOTT! könnte ich die Zeit zurück ruffen, die ich in meiner eitelen Jugend ſo unnützlich zugebracht, wie wollte ich ſie ſo koſtbar und theuer halten! gieb mir, mein Vatter! die Gnade, alles Verſäumte wieder einzuholen, und meine Zeit, die ich noch zu leben habe, deſto fleißiger anzuwenden, das eine recht zu thun, was nöthig iſt, daß mir ewig möge wohl ſeyn. Ein jeder Puls-Schlag erinnert mich meiner nach dem Ende zulauffenden Gnaden- Zeit: Gieb mir die Weisheit die um deinen Thron iſt, daß ich am erſten trachte nach deinem Reich und deſſen Gerechtigkeit, und auch die Stunde verloh- ren achte, darinn ich nicht vor mich kommen bin in meinem Chriſtenthum, und in Buſſe, Glauben und gottſeligem Wandel, immer fleißig fortgeh, bis ich zu dir, o GOtt! in Zion komme, Amen. Gebett um ein gut Gewiſſen. 2 Cor. 2, 12. Das iſt unſer Ruhm, daß wir haben das Zeugniß eines guten Gewiſſens vor GOtt. OAllwiſſender GOtt! deſſen Auge alles ſiehet, was wir thun, deſſen Ohr alles höret, was wir reden, und der du auch die allerverborgenſten Gedancken unſers Hertzens prüfeſt! Du haſt einen untrüglichen Zeugen der Wahrheit in unſer Hertz ge- ſetzet, und einen inwendigen Lehrer, der uns im- mer zurufft: Diß iſt der Weg, den ſollt du gehen, und

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Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/434>, abgerufen am 22.11.2024.