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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

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Gebett eines der gern fromm werden will,
um Wahrnehmung der Gnaden-Zeit.
Psalm 95, 8. Heute, so ihr seine Stimme höret, so verstocket eure Hertzen nicht.

OEwiger und unveränderlicher GOtt! du blei-
best wie du bist, und deine Jahre nehmen
kein Ende, aber unsere Jahre und Tage vergehen,
wir eilen, als flögen wir davon, und ein Augen-
blick kan uns aus der Zeit in die unendliche Ewigkeit
versetzen. Ach bewahre mich doch, mein GOtt!
daß ich nicht sey unter der Zahl der Menschen, die
ihre Lebens-Zeit mit unnützen Verrichtungen zubrin-
gen, die nichts helffen zu ihrer Seligkeit, und die
allein das Irdische suchen: Sondern laß mich mei-
ne kurtze Gnaden-Zeit wohl in Acht nehmen, ehe ich
dahin fahre und nicht mehr da sey: Was hie ver-
säumt wird, das bleibt ewig versäumt, darum laß
mich bey Zeiten verrichten das grosse und über alle
Massen wichtige Werck, das ich wünsche auf ewig
gethan zu seyn, und meiner Seelen Heyl und Se-
ligkeit schaffen mit Furcht und Zittern: Ach ich fin-
de noch gar viel Philister in dem Canaan meines
Hertzens, die ich zu vertilgen, keine Zeit zu versäu-
men habe: Wie viel fehlet mir noch, zu wachsen an
der Erkänntniß! Wie viel fehlet mir noch an Heilig-
keit des Willens! Wie viel ist noch zu ringen, daß
ich eingehe durch die enge Pforte! Was vor Zeit
und Mühe hab ich noch anzuwenden, dem Him-
melreich Gewalt zu thun, daß ichs zu mir reisse!
Wie viel gesährliche Versuchungen Fleisches und

Blutes
Gebett eines der gern fromm werden will,
um Wahrnehmung der Gnaden-Zeit.
Pſalm 95, 8. Heute, ſo ihr ſeine Stimme höret, ſo verſtocket eure Hertzen nicht.

OEwiger und unveränderlicher GOtt! du blei-
beſt wie du biſt, und deine Jahre nehmen
kein Ende, aber unſere Jahre und Tage vergehen,
wir eilen, als flögen wir davon, und ein Augen-
blick kan uns aus der Zeit in die unendliche Ewigkeit
verſetzen. Ach bewahre mich doch, mein GOtt!
daß ich nicht ſey unter der Zahl der Menſchen, die
ihre Lebens-Zeit mit unnützen Verrichtungen zubrin-
gen, die nichts helffen zu ihrer Seligkeit, und die
allein das Irdiſche ſuchen: Sondern laß mich mei-
ne kurtze Gnaden-Zeit wohl in Acht nehmen, ehe ich
dahin fahre und nicht mehr da ſey: Was hie ver-
ſäumt wird, das bleibt ewig verſäumt, darum laß
mich bey Zeiten verrichten das groſſe und über alle
Maſſen wichtige Werck, das ich wünſche auf ewig
gethan zu ſeyn, und meiner Seelen Heyl und Se-
ligkeit ſchaffen mit Furcht und Zittern: Ach ich fin-
de noch gar viel Philiſter in dem Canaan meines
Hertzens, die ich zu vertilgen, keine Zeit zu verſäu-
men habe: Wie viel fehlet mir noch, zu wachſen an
der Erkänntniß! Wie viel fehlet mir noch an Heilig-
keit des Willens! Wie viel iſt noch zu ringen, daß
ich eingehe durch die enge Pforte! Was vor Zeit
und Mühe hab ich noch anzuwenden, dem Him-
melreich Gewalt zu thun, daß ichs zu mir reiſſe!
Wie viel geſährliche Verſuchungen Fleiſches und

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[411/0433] Gebett eines der gern fromm werden will, um Wahrnehmung der Gnaden-Zeit. Pſalm 95, 8. Heute, ſo ihr ſeine Stimme höret, ſo verſtocket eure Hertzen nicht. OEwiger und unveränderlicher GOtt! du blei- beſt wie du biſt, und deine Jahre nehmen kein Ende, aber unſere Jahre und Tage vergehen, wir eilen, als flögen wir davon, und ein Augen- blick kan uns aus der Zeit in die unendliche Ewigkeit verſetzen. Ach bewahre mich doch, mein GOtt! daß ich nicht ſey unter der Zahl der Menſchen, die ihre Lebens-Zeit mit unnützen Verrichtungen zubrin- gen, die nichts helffen zu ihrer Seligkeit, und die allein das Irdiſche ſuchen: Sondern laß mich mei- ne kurtze Gnaden-Zeit wohl in Acht nehmen, ehe ich dahin fahre und nicht mehr da ſey: Was hie ver- ſäumt wird, das bleibt ewig verſäumt, darum laß mich bey Zeiten verrichten das groſſe und über alle Maſſen wichtige Werck, das ich wünſche auf ewig gethan zu ſeyn, und meiner Seelen Heyl und Se- ligkeit ſchaffen mit Furcht und Zittern: Ach ich fin- de noch gar viel Philiſter in dem Canaan meines Hertzens, die ich zu vertilgen, keine Zeit zu verſäu- men habe: Wie viel fehlet mir noch, zu wachſen an der Erkänntniß! Wie viel fehlet mir noch an Heilig- keit des Willens! Wie viel iſt noch zu ringen, daß ich eingehe durch die enge Pforte! Was vor Zeit und Mühe hab ich noch anzuwenden, dem Him- melreich Gewalt zu thun, daß ichs zu mir reiſſe! Wie viel geſährliche Verſuchungen Fleiſches und Blutes

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Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/433>, abgerufen am 22.11.2024.